Bund startet Dekade gegen postinfektiöse Erkrankungen

Die Bundesregierung legt eine Forschungsdekade auf, um ME/CFS und andere postinfektiöse Erkrankungen besser zu verstehen und neue Therapien zu ermöglichen.

Bund startet Dekade gegen postinfektiöse Erkrankungen

Mit der Ausrufung der Dekade gegen postinfektiöse Erkrankungen wollen die Bundesministerien für Gesundheit und Forschung eine wissenschaftliche Grundlage zur Entwicklung kausal wirkender Therapien ermöglichen und insbesondere die Versorgung von Patienten mit verbessern. 

Der Startschuss im Rahmen einer Expertentagung gemeinsam mit den beiden Ministerien am heutigen Mittwoch sei ein wichtiges Signal der Fachwelt und der Bundesregierung für die rund 1,5 Millionen betroffenen Menschen in Deutschland, sagte Bundesgesundheitsministerin Nina Warken. Dies sei die klare Botschaft, dass der Wunsch nach wirksamen Therapien ernst genommen werde.

Bundesgesundheitsministerin betonte, dass es keine Abstriche bei der bisherigen Förderung der Versorgung geben werde. Dazu unterstützt das Bundesgesundheitsministerium insgesamt 34 Forschungsprojekte mit einem Gesamtvolumen von 118 Millionen Euro bis 2028. Hinzu kommen 16 Projekte, die der Gemeinsame Bundesausschuss über den Innovationsausschuss finanzieren soll.

Ferner hat eine Expertengruppe als Soforthilfe einen Therapiekompass entwickelt, der Ärzte über bereits bestehende, aber nur symptomatisch wirkende Behandlungsoptionen informieren soll. Darüber hinaus wurden vier Arzneimittel-Wirkstoffe von Experten identifiziert, die als Therapiemöglichkeiten in Frage kommen. Nun soll der Gemeinsame Bundesausschuss darüber entscheiden, ob der Einsatz dieser Arzneimittel als Leistung der gesetzlichen Krankenversicherung im Off-Label-Use möglich wird.

Forschungsbudget von 500 Millionen Euro

Da es aber bislang an kausal wirksamen und evidenzbasierten Therapien fehle, sei eine langfristig angelegte intensive Forschung notwendig, so Bundesforschungsministerin Dorothee Bär. Bislang gebe es auch international nirgendwo ein ausreichendes Verständnis für postinfektiöse Erkrankungen, insbesondere ME/CFS. Zugrunde liegen möglicherweise sehr unterschiedliche Erkrankungsformen, die auch zu entsprechend differenzierten Therapien führen müssten.

Wesentlich ist zunächst, ein genaueres Verständnis der Krankheiten zu gewinnen, um auf Basis erweiterten Wissens Therapieansätze zu finden. Der Wunsch nach raschen Lösungen sei aus der Sicht der Betroffenen verständlich, so Bär, im Interesse der Sicherheit der aufgrund ihrer Krankheit geschwächten und entsprechend vulnerablen Patienten sei aber auch der Nachweis der Sicherheit von hoher Bedeutung.

Für die Forschungsdekade von 2026 bis 2036 stellt das Bundesforschungsministerium 500 Millionen Euro bereit. Gefördert werden sollen unter anderem die Gewinnung neuer Forschungsdaten mithilfe von Genomanalysen und Künstlicher Intelligenz, die Unterstützung klinischer Studien und die gezielte Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses. 

Die Deutsche Gesellschaft für ME/CFS und Deutschland (LCD) begrüßt die Initiative der Bundesregierung. „Wir haben in den letzten Jahren viel über postinfektiöse Krankheiten gelernt. Einige der international führenden Forschenden auf dem Gebiet sind in Deutschland tätig. Die Forschungsdekade wird es ihnen ermöglichen, langfristig zu planen und dringend notwendige Studien durchzuführen, mit denen sie zum Teil schon in den Startlöchern stehen“, so LCD-Sprecherin Mia Diekow.