Therapie des lokal begrenzten Prostatakarzinoms

Bei jedem sechsten Mann über fünfzig wird heute Prostatakrebs festgestellt, jeder 33. stirbt daran. Die wichtigsten aktuellen Erkenntnisse hinsichtlich der Kontinenz und weiterer für den Patienten wichtiger Parameter im Überblick.

Verbesserung des onkologischen und funktionellen Outcomes

Bei jedem sechsten Mann über fünfzig wird heute Prostatakrebs festgestellt, jeder 33. stirbt daran. Die wichtigsten aktuellen Erkenntnisse hinsichtlich der Kontinenz und weiterer für den Patienten wichtiger Parameter im Überblick.

Welchen Einfluss Aspirin auf den PSA-Wert, die Prostatakrebs-Inzidenz und das Gesamtüberleben nehmen kann, untersuchte eine Schweizer Forschungsgruppe in einer randomisiert, prospektiven Studie. Bei gastrointestinalen Tumoren konnte ein präventiver Effekt von Aspirin ermittelt werden. Daher stellte sich die Frage, ob die kumulative Wirkung auch beim Prostatakarzinom beobachtet werden kann. Es zeigte sich, dass eine niedrige dosierte Aspirin-Einnahme das Krebsrisiko nicht signifikant reduziert. Der PSA-Wert wurde hingegen gesenkt und könnte demnach einen protektiven Effekt haben.   

Frühe Inkontinenz als verlässlicher Prognosemarker

Nach einer radikalen Prostatektomie leiden die meisten Betroffenen unter Inkontinenz. Dadurch wird die Lebensqualität deutlich reduziert. In der Literatur werden Frühkontinenzraten nach sechs Wochen auf bis zu 30% beziffert. Ob sich diese auch auf die Langzeitkontinenz übertragen lassen oder nur beispielsweise einer postoperativen Schwellung geschuldet sind, wurde in einer retrospektiven Analyse von 3.713 Patienten untersucht. In der Tat waren auch nach drei Monaten bzw. einem Jahr noch fast alle Patienten mit Frühkontinenz weiterhin kontinent (97,0% bzw. 99,0%). Und auch für die Potenz scheint die Frühkontinenz ein verlässlicher Marker zu sein. Die Chance, die Potenz wiederzuerlangen, lag bei Patienten mit Frühkontinenz deutlich höher (OR 1,8 p<0,001). Als Risikofaktoren für eine bleibende Inkontinenz wurden das Alter, keine oder nur einseitige Nervenschonung und das Prostatavolumen verifiziert.

Mit dem frühfunktionellen Zusammenhang zwischen Übergewicht und Kontinenz beschäftigte sich eine Forschergruppe aus Bad Wildungen. Im Zuge der Frührehabilitation wurden dafür Daten von Patienten nach radikaler Prostatektomie bis 35 Tage postoperativ ausgewertet. Die Aufteilung erfolgte nach BMI in Kohorten. Verglichen wurden der Urinverlust im 24h-Pad-Test, Miktionsfrequenz, Vorlagenzahl und Uroflowmetrie. Die Ergebnisse überraschten: Die Patienten mit Übergewicht (Adipositas I° oder II°) hatten ein zum Teil signifikant besseres frühfunktionelles Ergebnis, verglichen mit untergewichtigen, normalgewichtigen oder Patienten mit einer Adipositas III°.

Könnten die Ergebnisse für übergewichtige Patienten mittels einer Roboter-assistierten Operation (RARP) noch einmal verbessert werden? Hinsichtlich perioperativer Ergebnisse (Komplikationen, Aufenthaltsdauer, Mortalität) und Krankenhauskosten war die Komplikationsrate von übergewichtigen Patienten deutlich erhöht (13,1% vs. 7,9%). Diese war nach einer RARP zwar weniger ausgeprägt, bedingt jedoch höhere Kosten im Vergleich zur offenen radikalen Prostatektomie.

Einfluss der Sarkopenie

Welchen Einfluss Muskelverlust auf den Outcome der radikalen Prostatektomie hat, war bislang nicht bekannt. Retrospektiv wurden daher Daten von 99 Patienten ausgewertet. Der Skelettmuskelindex (SMI) wurde als Querschnittmuskelfläche auf Höhe-L3 gemessen. Sarkopenie wurde definiert als <55cm2/m2. Patienten mit Nachweis einer Sarkopenie waren signifikant älter, obwohl der SMI eine hohe Variabilität zeigte. Einen Einfluss auf das onkologische Ergebnis, die Kontinenz und das biochemische Rezidiv hatte er allerdings nicht.

PSA-Persistenz assoziiert mit schlechterem Outcome

Die PSA Persistenz (0,1ng/ml) nach radikaler Prostatektomie (RP) ist mit einem schlechten onkologischen Outcome assoziiert. Wenn indiziert, sollte daher möglichst früh mit einer Salvage-Bestrahlung begonnen werden. Allerdings wird die erste PSA-Messung 12 Wochen nach Operation empfohlen. Dennoch sollte der PSA-Wert bereits nach sechs Wochen nicht mehr messbar sein. Und es stellt sich auch die Frage, ob ein frühes Salvage-Management nicht zu besseren Ergebnissen führt. Ziel der Studie war es daher, onkologische Langzeitdaten von Patienten mit PSA-Persistenz zu generieren. Von insgesamt 11.604 Patienten zeigten 8,8% eine PSA-Persistenz. 15 Jahre nach RP lag das Metastasen-freie Überleben, Gesamtüberleben und krebsspezifische Überleben bei 53,0% vs. 93,2% (p<0,001), 64,7% vs. 81,2% (p<0,001) und 75,5% vs. 96,2% (p<0,001) für Patienten mit und ohne PSA-Persistenz. Eine Salvage-Radiotherapie kann das Gesamtüberleben und krebsspezifische Überleben mit Patienten mit PSA-Persistenz allerdings verbessern (HR: 0,37, p=0,02 und HR: 0,12, p<0,01).

Quelle:
Prause, Lukas, Dr. med., Zürich, Pompe, Raisa, Dr. med., Hamburg, Butea-Bocu, Marius, Dr. med., Bad Wildungen, Knipper, Sophie, Dr. med., Hamburg, Angerer, Markus, Hamburg, Preisser, Felix, Dr. med., Frankfurt am Main, Fröhner, Michael, Dr. med., Dresden,  Stahl, Linda, Leverkusen, Symposium: Lokal begrenztes Prostatakarzinom IV: onkologisches und funktionelles Outcome verbessern, 71. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Urologie e.V. (DGU), Hamburg, 20. September 2019.