Stadt, Land, Allergie - Was schützt vor der Entstehung atopischer Erkrankungen?

Die PASTURE Studie untersucht seit Januar 2002 die Epidemiologie allergischer Erkrankungen in Europa und hat bisher verschiedene Risiko- sowie protektive Faktoren offengelegt. Doch weitere Forschung ist notwendig, um die Mechanismen der Asthma-Induktion zu verstehen.

Die PASTURE Studie (Protection against Allergy-Study in Rural Environments) untersucht seit Januar 2002 die Epidemiologie allergischer Erkrankungen in Europa und hat bisher verschiedene Risiko- sowie protektive Faktoren offengelegt. Doch weitere Forschung ist notwendig, um die Mechanismen der Asthma-Induktion zu verstehen.1

Die Ätiologie allergischer Erkrankungen ist noch nicht vollständig geklärt. Risikofaktoren etwa sind Passivrauchen während der Schwangerschaft und im Kleinkindalter, ein niedriges Geburtsgewicht, ein hoher BMI und ein hoher sozioökonomischer Status. Die Luftverschmutzung mit Ozon, NO2, SO2 und Feinstaub führt bei prädisponierten Individueen zu einer akuten Exazerbation von Atemwegerkrankungen.

Hausstiere schützen Kleinkinder

Die Exposition von Kindern und Erwachsenen gegenüber der Hausstaubmilbe und Katzenhaaren trägt nicht zur Entstehung des kindlichen Asthmas bei. Interessanterweise zeigt sich ein inverser Effekt zwischen dem Kontakt von Kindern mit Hausstieren und der Entwicklung atopischer Erkrankungen im ersten Lebensjahr. Diverse prospektive Kohortenstudien konnten diesen protektiven Effekt bekräftigen.1

Der "pharm effect"

Vergleicht man die Prävalenz von atopischen Erkrankungen bei der Bevölkerung von ländlichen Regionen mit den Bewohnern von Städten, so kristallisiert sich ganz deutlich folgendes heraus: Der "pharm effect" schützt vor der Entstehung atopischer Erkrankungen. Eine Studie, die die Prävalenz atopischer Erkrankungen zwischen der russischen (karelianischen) und der finnischen Bevölkerung vergleicht, bestätigt dies.2 Der Eiserne Vorhang trennte die beiden Regionen voneinander. Der Unterschied in der Prävalenz atopischer Erkrankungen bei Kindern im Alter von 6-17 Jahren zwischen den beiden Gruppen ist enorm. In Russland zeigen 15,7% der Kinder einen positiven Hauttest, in Finnland hingegen sind über 40% der Kinder positiv. Eine Studie aus China vergleicht ebenfalls die Prävalenz atopischer Erkrankungen zwischen der ländlichen Region und den Städten und kommt zu einem ähnlichen Ergebnis. Die atopische Sensibilisierung ist höher in den Städten Chinas. Die Prävalenz für Keuchen, Asthma und Rhinokonjunktivitis ist auf dem Land geringer im Vergleich zu den Städten.

Die Amischen keuchen weniger als die Hutterer

Ein Blick auf die Amischen bestätigt den "pharm effect". Wichtig hierbei ist der Kontakt der Kinder zu den Stalltieren. Vergleicht man die Hutterer, welche moderne Landwirtschaft mit Maschinen betreiben mit den Amischen, die traditonielle Landwirtschaft mit Nutztieren ausüben, so zeigt sich ein unverkennbarer Unterschied in der Prävalenz atopischer Erkrankungen. Die Prävalenz für Asthma liegt bei 5,2% bei den Amischen und bei 21,3% bei den Hutterern. Die Genetik wurde als durch eine Studie mit insgesamt 118.789 genotypisierten SNPs als Hauptakteur in der Entstehung atopischer Erkrankungen ausgeschlossen.3

Referenzen:
1. von Mutius E. et al. The PASTURE project: EU support for the improvement of knowledge about risk factors and preventive factors for atopy in Europe. Allergy. 2006 Apr;61(4):407-13.
2. Laatkainen T. et al. (2011). Allergy gap between Finnish and Russian Karelia on increase. Allergy. 2011 Jul;66(7):886-92. doi: 10.1111/j.1398-9995.2010.02533.x. Epub 2011 Jan 21.
3. Stein M.M. et al. (2016). Innate Immunity and Asthma Risk in Amish and Hutterite Farm Children. N Engl J Med. 2016 Aug 4;375(5):411-421. doi: 10.1056/NEJMoa1508749.
4. von Mutius, Prof. Dr. med. Erika, Session: Country roads to allergy prevention: Microbes, milk and model populations: Potential for preventions, EAACI 2018, Congress Center München, 28.05.2018.