Wenn das Herz aus dem Takt gerät – nur wer es bemerkt, kann richtig handeln

Bei ca. 10 % der Patient:innen mit isch&auml;mischem Schlaganfall wird der Risikofaktor Vorhofflimmern erst diagnostiziert, wenn der Ernstfall bereits eingetreten ist.<sup>1</sup> Durch Screenings lie&szlig;e sich dies wom&ouml;glich &auml;ndern.<sup>2</sup>

In Deutschland kommt es jedes Jahr zu etwa 270.000 Schlaganfällen,3 von denen ca. jeder fünfte auf Vorhofflimmern (VHF♦︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎) zurückzuführen ist.4 Eine leitliniengerechte orale Antikoagulation kann bei Patient:innen mit VHF♦︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎ das Risiko für einen Schlaganfall um ca. 2/3 reduzieren.5 Allerdings wird bei ca. 10 % der Patient:innen VHF♦︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎ erst zu spät, nämlich mit oder nach dem Auftreten eines Schlaganfalls, diagnostiziert.1

Gibt es harmloses Vorhofflimmern?

Ob symptomatisch oder asymptomatisch – VHF♦︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎ stellt ein Risiko dar. Inzwischen weisen mehrere Studien darauf hin, dass asymptomatisches klinisches - also durch eine EKG-Aufzeichnung von mindestens 30 Sekunden oder ein 12-Kanal-EKG dokumentiertes - VHF♦︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎ mit einer höheren Gesamtmortalität assoziiert ist als symptomatisches6–8 – unter Umständen auch aufgrund einer nicht leitliniengerechten Behandlung.8

ESC empfiehlt opportunistisches Screening

Beobachtungsdaten weisen in diesem Zusammenhang darauf hin, dass sich die Schlaganfallraten und die Mortalität bei durch Screening entdecktem VHF♦︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎ durch eine antithrombotische Behandlung reduzieren lassen, ähnlich wie bei VHF♦︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎, das in der Routineversorgung entdeckt wird. Eine frühzeitige Diagnose von asymptomatischem oder paroxysmalem VHF♦︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎ gäbe Ärzt:innen somit die Möglichkeit, eine angemessene Therapie zu starten.4

Für Patient:innen ≥ 65 Jahren empfehlen die aktuellen ESC-Leitlinien ein opportunistisches Screening durch Pulsmessung oder EKG, zum Beispiel bei einer Routineuntersuchung (Klasse I). Ein systematisches Screening mittels EKG sollte bei Patient:innen ≥ 75 Jahren oder mit einem hohen Schlaganfallrisiko erwogen werden (Klasse IIa).4

Initiative „Herzstolpern“ holt Patient:innen hinzu

Außerhalb eines systematischen Screenings durch ärztliches Fachpersonal können Patient:innen selbst zur Früherkennung von VHF♦︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎ beitragen, z.B. durch regelmäßige Pulsmessung zu Hause.9 Gezielte Patient:innenaufklärung kann helfen, die Versorgung von Patient:innen mit unentdecktem und nicht diagnostiziertem VHF♦︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎ zu verbessern: Die 2018 von Bristol-Myers Squibb und Pfizer ins Leben gerufene Initiative „Herzstolpern - Achten Sie auf Ihren Rhythmus“ möchte das Bewusstsein für VHF♦︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎ mit seinen Risiken und Folgen in der Bevölkerung verbessern.10 Personen ab 65 Jahren und ihre Angehörigen sollen motiviert werden, über ihr Risiko nachzudenken und bei einem Verdacht das Gespräch mit ärztlichem Fachpersonal zu suchen. Damit möchte die Initiative einen Beitrag zur Reduzierung der Dunkelziffer leisten.

Um dies zu erreichen, spricht die Initiative Risikopatient:innen über verschiedene Kommunikationskanäle, wie z. B. Online- und Printmedien oder Informationsmaterialien in Wartezimmern, an. Zudem können sich Patient:innen und deren Angehörige über die Kampagnenwebseite www.herzstolpern.de eingehend über die Volkskrankheit VHF♦︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎ informieren.10

Weiterführende Links:

www.herzstolpern.de
 

VHF♦︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎︎ = nicht-valvuläres Vorhofflimmern


Referenzen

  1. Kishore A et al. Detection of atrial fibrillation after ischemic stroke or transient ischemic attack: A systematic review and meta-analysis. Stroke 2014; 45(2):520–6.
  2. Freedman B et al. Screening for Atrial Fibrillation: A Report of the AF-SCREEN International Collaboration. Circulation 2017; 135(19):1851–67.
  3. Heuschmann P et al. Schlaganfallhäufigkeit und Versorgung von Schlaganfallpatienten in Deutschland. Akt Neurol 2010; 37(07):333–40.
  4. Hindricks G und Potpara T et al. 2020 ESC Guidelines for the diagnosis and management of atrial fibrillation developed in collaboration with the European Association of Cardio-Thoracic Surgery (EACTS). Eur Heart J 2021; 42(5):373–498.
  5. Hart RG et al. Meta-analysis: antithrombotic therapy to prevent stroke in patients who have nonvalvular atrial fibrillation. Ann Intern Med 2007; 146(12):857–67.
  6. Siontis KC et al. