Übergewichtige Typ-2-Diabetiker haben erhöhtes Risiko für Polyneuropathie

Die diabetische Polyneuropathie (DPN) ist eine der häufigsten Diabeteskomplikationen. Dänische Wissenschaftler haben in einer Kohortenstudie untersucht, wann die DPN bei Typ-2-Diabetes auftritt und welche Risikofaktoren zur Manifestation beitragen.

HDL-Wert ebenfalls relevanter Faktor

Die diabetische Polyneuropathie (DPN) ist eine der häufigsten Diabeteskomplikationen. 30– 50 % der Patienten sind im Laufe des Lebens davon betroffen. Dänische Wissenschaftler haben jetzt mittels einer prospektiven Kohortenstudie untersucht, wann im Verlauf die DPN bei Typ-2-Diabetes auftritt und welche Risikofaktoren zusätzlich zur Manifestation beitragen.

Mit der weltweiten Zunahme des Typ-2-Diabetes leiden auch immer mehr Patienten unter einer DPN, die das Risiko für chronische Schmerzen, Stürze, Fußulzera und Amputationen erhöht und mit einer schlechteren Lebensqualität einhergeht. Während bei Typ-1-Diabetes die Hyperglykämie klar der wichtigste Risikofaktor für eine DPN ist, scheinen bei Patienten mit Typ-2-Diabetes nach epidemiologischen Studien noch viele weitere Faktoren beteiligt zu sein. Dazu können Komponenten des metabolischen Syndroms wie Adipositas, Hypertonie, geringes HDL und Hypertriglyceridämie gehören – aber auch höheres Alter, Rauchen oder Alkoholkonsum. Nach den Ergebnissen dieser Studie sind vor allem stark übergewichtige Patienten gefährdet.

Prospektive Studie über 13 Jahre

In der prospektiven Studie wurde die Inzidenz der DPN über 13 Jahre nach der Diagnose eines im Screening aufgefallenen Typ-2-Diabetes untersucht und mit möglichen Risikofaktoren assoziiert. Genutzt wurden dabei die Daten des dänischen Arms der ADDITION*-Studie. Von den insgesamt 1.533 Teilnehmern lag bei 1.445 zu Studienbeginn ein komplettes DPN-Screening mittels MNSIQ (Michigan Neuropathy Screening Instrument questionnaire) vor. 189 Patienten (13,1 %) wiesen bereits bei Diagnosestellung eine DPN auf, die verbleibenden 1.256 Teilnehmer (Alter im Mittel 60,8 Jahre, 59 % Frauen) wurden in die Studie aufgenommen und über 13 Jahre (im Mittel 10,7 Jahre) nachverfolgt. Folgeuntersuchungen mittels MNSIQ erfolgten im Mittel nach 6,1 Jahren (73 % der Patienten), 11,4 Jahren (57 %) und 12,8 Jahren (38 %)

Gewicht, Hüftumfang und BMI sind wichtige Risikofaktoren

Die kumulative Inzidenz der DPN lag im Beobachtungszeitraum bei 10 % – entsprechend einer jährlichen Inzidenz von 0,7 % (7 Fälle pro 1.000 Personenjahre).

Folgende Faktoren bei der Eingangsuntersuchung waren mit einem erhöhten Risiko für die Entwicklung einer DPN assoziiert:

In der sensitiven Multivarianz-Analyse verblieben höheres Gewicht, Hüftumfang, BMI und ein niedriger HDL-Wert als statistisch signifikante Risikofaktoren.

Für Alkoholkonsum, Rauchen, Blutdruck und Geschlecht wurde kein Zusammenhang mit dem DPN-Risiko festgestellt. Auch spielte es offensichtlich keine Rolle, ob die Patienten im Rahmen der Studie dem intensivierten oder dem Standard-Therapiearm zugeordnet waren.

Unerwartet war der Befund, dass niedrigere LDL-Werte bei der Ausgangsuntersuchung mit einem erhöhten Risiko einhergingen. Inwieweit dies möglicherweise mit dem positiven Einfluss einer bei erhöhten LDL-Werten begonnenen Statintherapie zusammenhängt, müsste in weiteren Studien geklärt werden.

Als Limitation der Studie geben die Autoren an, dass Patienten, die im Follow-up verloren gingen, im Mittel älter und häufiger übergewichtig waren, wodurch die Inzidenz der DPN und die Effektstärke der Risikofaktoren möglicherweise noch unterschätzt wurden. (Autor Maria Weiß)

Quelle:
Andersen ST et al; Risk Factors for Incident Diabetic Polyneuropathy in a Cohrot With Screen-Detected Type 2 Diabetes Followed for 13 Years: ADDITION-Denmark; Diabtes Care 2018; DOI: https://doi.org/10.2337/dc17-206

*Anglo-Danish-Dutch study of Intensive Treatment of Diabetes in Primary Care