Apixaban bei krebsassoziierter VTE: spielen Krebstherapie oder Tumorlokalisation eine Rolle?

Subgruppenanalysen<sup>1, 2</sup> der Studie CARAVAGGIO<sup>3</sup> zeigten: Apixaban (ELIQUIS<sup>®</sup>) war bei krebsassoziierten venösen Thromboembolien unabhängig von gleichzeitiger medikamentöser Krebstherapie oder Tumorlokalisation vs. niedermolekularem Heparin vergleichbar gut wirksam und verträglich, auch bzgl. schwerer GI-Blutungen.

Subgruppenanalysen1, 2 der Studie CARAVAGGIO3 zeigten: Apixaban (ELIQUIS®) war bei krebsassoziierten venösen Thromboembolien unabhängig von gleichzeitiger medikamentöser Krebstherapie oder Tumorlokalisation vs. niedermolekularem Heparin vergleichbar gut wirksam und verträglich, auch bzgl. schwerer GI-Blutungen.

Tiefe Venenthrombosen (TVT) und Lungenembolien (LE) – zusammengefasst unter dem Begriff venöse Thromboembolien (VTE) – sind eine häufige Komplikation bei Patient:innen mit Krebserkrankung4 und stellen in dieser Population die zweithäufigste Todesursache dar.5 Selbst unter Antikoagulation haben Krebspatient:innen ein gegenüber Patient:innen ohne Krebserkrankung gesteigertes Risiko für VTE bzw. VTE-Rezidive sowie für schwere Blutungen.6

Wichtig ist daher eine effektive und verträgliche Antikoagulation, für die nicht-Vitamin-K-abhängige orale Antikoagulanzien (NOACs) eine Alternative zur bisherigen Standardtherapie mit subkutan verabreichtem niedermolekularem Heparin (NMH) darstellen können. Studien wiesen jedoch bei einigen NOACs auf erhöhte Raten schwerer Blutungen, insbesondere GI-Blutungen, hin.7,8

Aktuelle CHEST-Leitlinie mit differenzierter Aussage zu NOACs

Das muss allerdings nicht für alle NOACs gelten, was auch im aktuellen Update der CHEST-Leitlinie von 2021 berücksichtigt wird: Zur Behandlung von krebsassoziierten VTE im Allgemeinen lautet die Empfehlung, Apixaban, Edoxaban oder Rivaroxaban bevorzugt gegenüber NMH einzusetzen. Zur Behandlung von VTE-Patienten mit luminalen gastrointestinalen (GI)-Tumoren nennt die Leitlinie hingegen Apixaban neben NMH als möglicherweise bevorzugte Option.9

Ein Blick auf die Ergebnisse der CARAVAGGIO-Studie und zwei wichtiger Subgruppenanalysen unterstützt diese differenzierte Betrachtung.1–3

CARAVAGGIO: Apixaban dem bisherigen Therapiestandard nicht unterlegen

Im März 2020 wurde die CARAVAGGIO-Studie veröffentlicht, welche die Wirksamkeit und Sicherheit von Apixaban vs. Dalteparin bei 1.170 Patient:innen mit akuter VTE und aktiver oder früherer Krebserkrankung§ untersuchte.3

Agnelli et al. belegten, dass Apixaban bei der Behandlung krebsassoziierter VTE vergleichbar gut wirksam ist wie das NMH Dalteparin – ohne das Risiko für schwere Blutungen inklusive GI-Blutungen zu erhöhen. Im Vergleich Apixaban vs. Dalteparin zeigten sich:3

 

Für mehr Details zum Studiendesign oder den Ergebnissen werfen Sie einen Blick auf die CARAVAGGIO-Infografik oder sehen Sie sich das folgende Video zur CARAVAGGIO-Studie an.

Beeinflussen Krebsmedikamente oder Tumorlokalisation die Ergebnisse?

Die Daten der beiden Subgruppenanalysen1, 2 zeigten Ergebnisse hinsichtlich Wirksamkeit und Verträglichkeit von Apixaban und Dalteparin, die konsistent mit denen der Hauptanalyse waren.

