Vielversprechend: Treat-to-Target bei axialer Spondyloarthritis

Patientinnen und Patienten mit axialer Spondyloarthritis könnten ähnlich wie Betroffene mit rheumatoider Arthritis vom Treat-to-Target-Konzept profitieren.

Treat-to-Target: Behandlung nach Zielwerten

PatientInnen mit axialer Spondyloarthritis könnten ähnlich wie Betroffene mit rheumatoider Arthritis vom Treat-to-Target-Konzept profitieren. Für diesen Ansatz sprechen die Ergebnisse der Pariser Studie „Tight Control in Spondyloarthritis“ (TICOSPA), die kürzlich auf dem virtuellen EULAR 2020 vorgestellt wurden.

Der Behandlungsansatz Treat-to-Target ist bei Erkrankungen wie Bluthochdruck, Diabetes und rheumatoider Arthritis fest etabliert. Hier richtet sich die Therapie nach klar definierten Zielwerten. Bei der axialen Spondyloarthritis hingegen ist dies bisher nicht der Fall.

Die erst vor Kurzem veröffentlichten Ergebnisse der französischen Studie TICOSPA geben nun Hinweise darauf, dass Treat-to-Target auch bei Menschen mit axialer Spondyloarthritis klinisch sinnvoll und kosteneffektiv sein könnte.

Therapie erfolgt abhängig vom ASDAS-Score

TICOSPA fand an spezialisierten Zentren in Frankreich, Belgien und den Niederlanden statt. Zwei Parameter spielten dabei eine Rolle:

Insgesamt wurden 160 Testpersonen mit axialer Spondyloarthritis und einem ASDAS > 2,1 in die Studie eingeschlossen. Die Hälfte der Teilnehmende wurde in einen TC-Arm (tight control) und die andere Hälfte in einen UC-Arm (usual care) eingeteilt. In jeder Gruppe beendeten 72 Personen das Follow-up über ein Jahr.

Im TC-Arm war dabei das Behandlungsziel mit einem ASDAS < 2,1 klar vorgegeben. Bei jedem Anstieg > 2,1 wurde die Therapie nach Schema eskaliert. Im UC-Arm hingegen erfolgte die medikamentöse Einstellung wie gehabt durch die klinische Einschätzung der RheumatologInnen.

Studien-Trends sprechen für Erfolg

Als primärer Endpunkt wurde in TICOSPA eine Verbesserung im ASAS um 30% nach einem Jahr Follow-up festgelegt. Diesen Endpunkt erreichten im TC-Arm 47% der Teilnehmenden, im UC-Arm waren es 36% (statistisch nicht signifikant). Auch Scores zur Krankheitsaktivität und Lebensqualität zeigten einen Trend Richtung TC-Therapie. 

Modell-Rechnungen zur Kosten-Effektivität zeigten zudem, dass der Treat-to-Target Ansatz insgesamt kostensparend ist, obwohl in der TC-Gruppe deutlich häufiger Biologika verschrieben wurden (56% TC versus 27% UC). Dies könnte laut den AutorInnen daran liegen, dass Rehabilitationskosten und Krankheitstage eingespart werden.

Zukünftig im Praxisalltag?

Noch ist das Treat-to-Target-Konzept nicht Alltag bei der Behandlung von PatientInnen mit axialer Spondyloarthritis. In Zukunft könnte sich dies aufgrund der vorliegenden Untersuchung ändern. Die AutorInnen sind sich jedoch einig, dass zunächst weitere Studien folgen müssen, die diese Strategie überprüfen und verifizieren.

Allerdings wird es nicht einfach sein, eine engmaschige Betreuung, wie sie im TC-Arm mit Ambulanzbesuchen alle 4 Wochen erfolgte, im alltäglichen Ablauf einer rheumatologischen Praxis einzubauen.

Quelle:
1. Clinical trial establishes benefits of treat-to-target in axial spondyloarthritis. EUROPEAN E-CONGRESS OF RHEUMATOLOGY 2020, from 3 June.. eularcongressnews.com
2. Mitchel Zoler; TICOSPA: Efficacy of treat-to-target strategy suggested in axial spondylarthritis, June 11, 2020, Conference Coverage

* Der ASDAS umfasst Fragen zu Rückenschmerz, Gelenkschwellung und Dauer der Morgensteifigkeit. Zudem fließt der CRP-Wert in den Score ein. Ein ASDAS > 2,1 steht für eine hohe Krankheitsaktivität.