Gut zu wissen – junge Kardiologie diskutiert

Experten diskutierten die Themen "TAVI: Auch eine Option für Patienten mit intermediärem und niedrigem Risiko", "Diabetes ist auch eine Erkrankung für den Kardiologen" und "Vorhofflimmern: Prävalenz wird sich bis 2060 verdoppeln".

Der interventionelle Ersatz der Aortenklappe (TAVI) ist bisher das Standardverfahren für Patienten mit hohem und mittlerem Operationsrisiko. Patienten mit einem niedrigen Risiko für einen operativen Eingriff sollten hingegen mit dem für sie als Goldstandard geltenden chirurgischen Aortenklappensatz (AKE) behandelt werden. Ist TAVI eine Option für jedermann? Also auch für intermediate bis low-risk-Patienten? Dass das so ist, legte Dr. Luise Gaede vom Universitätsklinikum Erlangen, auf der 85. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie (DGK) im Mannheimer Rosengarten dar.

Die PARTNER-3-Studie liefert jetzt belastbare Vergleichsdaten von TAVI und AKE auch für Niedrig-Risikopatienten. Untersucht wurde, ob eine transfemoral durchgeführte TAVI verglichen mit dem AKE auch für Niedrig-Risiko-Patienten eine mindestens gleichwertige, wenn nicht sogar bessere Therapieoption sein könnte.

In PARTNER waren 1000 Patienten mit einem mittleren Alter von 73 Jahren und niedrigem OP-Risiko eingeschlossen worden. Die Patienten wurden auf AKE mit biologischer Klappenprothese oder auf TAVI (mit ballonexpandierender Sapien 3-Prothese, die am häufigsten verwendete Prothese) randomisiert. Primärer Endpunkt war eine Kombination aus Tod, Schlaganfall oder Rehospitalisierung nach 12 Monaten. Den Endpunkt erreichten 8,5% der TAVI-Patienten, aber 15,1% der chirurgisch behandelten Patienten. Das bedeutet ein um 46% geringeres Risiko (für Tod, Schlaganfall oder Rehospitalisierung) für TAVI-Patienten. Die Mortalität in der TAVI-Gruppe lag nach einem Jahr bei 1% vs 2,5% in der AKE-Gruppe. Hinzu kommt: Schlaganfälle traten nur bei 1,2% der TAVI-Patienten auf, aber bei 3,1% aus der AKE-Gruppe. Zudem zeigte sich im Vergleich zwischen TAVI und AKE kein statistisch signifikanter Unterschied in der Rate der nach dem Eingriff erforderlichen Schrittmacher-Implantationen.

Gaede hob hervor:

Diabetes ist unter kardiologischen Patienten häufiger als gedacht

Dr. Bettina Kraus, Uniklinik Würzburg, hob hervor, weshalb Diabetes auch eine Erkrankung für den Kardiologen ist. Denn bei Patienten mit Herzerkrankungen ist die Diabetesinzidenz hoch. So liegt bei Patienten mit KHK und arterieller Hypertonie (n= 3254) bei 41% auch ein Diabetes vor. Bei Patienten mit Herzinsuffizienz und Vorhofflimmern (n=2193) liegt die Diabetes-Inzidenz bei 42%, bei Patienten mit Aortenklappenstenose (n=1014) bei 36% und bei Patienten mit Mitralklappeninsuffizienz (n=2160) bei 49%. Damit hat jeder zweite bis dritte kardiologische Patient auch einen Diabetes.

Diabetes gilt dabei als KHK-Äquivalent für das MACE-Risiko (nach Haffner et al, NEJM; 1998). Für Nicht-Diabetiker mit KHK liegt die Infarkinzidenz über 7 Jahre bei 18,8%, für Diabetiker mit KHK hingegen bei 45%. Für kardiovaskulären Tod bei 15,9 zu 42% und für Schlaganfall bei 7,2% zu 19,5%. Häufig ist die KHK die Erstmanifestation eines Diabetes.

Ohne oralen Glukosetoleranz-Test würden Diabetiker übersehen: Bei einem HbA1c von < 5,7 liegt kein Diabetes vor, bei > 6,5 liegt ein Diabetes vor. Im Bereich 5,7 bis 6,5% müsse aber getestet werden, so Kraus.

Therapie ist häufig nicht konsequent genung

Kraus betonte, dass die Therapie konsequenter werden müsse, nicht zuletzt in Bezug auf Lebensstilmaßnahmen. Eine konsequente Therapie führe zu einer deutlichen Prognose-Verbesserung. 8 Jahre konsequente Therapie sind 8 gewonnene Lebensjahre, so Kraus.

Take Home Message:

Aufgrund der demoskopischen Entwicklung wird sich die Prävalenz des Vorhofflimmern bis 2060 verdoppeln. Dr. Alexander Pott, Uniklinik Ulm, hob folgende Punkte dazu hervor:

Referenzen:
Kongress der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie, Kongresszentrum Rosengarten 2019