Active Surveillance: Gibt es eine optimale Biopsie-Frequenz?

Die Active Surveillance (Aktive Überwachung) bietet Männern mit niedrig-Risiko Prostatakarzinomen eine gute Möglichkeit , meist unnötige Eingriffe zu vermeiden. Andererseits ist jedoch dabei eine wiederkehrende Biopsie des Tumors nötig, um notfalls therapeutisch eingreifen zu können. Doch welche Biopsie-Intervalle sind überhaupt sinnvoll?

Die Active Surveillance (AS; Aktive Überwachung) bietet Männern mit niedrig-Risiko Prostatakarzinomen eine gute Möglichkeit , meist unnötige Eingriffe zu vermeiden. Andererseits ist jedoch dabei eine wiederkehrende Biopsie des Tumors nötig, um notfalls therapeutisch eingreifen zu können. Doch welche Biopsie-Intervalle sind überhaupt sinnvoll? 

In welchem zeitlichen Abstand - und damit, wie häufig - sind unter Active Surveillance Re-Biopsien bei Prostatakrebspatienten nötig? An dieser praktischen Frage scheiden sich die Geister bereits seit dem ersten Aufkommen der aktiven Überwachung. Eine Lösung ist bis heute nicht gefunden. Eine aktuelle Studie jedoch nahm sich dieses Problems wieder einmal an. Ist damit nun alles gelöst?

Große Bandbreite an Maßnahmen in der Active Surveillance

Die Studie untersuchte den Einfluss unterschiedlicher Zeitregime auf die Langzeiteffekte von Re-Biopsien bei AS-Patienten. Insbesondere waren dabei die Zeiten bis zur Metastasierung oder bis zum krebsbedingten Tod, die verbleibende Lebenszeit sowie  die qualitätskorrigierten Lebensjahre von Interesse. Die Bandbreite der in der Praxis anzutreffenden Möglichkeiten reichte vom aufmerksamen Zuwarten (Watchful Waiting) bis zur einmal jährlich durchgeführten Re-Biopsie.

Effekte mit langem Vorlauf

Im Vergleich zum Watchful Waiting reduzierten regelmäßige, jährliche Biopsien das Risiko der Patienten unter AS für eine Metastasierung um 1,4% auf somit 3,3% und für den krebsbedingten Tod um 1% auf dann 2,4%. Um diesen Effekt zu erreichen, waren allerdings insgesamt 20 Beobachtungsjahre erforderlich.

Wurde die Re-Biopsie nur alle fünf Jahre durchgeführt, so verringerte sich dadurch das Metastasierungsrisiko um 1% auf 2,4%. Das Risiko für den krebsbedingten Tod reduzierte sich indes um 0,6% auf dann 1,6%.Mit Blick auf die gewonnenen Lebensjahre oder die qualitätskorrigierten Lebensjahre fanden sich indes keine Unterschiede zwischen jährlichen oder 5-jährlichen Re-Biopsien.

Interessant ist noch, dass der Rückgang des Metastasierungs- oder des Sterblichkeitsrisikos bei drei- bis vier-jährigen Biopsie-Intervallen eher marginal war und in einem Mißverhältnis zum Anstieg der Biopsie-Rate stand.

Fazit für die Praxis

Im Ergebnis ihrer Studie empfehlen die AutorInnen einmal mehr, dass, solange es keine Werkzeuge zur Risikostratifizierung gibt, jeder Patient in der aktiven Überwachung individuell betrachtet werden muss und gemeinsam ein risikoadaptiertes Vorgehen zur Re-Biopsie geplant werden sollte.

Originalpublikation:
Lange J et al., Cancer 2019; doi:10.1002/cncr32557