NC, TMS, Warteliste - Medizinstudium 2022

Der NC war lange der entscheidende Faktor bei der Bewerbung zum Medizinstudium. Nun haben sich die Zulassungsregeln verändert, ab 2022 entfällt auch noch die Warteliste. Was sich damit bei der Bewerbung verändert.

Welche Voraussetzungen müssen bei der Bewerbung erfüllt werden?

Das Medizinstudium ist einer der beliebtesten Studiengänge in Deutschland. Auf einen Studienplatz kommen vier ZV-Bewerbungen, auf die ein strenges Auswahlverfahren folgt, bei dem der NC ein entscheidender Faktor ist. Seit 2020 wurde der Einfluss des NC durch neue Regeln vermindert. Ab 2022 entfällt auch noch die Warteliste. Was sich damit bei der Bewerbung verändert.

Das Medizinstudium gehört in Deutschland zu den beliebtesten Studiengängen, denn Ärztinnen und Ärzte zählen hierzulande zu den Top-Verdienenden. Das spiegelt sich auch bei der Bewerbung um einen Studienplatz wider. Im Wintersemester 2019/2020 bewarben sich in Deutschland an den zu diesem Zeitpunkt 36 staatlichen Universitäten und 4 privaten Hochschulen mit dem Studiengang Humanmedizin 41.791 Menschen allein über das Zentrale Verfahren (ZV) um einen der 9.458 Plätze.1 Damit kamen auf jeden Studienplatz vier ZV-Bewerbungen.

1. Definition: Was ist der NC für das Medizinstudium?

Ein entscheidender Faktor für die Zulassung zum Medizinstudium ist bisher der NC gewesen. Ein NC (Numerus Clausus) wird eingeführt, wenn die Zahl der Bewerbungen die Zahl der Studienplätze überschreitet. Dann erhält nur eine beschränkte Anzahl von Bewerbenden durch ein Auswahlverfahren eine Zulassung für das Studium. In Deutschland richtet sich der NC nach der Abiturbestnote. An den staatlichen Universitäten in Deutschland galt zum Wintersemester 2019/20 für die Zulassung zum Medizinstudium die Abiturnote 1,0 als NC, in den Bundesländern Niedersachsen und Schleswig-Holstein war es ein NC von 1,1.2

2. In welchem Bundesland gilt welcher NC für das Medizinstudium?

Der NC für einen Studiengang an einer Universität ergibt sich bei jedem Zulassungsverfahren neu. Das Bundesland hat darauf keinen Einfluss. Aber es kann aus dem NC für den Studiengang an seinen Universitäten einen Gesamtdurchschnitt berechnen, der Bewerbenden als Anhaltspunkt dient. Seit 2020 gelten in Deutschland neue Zulassungsregeln für das Medizinstudium, bei denen nicht mehr nur die Abiturnote als NC mit einfließt. Nun entscheiden zu 30 Prozent die Abiturnote, zu 60 Prozent das interne Auswahlverfahren der Hochschulen (AdH) und zu 10 Prozent eine zusätzliche Eignungsquote (ZEQ) darüber, ob eine Bewerbender einen Studienplatz für das Medizinstudium erhält.3 An den Universitäten selbst gibt es noch einmal unterschiedliche Kombinationen bei der Verteilung dieser drei Quoten. Mit der Wertung des AdH bekommen so auch diejenigen eine Chance, die keine Abiturbestnote haben, aber zum Beispiel vor der Bewerbung zum Medizinstudium eine studienrelevante Ausbildung gemacht haben. Am höchsten wird die Berufsausbildung mit 60 Punkten an der Universität Greifswald bewertet, am wenigsten mit 3 Punkten an den Universitäten Augsburg und Bochum.4

