Iran: Aufruf zur Rettung eines zum Tode verurteilten Arztes

Dr. Hamid Ghareh-Hassanlou und seine Frau Farzaneh wurden am 30. November nach einem Prozess verurteilt. Dem Radiologen droht nun die Hinrichtung. Internationale Ärzte und Ärzteverbände mobilisieren sich nun, um die Exekution zu verhindern.

Dr. Hamid Ghareh-Hassanlou droht nach der Verhaftung nun die Hinrichtung

Übersetzt aus dem Französischen

Anfang November wurde das Paar in ihrem Haus in Karaj, in der Nähe von Teheran, vor den Augen ihrer Tochter gewaltsam verhaftet. Sie haben an der Beerdigung von Hadis Najafi teilgenommen; eine junge Frau, die von der Polizei mit sechs Schüssen getötet wurde, als sie im September nach dem Tod von Mahsa Amini demonstrierte.

Auf dem Rückweg von der Zeremonie geriet das Paar in einen Verkehrsstau und fand sich auf einer Nebenstraße in der Nähe der Stelle wieder, an der ein Bassidschi – ein Mitglied der Miliz, die dem Korps der Islamischen Revolutionsgarden untersteht – getötet worden war.

Die Folter

Laut einer von Amnesty International zitierten Quelle folterten die Behörden das Ehepaar, um Hamid Ghareh-Hassanlou ein Geständnis zu entlocken und gleichzeitig seine Frau dazu zu zwingen, belastende Aussagen gegen ihn vorzubringen.

Hamids Bruder Hassan erklärte, dass Farzaneh solange geschlagen wurde, bis sie schließlich gestand, dass ihr Mann den Bassidschi möglicherweise getreten habe. "Sie wehrte sich am ersten Tag. Am zweiten Tag sagten sie ihr, dass sie wüssten, wo ihr Sohn sei (...) und dass sie, wenn sie nicht gestehe, dass Hamid das Opfer getreten habe, dann ihren Sohn verhaften würden, der die gleiche Folter erleiden und vielleicht getötet werden würde."

Farzaneh widerrief später ihre Aussage und erklärte vor Gericht, ihr Geständnis sei unter Folter erzwungen worden. "Das ist der einzige Beweis, den sie gegen Hamid haben", fasste Hassan zusammen. Infolge der Folterungen musste Hamid wegen innerer Blutungen operiert werden, die durch sechs Rippenbrüche verursacht wurden. Als er aus dem Krankenhaus geholt und zu seiner Gerichtsverhandlung gebracht wurde, war er immer noch sediert. 

Der Prozess 

Das Ehepaar wurde am 30. November in einem Sammelprozess, an dem 15 Personen beteiligt waren, verurteilt. Vor dem Revolutionsgericht in der Provinz Alborz schrieben die Behörden den tödlichen Angriff auf den Bassidschi allen Angeklagten zu. Hamid gehörte zu den fünf zum Tode Verurteilten. Farzaneh erhielt eine 25-jährige Haftstrafe, ohne die Möglichkeit, Besuche zu empfangen.

Die ersten beiden Anwälte des Paares hatten den Fall aufgegeben, nachdem sie von Mitarbeitern des Geheimdienstes bedroht worden waren. Hamid und Farzaneh wurden daher von einem Anwalt verteidigt, der von den Behörden als Pflichtverteidiger eingesetzt wurde. Laut Hamids Bruder war es dieser Anwalt, der trotz gegenteiliger ärztlicher Gutachten entschied, dass Hamid verhandlungsfähig sei.

"Der Gerichtsmediziner hat gesagt, dass Hamid nicht vor Gericht anwesend sein könne, dass er nicht einmal einen Videoanruf bekommen könne.' Deshalb war er bei der ersten Sitzung im Prozess nicht anwesend, aber sie haben ihn trotzdem für die zweite Sitzung ins Gericht gebracht." Der Prozess dauerte nur wenige Augenblicke. Er war öffentlich, aber nur dem Regime angeschlossene Medien waren zugelassen. 

Die Petition

Hooman Hosseini Nik, ein kanadischer Radiologe, absolvierte seine Assistenzzeit im Iran bei Hamid Ghare-Hassanlou. Er erklärt, dass es keine Beweise gegen das Paar gibt. Seinen Freund lobt er als "einen sehr ethischen und professionellen Arzt", "eine bescheidene Person" und erklärt, dass Hamid und Farzaneh drei Schulen in abgelegenen Gemeinden im Süden des Iran gebaut haben.

"Wir arbeiten jetzt daran, sein Leben zu retten", sagte Saeed Zavareh, ein weiterer Arzt. Der Facharzt für Innere Medizin, der seit 20 Jahren in Vancouver lebt, hat immer noch enge Kontakte mit dem Iran. Er versucht, Ärzteverbände auf der ganzen Welt zu mobilisieren. "Wir haben gehört, dass sie seine Hinrichtung planen, bevor wir ihm helfen können", sagt er.

Mehrere Petitionen fordern die Freilassung des Ehepaars. Zwei Petitionen von change.org haben bereits über 143.000 Unterschriften gesammelt:

Eine andere, die von Dr. Mohammad K. Attari auf Twitter verbreitet wurde, richtet sich speziell an Ärzte und Angehörige der Gesundheitsberufe.

Referenzen:

  1. Global News – ‘Oppressions and injustice’: Canadians want fair trial for imprisoned Iranian philanthropists
  2. Amnesty International – Iran: Death penalty sought in sham trials
  3. Amnesty International – Iran : Action urgente, 28 personnes risquent l'exécution
  4. Radio Farda – Brother Of Iranian Doctor Handed Death Sentence Says Wife's Confession Came After She Was Tortured
  5. Dominik Metzger – Iran: When a friend is sentenced to death