Patient-Reported Outcomes (PROs): Therapietreue erhöhen, Wirtschaftlichkeit steigern & Praxiskommunikation effizient gestalten

Die Erhebung medizinischer Daten ist die Grundlage für eine evidenzbasierte Versorgung, bei der der Patient:innennutzen im Mittelpunkt steht. Doch wie die subjektiv empfundenen Gesundheitszustände der Patient:innen valide und zuverlässig messbar machen, um Wirtschaftlichkeit, Therapietreue und Praxiskommunikation zu verbessern?

Unser Gesundheitssystem gleicht derzeit einem Reparaturbetrieb, welches erbrachte „Leistungen“ und nicht ihre Ergebnisse vergütet.1 Im Sinne einer patient:innenzentrierten Versorgung – auch in den Vergütungssystemen – braucht es einen grundlegenden Umbau.1 Damit die Gleichung für den Patient:innennutzen2


aufgeht, muss die Lebensqualität der Patient:innen messbar gemacht werden. An diesem Punkt kommt die Erhebung von Patient:innen-berichteten Ergebnissen, sogenannter Patient-Reported Outcomes (PROs), ins Spiel!3

PROs machen die Lebensqualität messbar und erhöhen so die Therapietreue

PROs werden als Oberbegriff für viele verschiedene Konzepte zur Messung subjektiv empfundener Gesundheitszustände gebraucht.4 PROs helfen den Patient:innen, ihre Symptome, Funktionseinschränkungen, die eigene Gesundheitswahrnehmung und die gesundheitsbezogene Lebensqualität im zeitlichen Verlauf der Therapie selbst einzuschätzen und zu berichten.5 Gut konzipierte PRO-Instrumente machen die gesundheitsbezogene Lebensqualität valide und zuverlässig messbar.6 In der Regel gilt: Patient:innen, die eine Steigerung ihrer Lebensqualität sehen, werden dadurch motiviert, ihrer Therapie die Treue zu halten, sprich adhärent zu sein.

Warum ist Therapietreue wichtig?

Viele, vor allem chronisch kranke Patient:innen, sind laut World Health Organization nicht adhärent, d. h. sie halten die gemeinsam mit ihren Therapeut:innen gesetzten Therapieziele nicht ein.7 Diese Therapie-Untreue hat gravierende Folgen für das Gesundheitswesen und vor allem für die Patient:innen selbst, die von ausbleibenden Therapieerfolgen und möglichen Folgeerkrankungen betroffen sind. Beispielsweise ist bei Nicht-Vitamin-K-abhängigen oralen Antikoagulanzien (NOACs) wie Apixaban (ELIQUIS®) non-adhärentes Verhalten assoziiert mit Blutungen und thromboembolischen kardiovaskulären Ereignissen.8

Zusätzlich hat Non-Adhärenz gesellschaftliche und wirtschaftliche Auswirkungen, da sie direkte und indirekte Kosten verursacht. Erhöhte Versorgungsbedarfe durch fehlende Therapietreue führen zu vermeidbaren direkten medizinischen Kosten für Praxisbesuche, Zusatz- und Begleitmedikationen, Einweisungen in Krankenhäuser, Notaufnahmen oder gar Pflegeheimen.9 Hinzu kommen indirekte Kosten, beispielsweise wenn eine Erkrankung nicht ausreichend behandelt und der/die Patient:in deshalb arbeitsunfähig wird.9

Mit PROs zu einer verbesserten Therapietreue, Wirtschaftlichkeit und Praxiskommunikation

Die Erfassung von PROs kann dazu beitragen, durch Steigerung der Therapietreue den Versorgungsbedarf der Patient:innen zu verringern, die Therapieergebnisse zu verbessern (Abb. 1)3 und so direkte wirtschaftliche Kosten zu vermeiden. Darüber hinaus stellen PROs ein wichtiges Hilfsmittel für eine gute Ärzt:innen-Patient:innen-Kommunikation dar, die bekanntlich eine große Hebelwirkung bei der Adhärenz hat.10 Sie helfen Ärzt:innen dabei, Sorgen, Ängste und Probleme der Patient:innen zu erkennen und rechtzeitig notwendige Therapie-Anpassungen vorzunehmen. Zudem erleichtern PROs die Gesprächsführung (Abb. 1)3: Sie liefern Ärzt:innen stichhaltige Argumente, die u. a. helfen können, das Adhärenz-Verhalten der Patient:innen positiv zu beeinflussen. Durch die regelmäßige Abfrage der PROs gehen Patient:innen darüber hinaus vorbereitet in die nächste Sprechstunde, was den Ärzt:innen wertvolle Zeit spart (Abb.1).3