3. Staatliche Universitäten in Deutschland mit dem Studiengang Humanmedizin5

3.1. Auflistung nach Bundesland

Bundesland Universität/ Hochschule
Baden-Württemberg Albert-Ludwigs-Universität Freiburg
Universität Heidelberg
Universiät Mannheim
Eberhard Karls Universität Tübingen
Universität Ulm
Bayern Universität Augsburg
Friedrich-Alexander Universität Erlangen-Nürnberg
Ludwig-Maximilians-Universität München
Universität Regensburg
Julius-Maximilians-Universität Würzburg
Berlin Charité Universitätsmedizin Berlin
Hamburg Universität Hamburg
Hessen Goethe Universität Frankfurt
Justus-Liebig-Universität Gießen
Philips-Universität Marburg
Mecklenburg-Vorpommern Universität Greifswald
Universität Rostock
Niedersachsen Georg-August-Universität Göttingen
Medizinische Hochschule Hannover
Carl-von-Ossietzky-Universität Oldenburg
Nordrhein-Westfalen RWTH Aachen University
Ruhr-Universität Bochum
Rheinische Friedrich-Wilhelms Universität Bonn
Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf
Universität Duisburg-Essen
Universität zu Köln
Westfälische Wilhelms-Universität Münster
Rheinland-Pfalz Johannes Gutenberg-Universität Mainz
Saarland Universität des Saarlandes Homburg
Sachsen Technische Universität Dresden
Universität Leipzig
Sachsen-Anhalt Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg
Schleswig-Holstein Christian-Albrechts-Universität zu Kiel
Universität zu Lübeck
Thüringen Friedrich-Schiller-Universität Jena

4. Abschneiden beim TMS entscheidet über die Zulassung zum Medizinstudium

In das AdH fließen auch die Ergebnisse aus dem Test für medizinische Studiengänge (TMS) ein. Dieser freiwillige Studieneignungstest, auch Medizinertest genannt, muss seit dem Sommersemester 2020 an allen medizinischen Fakultäten angeboten werden. Mit dem TMS soll besser eingeschätzt werden können, ob ein Bewerber das Medizinstudium auch erfolgreich beenden wird. Der TMS ist in mehrere Tests unterteilt, die jeweils zwischen 10 und 60 Minuten dauern. So wird ermittelt, wie hoch die Leistungsfähigkeit unter Zeitdruck ist, wie gut naturwissenschaftliche und medizinische Texte verstanden und Tabellen interpretiert werden oder wie gut die Merkfähigkeit des Bewerbenden ist. Der freiwillige TMS kostet rund 100 Euro.6 Damit kann jemand mit einem sehr gut bewerteten Test in der Rangliste für die Zulassung zum Medizinstudium vor einem Bewerbenden landen, der ein sehr gutes Abitur gemacht hat.

5. Medizinstudium ohne NC

2,9 Prozent der Abiturienten in Deutschland haben 2020 die Bestnote 1,0 erhalten und erfüllen damit den NC für das Medizinstudium.7 Für alle anderen gibt es mehrere Möglichkeiten, ohne NC ein Medizinstudium beginnen zu können.

5.1. Medizinstudium an einer privaten Hochschule

Neben den fünf deutschen privaten Hochschulen Kassel School of Medicine, Uni Witten/Herdecke, Asklepios Campus Hamburg, Paracelsus Medizinische Privatuniversität Nürnberg und Medizinische Hochschule Brandenburg gibt es zahlreiche Universitäten im europäischen Ausland, die ein Medizinstudium anbieten und bei denen der NC nicht die Zulassungsvoraussetzung ist. An der Kassel School of Medicine betragen allein die Gebühren für das Medizinstudium etwa 90.000 Euro, die Prüfungen finden ausschließlich an der Partneruniversität in Southhampton (Großbritannien)8 statt. An der Universität Witten/Herdecke kosten die 10 Semester für das Medizinstudium rund 60.000 Euro, es gibt aber auch die Möglichkeit einer einkommensabhängigen Späterzahlung.9 Aus Sicht der Universitäten profitieren die Studierenden dafür von kleineren Kursen und engerem Kontakt zu den Dozenten.10 Aber auch an den privaten Universitäten sind die Studienplätze begrenzt und die Abiturnote kann auch hier zu einem Teil einfließen. Außerdem gibt es ebenfalls hochschulinterne Auswahlverfahren für die Zulassung zum Medizinstudium, die erst einmal bestanden werden müssen.

