Höheres Risiko für rheumatoide Arthritis bei Asthma und COPD?

Ein britisches Forschungsteam konnte im Rahmen aktueller Untersuchungen nachweisen, dass sowohl Asthma als auch COPD bei Frauen das Risiko für eine rheumatoide Arthritis erhöhen können.

Weitreichende Folgen zweier Volkskrankheiten

Bei der Behandlung von Atemwegserkrankungen sollte auch das Risiko für rheumatologische Krankheiten nicht außer Acht gelassen werden. Ein britisches Forschungsteam konnte im Rahmen aktueller Untersuchungen nachweisen, dass sowohl Asthma als auch COPD bei Frauen das Risiko für eine rheumatoide Arthritis deutlich erhöhen können.

Asthma stellt in Deutschland eine echte Volkskrankheit dar: Ungefähr 10 bis 15 Prozent der Kinder und 5 bis 7 Prozent der Erwachsenen sind hierzulande von der chronischen Atemwegserkrankung betroffen – immerhin rund 8 Millionen Menschen.1 Und auch von der chronisch obstruktiven Lungenerkrankung (COPD) sind etwa 10 bis 12 Prozent der über Vierzigjährigen betroffen, im Jahr 2050 sollen es rund 8 Millionen betroffene Personen sein.2 Damit kommt die COPD in Deutschland häufiger vor als beispielsweise Diabetes.3

Doch die beiden Krankheiten hören nicht notwendigerweise bei den Atemwegen auf. Auch rheumatoide Krankheiten könnten durch die Atemwegserkrankungen getriggert werden – das legt zumindest das Ergebnis einer britischen Studie4 nahe. Hier konnten die Forschenden erkennen, dass Asthma und im besonderen Maße COPD das Risiko für eine rheumatoide Arthritis deutlich erhöhen können.

Gesundheitsdaten von über 200.000 Frauen ausgewertet

Um der Thematik auf den Zahn zu fühlen, griffen die Forschenden für ihre Kohortenstudie auf die Daten von 205.153 Frauen aus der Nurses‘ Health Study I (1988-2014) und II (1991-2015) zurück. Ziel war es, durch Fragebögen Informationen zu ärztlich diagnostizierten Fällen von Asthma oder COPD zu erhalten und diese Fälle auf das Auftreten einer rheumatoiden Arthritis zu untersuchen.

Insgesamt erkannte das Forschungsteam in der Gesamtkohorte 15.148 Frauen mit diagnostiziertem Asthma und 3.573 Patientinnen mit COPD. In der Folgezeit von 4.384.471 Personenjahren trat in 1.060 Fällen eine rheumatoide Arthritis auf.

Risiko für rheumatoide Arthritis bei Asthma um 53, bei COPD um 89 Prozent erhöht

Unabhängig von Raucherstatuts konnten die Forschenden dabei feststellen, dass eine rheumatoide Arthritis deutlich häufiger mit COPD oder Asthma Hand in Hand ging: Bei Asthma war das Risiko einer rheumatoiden Arthritis um 53 Prozent erhöht (HR 1.53, 95%; CI 1.24,1.88), bei COPD sogar um 89 Prozent (HR 1.89, 95%; CI 1.31,2.75). Am auffälligsten waren die Auswirkungen von COPD auf rheumatoide Arthritis bei Kettenraucherinnen über 55 Jahren zu sehen (HR 2.20, 95%; CI 1.38,3.51).

Im Nachrichtenportal "EurekAlert!" wird die erste Studienautorin, Dr. Julia A. Ford, zitiert: "Die Ergebnisse sind ein deutlicher Beleg für das Paradigma, dass chronische Entzündungen der Atemwegsschleimhaut mit dem Auftreten einer rheumatoiden Arthritis deutlich in Zusammenhang stehen." Dr. Jeffrey A. Sparks, ein Mitverfasser der Studie merkt an: "Die Resultate könnten ein Indiz dafür sein, dass entzündete Atemwege vor dem Eintreten von Gelenkentzündungen zur Stätte der Antikörperproduktion werden. Patientinnen und Patienten mit Asthma oder COPD könnten dementsprechend besonders anfällig für rheumatoide Arthritis sein, das sollten auch behandelnde Ärztinnen und Ärzte im Hinterkopf behalten."5

Quellen:
1. https://www.lungenaerzte-im-netz.de/krankheiten/asthma-bronchiale/haeufigkeit/ 2. https://www.lungenaerzte-im-netz.de/krankheiten/copd/haeufigkeit/
3. https://www.copd-aktuell.de/wie-haeufig-ist-die-copd-eigentlich
4. Ford, J.A., Liu, X., Chu, S.H., Lu, B., Cho, M.H., Silverman, E.K., Costenbader, K.H., Camargo, C.A. and Sparks, J.A. (2020), Asthma, Chronic Obstructive Pulmonary Disease, and Subsequent Risk for Incident Rheumatoid Arthritis among Women: A Prospective Cohort Study. Arthritis Rheumatol. Accepted Author Manuscript. doi:10.1002/art.41194
5. https://www.eurekalert.org/pub_releases/2020-03/w-ldl030320.php