Abb. 1: Nachgewiesener Nutzen von PROs im Rahmen der medizinischen Intervention. Modifiziert nach Westrick und Wehling3

Weitere Informationen über den Nutzen von PROs im Rahmen medizinischer Interventionen sowie zur Erfassung der gesundheitsbezogenen Lebensqualität mittels PROs im Verlauf einer Antikoagulationstherapie mit Apixaban finden sie hier.

Referenzen

  1. Janssen Open House Whitepaper VBHC: Unsere Gesundheitsversorgung gemeinsam neu ausrichten – eine Allianz für Value Based Healthcare; 2023 [eingesehen am 31.07.23]. Available from: URL: https://www.janssen.com/sites/www_janssen_com_germany/files/joh2022-whitepaper-vbhc.pdf.
  2. IJzerman MJ. Where is the value in Value-based Healthcare; 2017 [eingesehen am 03.07.23]. Available from: URL: https://www.ispor.org/docs/default-source/presentations/1237.pdf?sfvrsn=ab31f699_1.
  3. Bertelsmann Stiftung. Spotlight Gesundheit: Daten, Analysen, Perspektiven; Patient-Reported Outcomes: Mit patientenberichteten Daten zu einer besseren Versorgungsqualität; 2023 [eingesehen am 27.04.23]. Available from: URL: https://www.bertelsmann-stiftung.de/fileadmin/files/BSt/Publikationen/GrauePublikationen/Spotlight_Gesundheit_PRO_2023.pdf.
  4. Brettschneider C, Lühmann D, Raspe H. Der Stellenwert von Patient-Reported Outcomes (PRO) im Kontext von Health Technology Assessment (HTA) [eingesehen am 31.07.23]. Available from: URL: https://portal.dimdi.de/de/hta/hta_berichte/hta220_kurzfassung_de.pdf.
  5. Steinbeck V, Ernst S-C, Pross C. Patient-Reported Outcome Measures (PROMs): ein internationaler Vergleich: Herausforderungen und Erfolgsstrategien für die Umsetzung von PROMs in Deutschland [eingesehen am 20.04.23]. Available from: URL: https://www.bertelsmann-stiftung.de/fileadmin/files/user_upload/BSt_PROMs-Implementierung_final.pdf?trk=public_post_comment-text.
  6. Wells, G. A. Russel A. S. Haraoui B Bissonnette R Ware, C. F. Validity of quality of life measurement tools--from generic to disease-specific. J Rheumatol Suppl 2011; 88:2–6.
  7. World Health Organization 2003. Adherence to long-term therapies : evidence for action.; 2003 [eingesehen am 21.06.23]. Available from: URL: https://apps.who.int/iris/bitstream/handle/10665/42682/9241545992.pdf?sequence=1&isAllowed=y.
  8. Emren SV et al. Drug Adherence in Patients With Nonvalvular Atrial Fibrillation Taking Non-Vitamin K Antagonist Oral Anticoagulants in Turkey: NOAC-TR. Clin Appl Thromb Hemost 2018; 24(3):525–31.
  9. Bertelsmann Stiftung. Effekte einer gesteigerten Therapietreue: Bessere Gesundheit und höhere Arbeitsproduktivität durch nachhaltige Änderung des Patientenverhaltens [eingesehen am 02.08.23]. Available from: URL: https://www.bertelsmann-stiftung.de/fileadmin/files/BSt/Presse/imported/downloads/xcms_bst_dms_36214_36215_2.pdf.
  10. Zolnierek KBH, Dimatteo MR. Physician communication and patient adherence to treatment: A meta-analysis. Med Care 2009; 47(8):826–34.