5.2. Eignungsquote (ZEQ) ersetzt die Wartezeitquote für das Medizinstudium

Lange Zeit hat sich auch Geduld als Möglichkeit angeboten, ohne NC zum Medizinstudium zugelassen zu werden: durch die Anrechnung von Wartesemestern. Ab 2022 wird die Warteliste für das Medizinstudium endgültig abgeschafft. Bis dahin gibt es für die 15 möglichen zu berechnenden Wartesemester eine bestimmte Punktzahl, die bei der Bewerbung für den Studienplatz berücksichtigt wird. Immerhin 20 Prozent der Studienplätze wurden so vergeben. Im Studienjahr 2019/20 waren 14 Wartesemester nötig, um mit einer Abiturnote von 1,9 zum Medizinstudium zugelassen zu werden.11 Die Eignungsquote fließt nun zu 10 Prozent in das Auswahlverfahren ein. Zu den Kriterien gehören der Nachweis des bestandenen TMS, einer Berufsausbildung in einem medizinischen Beruf oder über abgeleistete Dienste.

5.3. Landarztquote ermöglicht Medizinstudium ohne NC

Weil der Hausarztmangel auf dem Land ein anhaltendes Problem darstellt, hat die Bundesregierung 2020 die Landarztquote für das Medizinstudium eingeführt. Jedes Bundesland darf den 13. Platz für ein Medizinstudium an Bewerber vergeben, deren Abiturnote den NC nicht erfüllt. Dafür verpflichten diese sich, zehn Jahre als Hausarzt in einer unterversorgten Region zu arbeiten.12 Die Landarztquote gilt bisher aber nicht in allen Bundesländern. Nordrhein-Westfalen hat das Projekt Landarztquote zum Wintersemester 2019/20 zum ersten Mal umgesetzt. Weitere Bundesländer mit Landarztquote sind Baden-Württemberg, Bayern, Mecklenburg-Vorpommern, Rheinland-Pfalz, Saarland und Sachsen-Anhalt.

5.4. Medizinstudium ohne NC bei der Bundeswehr

Für das Medizinstudium über die Bundeswehr werden pro Semester etwa 250 Plätze an zivilen Hochschulen freigehalten. Zwar gibt es für das Medizinstudium bei der Bundeswehr keinen NC, allerdings wird auch dort auf die Abiturnote Wert gelegt. Vor dem Studium ist die dreimonatige Grundausbildung zum Soldaten zu absolvieren, die eine gewisse körperliche Fitness verlangt. Die Bundeswehr finanziert das gesamte Medizinstudium und zahlt vom ersten Tag an ein festes Gehalt, Bedingung dafür ist aber die Verpflichtung für 17 Jahre und man kann innerhalb Deutschlands versetzt werden.13

Referenzen:

  1. https://www.medigate.eu/wo-medizin-studieren-in-deutschland/
  2. https://www.hochschulstart.de/fileadmin/user_upload/nc_zv_ws19.pdf
  3. https://studienwahl.de/bewerbung/auswahlverfahren/bundesweit/
  4. https://www.medigate.eu/wo-medizin-studieren-in-deutschland/
  5. www.medizinstudium.io
  6. https://www.tms-info.org/
  7. https://www.statistik-bw.de/Presse/Pressemitteilungen/2021109
  8. https://www.gesundheit-nordhessen.de/kassel-school-of-medicine/studierendenleben/finanzierung/
  9. https://studierendengesellschaft.de/studieren/studienbeitraege/
  10. https://www.asklepios.com/ach/studium-bewerbung/vor-studium/bewerbung/zulassung/
  11. https://www.target-medizin.de/bewerbung/nc-uebersicht-medizin.html
  12. https://bit.ly/34K63Ux
  13. https://www.bundeswehrkarriere.de/offizier-mit-studium/151100