Apixaban – Fit fOR The Aged? Orale Antikoagulanzien bei älteren VHF<sup>♦</sup>-Patient:innen im FORTA-Check
Welche oralen Antikoagulanzien (OAC) sind für die Schlaganfallprophylaxe bei älteren Patient:innen mit nicht-valvulärem Vorhofflimmern (VHF<sup>♦</sup>) besonders geeignet? Eine vierte FORTA-Bewertung (Fit fOR The Aged) 2021 bestätigte die bestehende Klassifizierung der OACs.<sup>1</sup>
In Deutschland waren Ende 2023 rund 18,7 Millionen Menschen 65 Jahre oder älter – das entspricht etwa 22,4 % der Gesamtbevölkerung.2 Für die Medizin hat der demografische Wandel besondere Implikationen: Multimorbidität und Polymedikation erschweren oft die Behandlung älterer Patient:innen.3 Zudem verändern sich Pharmakokinetik und Pharmakodynamik im höheren Lebensalter.4 Welches OAC ist für Ihre älteren Patient:innen besonders vorteilhaft?
Die FORTA-Klassifikation als Orientierungshilfe für die Therapie älterer Patient:innen
Als klinisches Hilfsmittel zur Überwachung und Optimierung der medikamentösen Therapie älterer Patient:innen* steht Ihnen das Arzneimittelklassifikationssystem FORTA (Fit fOR The Aged) zur Verfügung.5, 6 Ein Expertengremium bewertet darin regelmäßig die Eignung von Arzneimitteln speziell für ältere Patient:innen – basierend auf aktuellen Erkenntnissen sowie einer sorgfältigen Nutzen-Risiko-Abwägung.5, 6
Die ursprüngliche FORTA-Liste aus dem Jahr 2012 wurde inzwischen zum vierten Mal für den deutschsprachigen Raum aktualisiert.1, 3, 7, 8 In der aktuellen FORTA-Liste 2021 wurden 299 Substanzen bzw. Substanzklassen für 30 häufige Indikationsbereiche bei älteren Patient:innen in die Kategorien A bis D eingeordnet.1, 5
Nutzenbewertung oraler Antikoagulanzien für ältere Patient:innen
Bereits in der OAC-FORTA-Bewertung von 2019 wurde speziell untersucht, wie geeignet orale Antikoagulanzien zur Behandlung älterer Menschen mit VHF♦︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎ sind.9 Dabei erhielt Apixaban die Bewertung Kategorie A „besonders vorteilhaft“ (Abb.1), d. h., der Nutzen von Apixaban ist bei bestehender Indikation umfassend belegt.9 Die drei anderen Nicht-Vitamin-K-abhängigen oralen Antikoagulanzien (NOACs) – Dabigatran, Rivaroxaban und Edoxaban – sowie der Vitamin-K-Antagonist (VKA) Warfarin wurden der Kategorie B „vorteilhaft“ zugeordnet, d. h. für diese Arzneimittel ist die Wirksamkeit bei älteren Patient:innen zwar belegt, doch bestehen Einschränkungen hinsichtlich ihrer Sicherheit oder Wirksamkeit.9 Phenprocoumon sowie andere, wenig untersuchte VKA erhielten die Einstufung Kategorie C „fragwürdig“, d. h. diese Arzneimittel weisen ein ungünstiges Nutzen-Risiko-Verhältnis auf, weshalb ihr Einsatz bei älteren Patient:innen kritisch geprüft werden sollte.9 Insgesamt wurden für die Bewertung 11 Studien zu Warfarin, Apixaban, Dabigatran, Edoxaban und Rivaroxaban sowie die Fachinformationen ausgewertet.9 Die Einstufungen der NOACs sowie der Vitamin-K-Antagonisten Warfarin und Phenprocoumon blieben auch in der aktuellsten, vierten FORTA-Bewertung aus dem Jahr 2021 unverändert.5

Abb. 1: Bewertung der zur Schlaganfallprophylaxe bei VHF♦︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎ verfügbaren oralen Antikoagulanzien (OAC) nach der FORTA-Klassifikation. Die Kategorie „vermeiden“ ist im Schaubild nicht aufgeführt, da ihr keines der OAC zugeordnet wurde.5, 9
Apixaban: Ältere Patient:innen bereits in Zulassungsstudie berücksichtigt
Die Wirksamkeit und Verträglichkeit von Apixaban zur Schlaganfallprophylaxe bei VHF♦︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎ war in der ARISTOTLE-Studie untersucht worden.10 Im Zusammenhang mit der FORTA-Bewertung besonders interessant: 70 % der Patient:innen in ARISTOTLE waren > 65 Jahre alt, 31 % sogar älter als 75 Jahre. Bei der untersuchten Gesamtpopulation zeigte sich in ARISTOTLE unter Apixaban im Vergleich zu Warfarin10 ein
- 21 % geringeres relatives Risiko für Schlaganfälle oder systemische Embolien
- 31 % niedrigeres relatives Risiko für schwere Blutungen.
Gemäß einer Subgruppenanalyse war dieses Ergebnis unabhängig vom Alter der Patient:innen.11
* FORTA zielt auf ältere Patienten, ist vorwiegend für Patienten 65 J. oder älter mit signifikanten Komorbiditäten (3 oder mehr Diagnosen und Medikamente) validiert und sollte bei allen Patienten 80 J. oder älter angewandt werden. Diese Zielgruppen werden meist als geriatrische Patienten definiert.5.
VHF♦︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎: nicht-valvuläres Vorhofflimmern
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