1. Foy, S. P.et al. Nature https://doi.org/10.1038/s41586-022-05531-1 (2022)
CRISPR/Cas9 ermöglicht erstmals, DNA-Sequenzen schnell und zielgenau zu verändern. Es wurde nun beim Menschen eingesetzt, um bestimmte Gene zu verändern, damit das humane Immunsystem Tumorzellen effektiver angreifen kann. Mit dem Einbau von Gensequenzen in körpereigene Immunzellen werden diese nun so umgelenkt, dass sie Mutationen in den eigenen Zellen eines Patienten erkennen können. Dr. Ribas meinte bescheiden, das wäre ein erster großer Erfolg bei der Entwicklung einer personalisierten Krebsbehandlung.
Dazu muss man wissen, dass das menschliche Immunsystem grundsätzlich über bestimmte Rezeptoren der Immunzellen verfügt, die Krebszellen spezifisch erkennen und sie von normalen, gesunden Zellen unterscheiden können. Diese sind allerdings bei jedem Patienten anders. Die Rezeptoren brauchen noch dazu eine Verstärkung, denn Krebszellen tarnen sich häufig sehr geschickt, um dem körpereigenen Abwehrsystem zu entkommen.
Die Forscher isolierten die Krebszellen außerhalb des Körpers und klonten sie. Dabei wurden vorhandene Immunzell-Rezeptoren ausgeschaltet und jene eingefügt, die zur spezifischen Erkennung von Krebszellen nützlich sind. Die veränderten Immunzellen wurden dem Patienten im Anschluss wieder zugeführt.
Ich fragte Ribas zuerst, warum er nicht noch mehr Probanden getestet habe. Er meinte, leider wäre es sehr komplex, mehr Patienten für die Testung zu finden. Und der Zeitdruck! Aber immerhin hatten sie 16 Patienten mit verschiedenen soliden Tumorarten – darunter Dickdarm-, Brust- und Lungenkrebs. Er verwies auf den Artikel für Details. Ihnen wäre nach dem ersten Erfolg gesagt worden: “GREAT NEWS! Informiert alle Kollegen möglichst schnell!” Nature hatte natürlich knallharte Qualitätskriterien… Natürlich bräuchte man viel mehr Probanden für Statistiken!
Aus dem Blut der Patienten wurden laut Nature Immunzellen isoliert und die Gene ihrer Rezeptoren sequenziert. Die Forscher fanden insgesamt 175 neu isolierte krebsspezifische Immun-Rezeptoren, die dann wieder in das Immunsystem eingeschleust werden konnten.Frage: War das zu erwarten? Niemand wusste es so richtig vorher! Die geneeditierten Immunzellen wurden den Patienten nach einer vorbereitenden Chemotherapie verabreicht.
Und wie steht es um Nebenwirkungen?
"Wie erwartet! Wie auch im Paper geschrieben: Die Nebenwirkungen der Chemotherapie und bei zwei Patienten Nebenwirkungen durch die gentechnisch veränderten Zellen. Ein Patient bekam Fieber und Schüttelfrost, bei einem anderen trat eine leichte Verwirrtheit auf. Beide erholten sich aber rasch wieder!"
Antoni Ribas
Die Entwicklung einer personalisierten Zellbehandlung für Krebs sei ohne die neu entwickelte Methode der CRISPR-Technologie nicht möglich gewesen, betont Antoni Ribas mir gegenüber und in der "Nature". Damit würde es erst möglich, Immunrezeptoren in Zellpräparaten von klinischer Qualität in einem einzigen Schritt zu ersetzen. Erstmals wurden die Ergebnisse auf der Tagung der Society for Immunotherapy of Cancer in Boston am 10.November 2022 vorgestellt.
Meine persönliche Meinung: Es wird immer spannender mit CRISPR! Danke, Professor Ribas! Ihnen und dem tollen Team weiter viel Erfolg!
1. Foy, S. P.et al. Nature https://doi.org/10.1038/s41586-022-05531-1 (2022)