Polyzystisches Ovarsyndrom (PCOS) und Diabetes

Das Polyzystische Ovarsyndrom (PCOS) ist die am häufigsten vorkommende Stoffwechselstörung bei Frauen im fertilen Alter. Die Betroffenen haben ebenfalls ein hohes Risiko, an Diabetes zu erkranken.

Therapiemöglichkeiten sind vorhanden, zahlen müssen die Frauen selbst

Das Polyzystische Ovarsyndrom (PCOS) ist die am häufigsten vorkommende Stoffwechselstörung bei Frauen im fertilen Alter. Die Betroffenen haben ebenfalls ein hohes Risiko, an Diabetes zu erkranken. Auf der Pressekonferenz im Rahmen des Diabetes Kongresses 2019 in Berlin sprach Dr. Susanne Reger-Tan über die schwierige Situation der betroffenen Frauen.

Ungefähr jede achte Frau ist betroffen. Beim PCOS handelt es sich um ein Phänomen, das durch ein komplex gestörtes hormonelles Gleichgewicht gekennzeichnet ist. Es geht mit verschiedenen Symptomen wie Hyperandrogenämie, Zyklusstörungen, Ausfall der Ovulation und Unfruchtbarkeit einher. Äußerlich kann der Überschuss an männlichen Hormonen zu teilweise drastischen Veränderungen führen: Starke Körper- und Gesichtsbehaarung und Haarausfall am Kopf sind für die Patientinnen häufig eine große psychische Belastung. Hinzu kommen bei Kinderwunsch die Schwierigkeiten, überhaupt schwanger zu werden und das erhöhte Risiko, an einer Schwangerschaftsdiabetes zu erkranken oder eine Fehlgeburt zu erleiden, sollte eine Schwangerschaft eintreten. Übergewicht ist eine weitere Folge des PCOS und erhöht oft noch den Leidensdruck der Patientinnen.

Dem PCOS zugrunde liegt eine Insulinresistenz. Durch den Überschuss an Insulin im Blut wird die Entstehung von metabolischen Erkrankungen wie Typ-2-Diabetes oder Schwangerschaftsdiabetes begünstigt. Das Risiko für Diabetes ist gegenüber gesunden Frauen um das Zwei- bis Neunfache erhöht, das Risiko, eine nichtalkoholische Fettleber zu entwickeln, um das Vierfache. Damit einher geht auch ein erhöhtes Risiko für Leberzirrhose und hepatozelluläres Karzinom.

Die aktuell veröffentlichten Leitlinien zu Diagnose und Behandlung des PCOS haben das erhöhte metabolische Risiko nun explizit mit aufgenommen und empfehlen ein Diabetes-Screening bei Frauen mit PCOS. Auch die S3-Leitlinie Gestationsdiabetes der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) und der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe e.V. (DGGG) empfiehlt aktuell Maßnahmen zur frühen Detektion eines Diabetes in der Schwangerschaft für PCOS-Patientinnen. Generell gilt, dass das PCOS noch zu häufig nicht konsequent genug beachtet wird. Gerade für junge Frauen kann das erhöhte Risiko für metabolische Erkrankungen wie Diabetes erheblich belastend sein. Daher sollte eine umfassende Abklärung hinsichtlich Lebensqualität und Morbidität erfolgen. 

Trotz der Häufigkeit des Auftretens, liegen die Therapiemöglichkeiten für PCOS derzeit alle außerhalb der Zulassung, das heißt, die betroffenen Frauen müssen die Medikamente selbst bezahlen. Dennoch bestehen Möglichkeiten zur Behandlung. Ein wesentlicher Bestandteil der PCOS-Therapie ist Metformin. Dieses senkt sowohl Körpergewicht als auch das Risiko für Fehl- und Frühgeburten. Auch neue Antidiabetika, wie die Gruppe der Inkretine, erscheinen aktuell vielversprechend in Bezug auf Gewichtsverlust, viszerale Fette, nichtalkoholische Steatohepatitis und auch Ovulationsrate.

Quelle: Diabetes Kongress 2019, Dr. Susanne Reger-Tan: "Wenn zwei Stoffwechselkrankheiten zusammenkommen: Diabetes und Polyzystisches Ovarsyndrom (PCOS)", 30.05.2019