Verso et al. kommen in ihrer Subanalyse der CARAVAGGIO-Studie zu dem Ergebnis, dass die gleichzeitige Gabe von Krebsmedikamenten sich offenbar nicht auf die Wirksamkeits- und Verträglichkeitsprofile von Apixaban oder Dalteparin bei Patient:innen mit krebsassoziierter VTE auswirkte.1 Die Rate an VTE-Rezidiven und schweren Blutungen war für beide Antikoagulanzien vergleichbar – unabhängig davon, ob zusätzlich eine medikamentöse Krebstherapie erfolgte oder nicht (Abb. 1).1

Abbildung 1 (1/2) Abbildung 1 (2/2)

Abb. 1: CARAVAGGIO-Subanalyse: VTE-Rezidive und schwere Blutungen unter Apixaban versus Dalteparin bei Krebspatient:innen mit und ohne gleichzeitige medikamentöse Krebstherapie. Modifiziert nach 1

Ergebnisse der Subanalyse von Verso et al.1 im Detail

Mit bzw. ohne gleichzeitige Krebstherapie kam es unter Apixaban zu

und unter Dalteparin zu

Eine zweite Subgruppenanalyse der CARAVAGGIO-Studie untersuchte, an welchen Lokalisationen schwere Blutungen auftraten und mit welchen Tumorentitäten sie assoziiert waren.2 Die Daten zur Wirksamkeit und Sicherheit zeigten, dass die Raten sowohl für schwere Blutungen als auch für schwere GI-Blutungen unter Apixaban bzw. Dalteparin bei Patient:innen mit GI-Tumoren (Patient:innen mit kolorektalem Karzinom, Pankreaskarzinom, hepatobiliären Tumoren sowie Tumoren im oberen GI-Trakt) vergleichbar waren (Abb. 2).2

Abbildung 2

Abb. 2: CARAVAGGIO-Subanalyse: Schwere Blutungen und schwere GI-Blutungen unter Apixaban versus Dalteparin bei Patient:innen mit GI-Tumoren. Modifiziert nach 2

Ergebnisse der Subanalyse von Ageno et al.2 im Detail

Unter Apixaban bzw. Dalteparin kam es bei Patient:innen mit GI-Tumoren zu

Fazit:

Die Ergebnisse der Subanalysen unterstützen die Ergebnisse der CARAVAGGIO-Hauptanalyse: Demnach kann Apixaban bei der Behandlung von Patient:innen mit krebsassoziierter VTE eine wirksame Rezidivprophylaxe und bzgl. schwerer Blutungen vergleichbar verträgliche orale Alternative zu NMH darstellen – unabhängig von einer gleichzeitigen medikamentösen Krebstherapie, über verschiedene Krebsentitäten hinweg und inklusive gastrointestinaler
Tumore.1-3

Weiterführende Links:

CARAVAGGIO Infografik
CARAVAGGIO Infofilm

VTE = venöse Thromboembolie (TVT und/oder LE)
EMA Definition: schwere Blutungen nach ISTH-Kriterien oder Blutungen, die einen akuten chirurgischen Eingriff erfordern
§ Aktiv: Krebsdiagnose innerhalb von 6 Monaten vor Studieneinschluss, Krebstherapie bei Studieneinschluss oder innerhalb von 6 Monaten vor Randomisierung oder rezidivierende lokal fortgeschrittene oder metastasierende Krebserkrankung. Früher: Krebsdiagnose maximal zwei Jahren vor Einschluss in die CARAVAGGIO-Studie zurückliegend. Der Anteil an der Gesamtpatientenpopulation durfte maximal 20 % betragen.

Referenzen

  1. Verso M et al. Eur J Cancer. 2021; 148:371–381. doi:10.1016/j.ejca.2021.02.026
  2. Ageno W et al. Thromb Haemost. 2021; 121(05):616–624. doi:10.1055/s-0040-1720975
  3. Agnelli G et al. N Engl J Med. 2020; Apr 23;382(17):1599-1607. doi:10.1056/NEJMoa1915103
  4. Chew HK et al. Arch Intern Med. 2006; 166(4):458–464. doi:10.1001/archinte.166.4.458
  5. Khorana AA et al. J Thromb Haemost. 2007; 5(3):632–634. doi:10.1111/j.1538-7836.2007.02374.x
  6. Prandoni P et al. Blood. 2002; 100(10):3484–3488. doi:10.1182/blood-2002-01-0108
  7. Raskob GE et al. N Engl J Med. 2018; 378(7):615–624. doi:10.1056/NEJMoa1711948
  8. Young AM et al. J Clin Oncol. 2018; 36(20):2017–2023. doi:10.1200/JCO.2018.78.8034
  9. Stevens SM et al. Chest. 2021. doi:10.1016/j.chest.2021.07.056