Baricitinib: Wirksamkeit bei älteren Patienten nicht eingeschränkt

Kann ein höheres Lebensalter der Grund sein, Patienten mit rheumatoider Arthritis (RA) zielgerichtete Therapien vorzuenthalten? Auf keinen Fall, meinen die Autoren einer Publikation zur Wirksamkeit und Sicherheit von Baricitinib bei Patienten unterschiedlicher Altersgruppen.

"Alter ist keine Kontraindikation" bei rheumatoider Arthritis

Kann ein höheres Lebensalter der Grund sein, Patienten mit rheumatoider Arthritis (RA) zielgerichtete Therapien vorzuenthalten? Auf keinen Fall, meinen die Autoren einer Publikation zur Wirksamkeit und Sicherheit von Baricitinib bei Patienten unterschiedlicher Altersgruppen.

RA kann sich in jedem Lebensalter manifestieren. Die Prävalenz steigt jedoch mit zunehmendem Alter an – und üblicherweise bleibt die Krankheitsaktivität dann über viele Jahre hinweg bestehen. Oftmals treten Symptome auch erst jenseits des 60. Lebensjahres auf. Müssen ältere RA-Patienten aufgrund von Komorbiditäten Medikamente einnehmen, können diese mit den zur RA-Therapie eingesetzten Medikamenten interagieren. Therapeutische Entscheidungen werden hierdurch erschwert. Darüber hinaus herrscht die verbreitete Wahrnehmung, dass zur Rheumatherapie eingesetzte Medikamente bei älteren Menschen weniger wirksam seien als bei jüngeren und Nebenwirkungen häufiger auftreten und auch schwerer seien.

So gibt es zum Beispiel Hinweise aus einer Studie, denen zufolge ältere RA-Patienten die Behandlung mit biologischen krankheitsmodifizierenden antirheumatischen Medikamenten (bDMADRs) überproportional häufig aufgrund von Nebenwirkungen absetzen. Dies wird durch andere Studien allerdings nicht bestätigt. Nach Daten einer weiteren Analyse erhalten ältere Patienten weniger häufig konventionelle synthetische DMARDs (csDMARDs) und werden deshalb möglicherweise nicht optimal behandelt. Berichten zufolge sprechen ältere Patienten mit RA aber ebenso gut auf Methotrexat (MTX) sowie Tumor-Nekrose-Faktor-(TNF)-alpha-Inhibitoren plus MTX an wie jüngere Patienten.

Umfangreiches Phase III-Studienprogramm

Erweitert wurden die Möglichkeiten der RA-Therapie im Februar letzten Jahres durch die Einführung des oral einzunehmenden selektiven Januskinase (JAK)-Inhibitors Baricitinib, zu dem Daten aus einem umfangreichen Phase III-Studienprogramm vorliegen. Darin eingeschlossen waren Patienten mit unzureichendem Ansprechen auf TNF-Inhibitoren (Studie RA-BEACON), csDMARDs (RA-BUILD) oder MTX (RA-BEAM) sowie csDMARD-naive Patienten (RA-BEGIN).

In der 24-wöchigen RA-BUILD-Studie wurden 684 Patienten randomisiert im Verhältnis 1:1:1 der einmal täglichen Einnahme von Placebo oder Baricitinib in der Dosierung von 2mg oder 4mg zugeordnet. In der 52-wöchigen RA-BEAM-Studie hatten 1.305 Patienten randomisiert im Verhältnis 3:3:2 einmal täglich ein orales Placebo, einmal täglich 4mg Baricitinib p.o. oder alle zwei Wochen Adalimumab als subkutane Injektion erhalten. Patienten beider Studien hatten die Basistherapie mit csDMARDs (einschließlich MTX) fortgesetzt.

Primärer Endpunkt der Studien war eine mindestens 20%ige Besserung der Symptomatik im American College of Rheumatology-Score (ACR20-Ansprechen) zu Woche 12. Wichtigste sekundäre Endpunkte waren ein ACR50/70-Ansprechen, die Verbesserung im Disease Activity-Score auf der Basis von 28 Gelenken (DAS28) in Verbindung mit Veränderungen des hoch-sensitiven C-reaktiven Proteins (hsCRP; DAS28-hsCRP-Ansprechen), die mit dem HAQ-DI (Health Assessment Questionnaire-Disability Index) erhobene Lebensqualität sowie der Anteil der Patienten, die eine niedrige Krankheitsaktivität (Low Disease Activity, LDA) oder die komplette Remissionen erreichten.

Wirksamkeit in allen Altersgruppen vergleichbar

In der vorliegenden Post-Hoc-Analyse wurden die RA-BUILD- und die RA-BEAM-Studie daraufhin ausgewertet, inwieweit sich Ansprechen und Verträglichkeit bei Patienten verschiedener Altersgruppen voneinander unterscheiden. In die gepoolte Auswertung gingen dabei nur Daten der 1.989 Patienten ein, die Placebo (n=716) oder einmal täglich 4mg Baricitinib (n=714) erhalten hatten. Sie wurden in die drei Altersgruppen <50 Jahre, ≥50 bis <65 Jahre und ≥65 Jahre eingeteilt. In der obersten Altersgruppe hatten 113 Patienten Placebo und 136 Patienten 4mg Baricitinib erhalten.

Gemessen anhand des ACR20-Ansprechens war die Wirksamkeit in allen drei Altersgruppen vergleichbar – mit einer Ansprechrate unter Baricitinib von 69% bei den <50-Jährigen, 66% in der mittleren Altersgruppe und 68% bei den ≥65-Jährigen. Bei den sekundären Endpunkten zeigten Patienten der obersten Altersgruppe ebenfalls kein schlechteres Ansprechen als jüngere Patienten.

Nebenwirkungen führten bei den älteren Patienten allerdings häufiger zum Absetzen der Studienmedikation – unabhängig davon, ob sie Baricitinib oder Placebo erhalten hatten. Im Verumarm betrug die Abbruchrate 8,8% bei den ≥65-Jährigen gegenüber 5,6% in der mittleren und 2,3% in der jüngsten Altersgruppe. Die Häufigkeit schwerer Nebenwirkungen lag in der gleichen Größenordnung. Schwere Infektionen traten unter Baricitinib bei den ≥ 65-jährigen Patienten mit 2,9% numerisch ebenfalls häufiger auf als bei Patienten der mittleren Altersgruppe (0,6%) oder bei den >50-Jährigen (1,2%).

"Alter ist keine Kontraindikation für zielgerichtete Therapien, einschließlich Baricitinib", schlussfolgern die Autoren der Publikation. Angesichts von Komorbiditäten und einer möglicherweise veränderten Pharmakokinetik sollten ältere Patienten mit RA aber besonders aufmerksam verfolgt werden.

Referenz:
Fleischmann R, Alam J, Arora V, et al. Safety and efficacy of baricitinib in elderly patients with rheumatoid arthritis. RMD Open 2017; 3(2): e000546.