eHealth: Telemedizin für erfolgreiches Blutdruckmonitoring

Die im Nephrologischen Zentrum Göttingen installierte telemedizinische Plattform SciTIM zur Behandlung von Bluthochdruck  wurde bereits erfolgreich getestet.

Die im Nephrologischen Zentrum Göttingen installierte telemedizinische Plattform SciTIM zur Behandlung von Bluthochdruck  wurde bereits erfolgreich getestet.

Die Methode zur digitalen Übermittlung von Blutdruckwerten analysiert die Patientendaten und macht den betreuenden Arzt auf möglichen Anpassungsbedarf der Therapie aufmerksam. Damit ist Göttingen Vorreiter für 170 europäische Hypertonie Exzellenzzentren der Europäischen Hypertonie-Gesellschaft ESH.

idTM (interventionelles dezentrales Blutdruckmonitoring ist die auf dem Gebiet der arteriellen Hypertonie wissenschaftlich am besten evaluierte Telemedizin-Methode, welche durch die Plattform SciTIM ermöglicht wird und speziell für das europäische Telemedizin-Register EUSTAR entwickelt wurde. In nahezu sämtlichen Teilgebieten der Bluthochdruckerkrankung werden hiermit epidemiologische Daten gesammelt und anonymisiert für Studien genutzt.

"Das Pilotprojekt in Göttingen hat unsere Erwartungen an die Praktikabilität im Praxisalltag übertroffen", resümiert Dr. Egbert Schulz, Vorsitzender des Blutdruckinstituts Göttingen e.V., über das erste Halbjahr der Nutzung der telemedizinischen Plattform SciTIM. Aktuell wurden nach seiner Aussage zwölf Hypertoniker das EUSTAR Register aufgenommen, darunter zwei Risikoschwangere und ein Kind.

Arbeitserleichterungen und mehr Freiheit durch neues System

Prof. Dr. Christian Rump vom Nukleuszentrum Düsseldorf ist so überzeugt von der Arbeitserleichterung durch das Monitoring, dass er Nierentransplantierte aus seiner Klinik ebenfalls schnellstmöglich an das System anschließen will. "SciTIM ermöglicht der Praxis und dem Patienten mehr Freiheiten. Es sind weniger Arztbesuche erforderlich, weil alle notwendigen Daten digital übermittelt werden. Die verbleibenden persönlichen Arztgespräche können so effektiver genutzt werden", so Dr. Lennart Neumann, Studienleiter für den Standort Göttingen. Vorrang für das Telemedizin-Register haben schlecht eingestellte Hypertoniker, Patienten nach einem Herzinfarkt oder Schlaganfall, Risiko-Schwangere und Kinder sowie Jugendliche.

Risikopatienten bekommen das Blutdruckmessgerät verschrieben. Die Nutzung dauert in der Regel acht Wochen. In dieser Zeit werden alle Blutdruckdaten gemessen, ausgewertet und daraufhin die optimale Medikation eingestellt. Risikoschwangere werden bis nach der Niederkunft betreut. "Dieses System bietet eine immense Arbeitserleichterung. Als Arzt kann ich alle Informationen zu Therapieänderungen über das System an die medizinischen Fachangestellten leiten. Alle Schritte werden dokumentiert." Die Einbindung in die bestehende Praxis- Software sowie Schulung und Einarbeitung des Personals dauern nach seiner Aussage maximal drei Tage. "Das bedeutet eine Effektivitätssteigerung für alle Beteiligten", fasst Dr. Schulz zusammen.

Das Europäische Telemedizin-Register EUSTAR soll an den 170 europäischen Hypertonie Exzellenzzentren der Europäischen Hypertonie-Gesellschaft ESH die auf dem Gebiet der arteriellen Hypertonie evaluierte Telemedizin-Methode untersuchen und helfen, epidemiologische Daten in Europa zu sammeln. "Die Behandlung eines Bluthochdruckpatienten ist zu anspruchsvoll und differenziert, als dass man den Patienten mit seinen Medikamenten allein lassen kann", appelliert Prof. Middeke aus dem Hypertoniezentrum München als Initiator und Leiter der Studie an weitere Kliniken und Praxen. "Mit dem 'individuellen dezentralen Telemonitoring', kurz idTM, haben wir einen Meilenstein für EUSTAR erreicht. Der medizinische Nutzen, der Datenschutz und die Praktikabilität waren bisher die Kernprobleme in der Telemedizin – mit SciTIM können wir diese ausräumen", so Schulz.