Die Umfrage zeigt eine weit verbreitete Unzufriedenheit mit der Einkommenshöhe unter den befragten Hausärzten. Ein erheblicher Teil (46 %) ist mit seinem Einkommen unzufrieden (sehr unzufrieden bis eher unzufrieden), während 34 % zufrieden (eher zufrieden bis sehr zufrieden) sind. Nur 5 % äußern sich sehr zufrieden und 19 % befinden sich in der Mitte. Der hohe Anteil der Unzufriedenen unterstreicht die finanzielle Belastung, die Hausärzte empfinden.
Der jährlichen Bruttoumsatz beträgt 258.000 €, während sich die jährlichen Betriebsausgaben auf 144.000 € belaufen. Diese Ausgaben umfassen die Kosten für Geräte, Personal, Energie, Buchhaltung und Abgaben an die Ärztekammer. Nach Abzug aller Kosten bleibt am Ende ein durchschnittliches jährliches Nettoeinkommen von 60.000 € übrig. Im Vergleich dazu zeigen die Daten des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung (Zi) einen durchschnittlichen jährlichen Bruttoumsatz von rund 330.000 €. Von diesem Betrag müssen jedoch noch persönliche Steuern, Versicherungen und Altersvorsorge abgezogen werden, was das tatsächliche Nettoeinkommen erheblich mindert. Nach Abzug dieser Kosten bleibt ein jährliches Nettoeinkommen von ungefähr 82.000 € übrig.7 Die Diskrepanz zwischen dem in der Umfrage ermittelten Nettoeinkommen (60.000 €) und den Zi-Daten (82.000 €) könnte auf regionale Unterschiede, verschiedene Praxismodelle oder unterschiedliche Erhebungsmethoden zurückzuführen sein. Unabhängig davon deutet die hohe Unzufriedenheitsrate auf ein strukturelles Problem hin, das langfristig die Attraktivität des Hausarztberufs und damit die flächendeckende medizinische Versorgung gefährden könnte.
Abbildung 1:Verteilung der Brutto-Jahreseinkommen von Hausärzten in Deutschland
Das Diagramm zeigt die Verteilung des durchschnittlichen Brutto-Jahreseinkommens von Hausärzten in Deutschland, in Tausend Euro angegeben. Die häufigste Einkommensgruppe liegt zwischen 100.000 und 150.000 Euro (15%). Etwa 34 % der Hausärzte verdienen zwischen 50.000 und 90.000 Euro, während nur 1 % über eine Million Euro verdienen. Die Daten zeigen eine breite Einkommensstreuung. Eine signifikante Gruppe von Hausärzten befindet sich in der oberen Einkommenshälfte. Die gleichmäßige Verteilung der höheren Einkommensklassen (jeweils 11 %) zeigt keine drastischen Abnahmen bis zu einer Million Euro. Etwa ein Drittel der Hausärzte erzielt somit höhere Erträge.
Einkommen und Ausgaben nach Geschlecht
Die Umfrage zeigt deutliche Einkommensunterschiede zwischen den Geschlechtern: Männliche Hausärzte (n=48) erzielen einen mittleren monatlichen Reinertrag von 13.000 € abzüglich der Betriebsausgaben von 17.000 €. Am Ende bleibt ein Nettoeinkommen von 5.000 € über. Hausärztinnen (n=71) verdienen dagegen im Schnitt einen monatlichen Reinertrag von 7.000 € (ohne Betriebsausgaben) und haben mit 11.000 € deutlich geringere Betriebsausgaben, erreichen aber nur ein Nettoeinkommen von 4.000 €. Diese Geschlechterunterschiede können durch eine weitere externe Studie belegt werden: Während Ärztinnen durchschnittlich 81.750 € brutto jährlich verdienen, kommen ihre männlichen Kollegen auf 112.000 € – ein Pay Gap von rund 27 Prozent.2
Praxisinhaber (n=61) weisen mit einem monatlichen Reinertrag von 15.000 € und Betriebsausgaben von 17.500 € deutlich höhere Werte auf als angestellte Hausärzte (n=43), die ein Bruttoeinkommen von 6.000 € und Betriebsausgaben von 500 € angeben. Das monatliche Nettoeinkommen liegt im Vergleich bei: 6.000 € für Inhaber und 4.000 € für Angestellte. Der relativ geringe Unterschied im Nettoeinkommen (2.000 € mehr für Praxisinhaber) steht in keinem angemessenen Verhältnis zum deutlich höheren unternehmerischen Risiko, der Verantwortung und dem Arbeitsaufwand der Praxisführung. Dies könnte ein wichtiger Faktor für die zuvor erwähnte hohe Unzufriedenheit mit der Einkommenssituation sein und erklärt möglicherweise auch, warum der Trend zu Anstellungsverhältnissen im hausärztlichen Bereich zunimmt.
Die Umfrageergebnisse (alle Werte als Median) zeigen deutliche Unterschiede zwischen den Altersgruppen: Ärzte über 50 Jahre (n=60) erzielen ein mittleres jährliches Bruttoeinkommen (Reinertrag) von 144.000 € bei Betriebsausgaben von 216.000 €, während ihre jüngeren Kollegen unter 50 Jahren (n=57) 96.000 € (Reinertrag) brutto verdienen und 102.000 € für den Praxisbetrieb ausgeben. Die Daten zeigen, dass das Nettoeinkommen jüngerer und älterer Ärzte mit jeweils 60.000 € pro Jahr gleich hoch ist, obwohl ältere Ärzte höhere Einnahmen, aber auch entsprechend höhere Ausgaben haben.
Einkommen und Ausgaben nach Praxistyp (Einzelpraxis, BAG, MVZ)
Die Umfrageergebnisse (alle Werte als Median) zeigen folgende Unterschiede zwischen den Praxistypen: Einzelpraxisinhaber (n=47) erzielen einen Reinertrag von 15.000 € bei Betriebsausgaben von 12.000 € und einem Nettoeinkommen von 5.000 €. BAG/Gemeinschaftspraxisinhaber (n=49) haben einen Reinertrag von 8.000 €, Betriebsausgaben von 18.500 € und ein monatliches Nettoeinkommen von 4.000 €. MVZ-Praktizierende (n=15) verdienen 8.000 € (Reinertrag) brutto bei Betriebsausgaben von 2.500 € und erreichen ein Nettoeinkommen von 4.000 €. Einzelpraxen haben somit das höchste Brutto- und Nettoeinkommen, während BAG/Gemeinschaftspraxen die höchsten Betriebsausgaben aufweisen. MVZ-Ärzte haben die niedrigsten Betriebskosten, aber auch das geringste Nettoeinkommen im Vergleich zu Einzelpraxen.
Einkommen und Ausgaben nach Standort (Ländlich vs. Städtisch)
Die Umfrage (alle Werte als Median) zeigt, dass städtische Praktizierende (n=68) ein etwas höheres monatliches Bruttoeinkommen (Reinertrag) von 10.000 € aufweisen als ländliche Praktizierende (n=50) mit 8.500 €. Das monatliche Nettoeinkommen ist mit 5.000 € in beiden Regionen jedoch ähnlich. Interessanterweise geben städtische Praktizierende niedrigere Betriebsausgaben von 12.000 € an, verglichen mit 14.500 € bei ländlichen Praktizierenden.