Der Einfluss von ARISTOTLE – Auswirkungen für Patienten in Deutschland?

Wie lassen sich die Ergebnisse der ARISTOTLE für die Patienten in Deutschland einordnen? Nach der wegweisenden klinischen Studie aus dem Jahr 2011 zeigte sich die Relevanz auch im deutschen Versorgungsalltag.

Im Mai 2019 wurde die ARISTOTLE-Studie von Jeffrey Drazen, dem Chefredakteur des New England Journal of Medicine, als eine der 12 wichtigsten Studien der letzten 19 Jahre gewürdigt. Prof. Stefan Hohnloser vom Universitätsklinikum Frankfurt, der an der Studie direkt beteiligt war, erinnert sich:

„Die ARISTOTLE-Studie hat die Überlegenheit von Apixaban gegenüber Vitamin-K-Antagonisten (Warfarin) hinsichtlich Effektivität und Sicherheit gezeigt. Somit hat unsere Studie ein wichtiges Zeichen gesetzt, die Schlaganfallprophylaxe bei nicht-valvulärem Vorhofflimmern um die Option der Nicht-Vitamin-K-abhängigen oralen Antikoagulanzien zu erweitern.“

Und was ist mit Phenprocoumon…?

Inzwischen sind in Deutschland Nicht-Vitamin-K-abhängige orale Antikoagulanzien (NOACs) wie Apixaban fester Bestandteil der Schlaganfallprophylaxe bei Patienten mit nicht-valvulärem Vorhofflimmern (VHF♦︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎).1 Damit bot sich die Möglichkeit, Daten zur Effektivität und Verträglichkeit von Apixaban unter Praxisbedingungen (inklusive möglicher Anwendungsfehler) zu erheben – und dabei auch einen weiteren Punkt anzusprechen:

 „Da in ARISTOTLE Apixaban gegen Warfarin verglichen wurde, stellte sich uns für den Praxisalltag in Deutschland immer die Frage, wie sich die NOACs im Vergleich zu dem hier hauptsächlich verwendeten Vitamin-K-Antagonisten Phenprocoumon bewähren würden. Diese Lücke haben wir mit CARBOS E+ schließen können“, so Prof. Hohnloser, der bei dieser Studie federführend war.

Apixaban hat sich im deutschen Versorgungsalltag bewährt

In CARBOS E+2 wurde die Effektivität und Verträglichkeit von Apixaban und zwei weiteren NOACs retrospektiv anhand der Krankenversicherungsdaten* von 61.205 Patienten mit VHF♦︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎ untersucht, die zwischen Januar 2013 und Dezember 2015 in Deutschland neu auf ein NOAC oder Phenprocoumon eingestellt wurden.

Im deutschen Versorgungsalltag* beobachteten Hohnloser et al. bei der Behandlung mit Apixaban gegenüber Phenprocoumon ein

Die Daten aus dem deutschen Versorgungsalltag ergänzen somit die klinische Studie ARISTOTLE3. Dort waren unter der Behandlung mit Apixaban bei Erwachsenen mit VHF♦︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎ und einem weiteren Risikofaktor für einen Schlaganfall im Vergleich zu Warfarin um 21 % weniger Schlaganfälle oder systemischen Embolien sowie um 31 % weniger schweren Blutungen# aufgetreten.3

Eine neue Ära der Antikoagulation?

Jeffrey Drazen würdigte in seinem Editorial „Drazen‘s Dozen“ 12 Studien, die seiner Ansicht nach, die klinische Praxis und das Leben vieler Patienten verändert haben. Ein Rückblick auf relevante Studien, die nach ARISTOTLE folgten, unterstützt diese Einschätzung: Nicht nur in der VHF♦︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎-Schlaganfallprophylaxe, sondern auch bei der Behandlung und Rezidivprophylaxe von VTE ist Apixaban inzwischen eine feste Größe, die immer häufiger eingesetzt wird1 – und die ihre Wirksamkeit und Verträglichkeit für die Patienten auch im Praxisalltag zeigen konnte2.

Lesen Sie hier alles zur Würdigung durch Jeffrey Drazen.

Lesen Sie hier, wie es nach der ARISTOTLE-Studie weiterging.


♦︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎ nicht-valvuläres Vorhofflimmern (VHF)
* Limitierungen: • Beobachtungsstudien zeigen nur Assoziationen zwischen Variablen, keine Kausalität • Die Definitionen der Endpunkte unterscheiden sich teilweise von denen der RCTs und sind mittels ICD-10-Codes erhoben • Wie bei jeder Versicherungsdatenbank besteht die Möglichkeit für Kodierungsfehler und fehlende Daten • Eine Adjustierung ist nur für die bekannten demographischen und klinischen Baseline-Charakteristika möglich. Für potentielle nicht beobachtbare Confounder kann nicht adjustiert werden • Die Ergebnisse treffen unter Umständen nur auf die in der jeweiligen Datenbank erfasste Population zu • Bestimmte spezifische Patientenmerkmale wie z.B. Laborparameter (u.a. INR, GFR) sind nicht verfügbar • OTC-Medikationen wie ASS oder NSAR können nicht erfasst werden.
§ In der Analyse von Hohnloser et al. wurden Schlaganfälle / systemische Embolien erfasst, welche im Krankenhaus behandelt und bei Krankenhausentlassung laut ICD-10 kodiert wurden

# Die Definition schwerer Blutungen in der ARISTOTLE-Studie unterscheidet sich von der Definition, die in der Analyse von Hohnloser et al. verwendet wurde. In der ARISTOTLE-Studie wurden schwere Blutungen entsprechend den ISTH-Kriterien definiert. In der Analyse von Hohnloser et al. wurden Blutungsereignisse erfasst, welche im Krankenhaus behandelt und bei Krankenhausentlassung laut ICD-10 kodiert wurden.
Wie Schlaganfall oder transitorische ischämische Attacke (TIA) in der Anamnese, Alter ≥75 Jahre, Hypertonie, Diabetes mellitus, symptomatische Herzinsuffizienz (NYHA-Klasse ≥ II)

Referenzen

  1. Arzneimittelatlas 2018 - Top 10 antithrombotische Mittel. Quelle: https://www.arzneimittel-atlas.de/arzneimittel/b01-antithrombotische-mittel/top-10; Letzter Zugriff: 03.09.2019
  2. Hohnloser SH et al. (2018) Effectiveness and Safety of Non-Vitamin K Oral Anticoagulants in Comparison to Phenprocoumon. Data from 61,000 Patients with Atrial Fibrillation. Thromb Haemost 118(03):526–538
  3. Granger CB et al. (2011) Apixaban versus warfarin in patients with atrial fibrillation. N Engl J Med 365(11):981–992