Risiko für Herzversagen in der Mammographie erkennen?

Arterienverkalkungen in der Brust werden auch in der Mammographie ersichtlich. Zu diesem Ergebnis kam die aktuelle Studie eines amerikanischen Forschungsteams. Hierin sehen die WissenschaftlerInnen eine gute Möglichkeit, frühzeitig das Risiko für Herzversagen zu erkennen.

Den Verlauf zweier Haupttodesursachen bei Frauen verändern

Arterienverkalkungen in der Brust werden auch in der Mammographie ersichtlich. Zu diesem Ergebnis kam die aktuelle Studie eines amerikanischen Forschungsteams. Hierin sehen die WissenschaftlerInnen eine gute Möglichkeit, frühzeitig das Risiko für Herzversagen zu erkennen.

Das Forschungsteam um Dr. Quan Minh Bui von der University of California betonte in einer aktuellen Forschungsarbeit den doppelten Nutzen von Mammogrammen: Durch die Scans ließe sich nicht nur Brustkrebs, sondern auch arterielle Verkalkung in der Brust erkennen. Diese Verkalkung könne gut als Marker genutzt werden, um zu erkennen, welche Frauen ein besonders hohes kardiovaskuläres Risiko aufweisen. Dr. Bui kommentierte: "Die Mammographie besitzt das Potenzial, den Verlauf zweier Haupttodesursachen für Frauen zu verändern: Brustkrebs und Herzversagen."

Der Wissenschaftler fügte hinzu: "In der Aussage 'Ein Bild sagt mehr als tausend Worte' steckt unserer Ansicht nach viel Wahrheit. Verkalkungen in den Brustarterien zu erkennen, gibt Patientinnen die Möglichkeit, frühzeitig die notwendige medizinische Hilfe zu beziehen."

Arterienverkalkungen in der Brust verdoppeln das kardiovaskuläre Risiko

In der aktuellen Untersuchung wurden die Gesundheitsdaten von 278 Patientinnen im Durchschnittsalter von 61 Jahren aus der Zeit von 2006 bis 2016 ausgewertet. Bei allen Studienteilnehmerinnen wurde jeweils im selben Jahr eine Mammographie und ein CT hinsichtlich Herzerkrankungen durchgeführt. Bei 90 Studienteilnehmerinnen (32%) lag eine Arterienverkalkung in der Brust vor, bei 19 (7%) trat Herzversagen ein.

Nach Berücksichtigung von Faktoren wie Alter, Diabetes, Bluthochdruck oder grundsätzlichen Risiken für Herzerkrankungen erkannten die ForscherInnen, dass bei Patientinnen mit Arterienverkalkung in der Brust im Vergleich zu Frauen ohne Kalkablagerungen das Risiko für Herzversagen 2,2-fach erhöht war.

Mehr klinische Symptome und schwierigere Diagnostik für Herzversagen bei Frauen

Der Mediziner Dr. Erin Michos von der John Hopkins School of Medicine weist darauf hin, dass Herzversagen bei Frauen im Vergleich zu Männern mehr klinische Symptome aufweise und deshalb oft schwieriger zu diagnostizieren sei: "Aus diesem Grund ist es ungemein wichtig, Herzversagen so gut wie möglich präventiv vorzubeugen, indem Patientinnen mit hohem Risiko frühzeitig zu erkennen und individuelle gesundheitliche Strategien für sie zu entwickeln."

Aus seiner Sicht wäre demnach erheblich davon zu profitieren, wenn sich über Mammogramme Anzeichen für ein Herzversagen-Risiko erkennen ließen. Der Mediziner merkte allerdings auch an, dass es für diesen Fall bislang noch keine konkreten Strategien gäbe.

Kardiovaskuläres Risiko bei Mammographie im Hinterkopf behalten

Das Team um Dr. Bui schlägt als nächsten Schritt vor, dass MedizinerInnen bei Patientinnen, deren Mammogramme Anzeichen arterieller Verkalkung aufweisen, auf jeden Fall das Risiko kardiovaskulärer Risiken im Hinterkopf haben sollten.

Dr. Bui kommentierte: "Zufällige Befunde von Kalkablagerungen lassen sich im Rahmen anderer diagnostischer Untersuchungen wie CT-Scans erkennen, wir stellen uns vor, dass das bei Verkalkungen in den Brustarterien nicht anders ist. Wir schlagen vor, dass solche Befunde schriftlich im Kleingedruckten auch auf einen Zusammenhang zwischen arterieller Verkalkung der Brust und kardiovaskulären Erkrankungen hinweisen."

Quelle
Bui QM et al., Breast Arterial Calcification and Risk of Heart Failure. Circulation 2019; 140(Suppl 1): A11552