Von Schwangeren lernen, heißt Toleranz lernen

Einem internationalen WissenschaftlerInnen-Team ist es erstmals gelungen, bestimmte Stammzellen so zu verändern, dass sie nach einer Transplantation nicht mehr vom Immunsystem des Empfängers als fremd erkannt und abgestoßen werden; die Natur lebt es vor.

Ein Schritt in Richtung der universellen Stammzelltherapie

Einem internationalen WissenschaftlerInnen-Team ist es erstmals gelungen, bestimmte Stammzellen so zu verändern, dass sie nach einer Transplantation nicht mehr vom Immunsystem des Empfängers als fremd erkannt und abgestoßen werden; die Natur lebt es vor.

Das neue Verfahren könnte in der Tat bereits sehr schnell große Bedeutung erlangen, denn die Zahl der Spenderorgane geht weltweit zurück und die Wartelisten für eine Organtransplantation werden immer länger. Der Bedarf an anderen Therapiestrategien ist für PatientInnen mit Organversagen daher größer denn je. Eine möglicherweise vielversprechende Strategie ist die Zelltherapie, bei der Organe oder Gewebe durch neue, aus Stammzellen entstandene Zellen ersetzt werden.

Modellfall Schwangerschaft oder was Mütter tolerant fürs Kind macht

Während der Schwangerschaft wird ein Fötus, obwohl er zur Hälfte väterliche Anteile enthält, nicht vom Körper der Mutter abgestoßen. Verantwortlich hierfür sind sogenannte tolerogene Moleküle, die während der Schwangerschaft gebildet werden. Bei einem dieser Moleküle handelt es sich um das Molekül CD47. Es hemmt mütterliche Immunzellen, die den Fötus als fremd erkennen und dann abstoßen würden.

CD47 ist ein zentraler Widerstandsmechanismus, den die Zellen benutzen, um der Eliminierung durch Immunzellen zu entkommen. Dieses Prinzip lässt sich ebenfalls auf iPS-Zellen übertragen: Sie werden vor der Transplantation modifiziert, so dass sie CD47 produzieren. Die ForscherInnen hoffen, dass sie dadurch tolerogen wirken und bestenfalls in jeden Patienten transplantiert werden können. Im Modell hat das Verfahren funktioniert, nach ihrer Transplantation haben die iPS-Zellen keine Abstoßungsreaktion mehr induziert.

iPS-Zellen sind "ethisch korrekte" Stammzellen

iPS-Zellen (induzierte pluripotente Stammzellen) sind Stammzellen, die durch künstliche Rückprogrammierung aus ausgereiften Körperzellen entstanden sind. Wie embryonale Stammzellen, die beim Menschen aus einem Embryo gewonnen werden, sind sie pluripotent. Das heißt, sie können sich zu jedem Zell- oder Gewebetyp des Körpers entwickeln. Diese Pluripotenz ist eine wichtige Eigenschaft für therapeutische Anwendungen. Pluripotente Stammzellen können sich zum Beispiel zu intakten Herzmuskelzellen entwickeln und nach einem Infarkt geschädigtes Herzmuskelgewebe regenerieren.

Die Ethik um embryonale Stammzellen wird immer wieder diskutiert. Die Gewinnung von iPS-Zellen, die großer Hoffnungsträger für die regenerative Medizin sind, sei dagegen unbedenklich und mit keinerlei Risiko für den Zellspender verbunden.