Rationaler Antibiotikaeinsatz und keine Angst vor Fieber

Noch immer verordnen viele Ärzte bei Infektionen der oberen Atemwege sehr häufig Antibiotika, obgleich mehr als 95 % dieser Erkrankungen durch Viren verursacht werden, gegen welche diese Medikamente bekanntlich gar nicht wirksam sind.

Antibiotika sollten nur bei entsprechender Indikation, einer "bakteriellen Infektion", eingesetzt werden.

Noch immer verordnen viele Ärzte bei Infektionen der oberen Atemwege sehr häufig Antibiotika, obgleich mehr als 95 % dieser Erkrankungen durch Viren verursacht werden, gegen welche diese Medikamente bekanntlich gar nicht wirksam sind. Im Ergebnis eines solchen unbedarften Einsatzes nehmen die Antibiotika-Resistenzen weltweit immer weiter zu. Eltern möchten zudem, dass ihre Kinder schnell wieder schulfähig werden, weshalb sie die Praxis ohne Medikament nicht verlassen wollen. Doch sind Antibiotika dann wirklich alternativlos? Mit Pelargonium gibt es ein wirksames Phytotherapeutikum zur Behandlung von Infektionen der oberen Atemwege – eine alternative Therapieoption und ein Beitrag zu weniger Antibiotikaverbrauch.   

In Deutschland werden derzeit pro Jahr in der Humanmedizin circa 800 Tonnen Antibiotika verbraucht – 200 Tonnen davon im stationären Bereich, 600 Tonnen ambulant. In den westlichen Bundesländern, insbesondere in Nordrhein-Westfalen, werden deutlich mehr Antibiotika verordnet als in den östlichen Bundesländern.

In der Veterinärmedizin sind es nochmals bis zu 1.250 Tonnen Antibiotika pro Jahr. Das Erschreckende daran: In der Tierproduktion kommen die gleichen Antibiotika zum Einsatz wie in der Humanmedizin und dies betrifft teilweise auch moderne Antibiotika-Klassen sowie eigentliche Reserveantibiotika des Menschen.

Keine Angst vor Fieber

Auch in der Kinderheilkunde kommen Antibiotika zum Einsatz, allerdings sind die Zahlen hier seit einigen Jahren recht stabil und gehen sogar leicht zurück. Insgesamt betrachtet haben Antibiotika-Verordnungen durch Pädiater zwar „nur“ einen Anteil von etwa 7 % an den zuvor genannten 800 Tonnen jährlich, jedoch entspricht dies noch immer circa 56 Tonnen Antibiotika in jedem Jahr.

Einer der Gründe dafür ist die sogenannte Fieber-Phobie, die nicht nur Eltern, sondern ebenso Ärzte selbst erfasst. Fieber wird in unserer heutigen Zeit oft als Bedrohung angesehen. Die Angst vor Fieberkrämpfen, Hirnschäden und Tod steht im Raum, sobald das Fieber des Kindes sich der Grenze von 40 °C nähert.

Die Angst beiderseits des Behandlungstisches führt dazu, dass es bei fiebrigen Infekten zu mehr Arztbesuchen kommt, dass mehr fiebersenkende Mittel gegeben, und dass aus Sicherheit, und um die Erwartungshaltung der besorgten Eltern nach direkter und unmittelbarer Hilfe zu erfüllen, mehr Antibiotika verordnet werden.

Antibiotikafreie Behandlung von Erkrankungen der oberen Atemwege

Der oft irrationalen Angst vor dem Fieber und dem daraus resultierenden Fehlgebrauch von Antibiotika ist eine rationale Antibiotikatherapie gegenüberzustellen, d. h., dass …

Ein solches rationales Vorgehen in der Praxis hilft dabei, unnötige Resistenzentwicklungen zu vermeiden, Mikrobiom-Schäden zu minimieren und die Nebenwirkungslast für die Kinder zu reduzieren.

Pelargonium-Extrakt: Evidenzbasierte Phytomedizin

Schnell kommt in der Praxis zudem die Frage nach pflanzlichen Alternativen zum Antibiotikum auf. In der Mehrzahl der Fälle, so z. B. beim Enzian-Extrakt, bei Echinacea, beim Vitamin C oder beim Efeu-Extrakt, gibt es keine ausreichende Evidenz, die eine Wirksamkeit der Pflanzenextrakte bei Infektionen der oberen Atemwege belegen könnte.

Anders sieht dies für Honig und Pelargonium sidoides aus. Beide führen zu einer Symptomverbesserung, wobei der Honig einen Evidenzgrad 2b und Pelargonium sogar 1a erreicht. Pelargonium-Extrakt wird überdies mit dem Empfehlungsgrad A bei Erkrankungen der oberen Luftwege empfohlen.

Pelargonium sidoides wirkt dabei:

In klinischen Studien zur Bronchitis zeigte sich der Extrakt zudem bei Kindern einem Placebo überlegen:

Fazit

Antibiotika sind gerade auch in der Pädiatrie keine Medikamente, um Fieber-Phobien zu bekämpfen oder beiderseitige Erwartungs- und Erfolgshaltungen zwischen Eltern und Ärzten zu erfüllen. Stattdessen sollten sie im Sinne der Resistenzvermeidung eigentlich nur nach geeigneter Indikationsstellung (= bakterielle Infektion liegt vor) zum Einsatz kommen.

Mittlerweile gibt es darüber hinaus einige klinische Studien auf dem RCT-Level, welche Alternativen aus dem Bereich der Phytomedizin anbieten. So ließ sich unter anderem die Wirksamkeit eines Pelargonium-Extraktes bei Erkrankungen der oberen Atemwege bestätigen.

Quelle:
"Phytotherapie in der Pädiatrie – was ist evidenzbasiert?", DGKJ, 14.09.2018, Leipzig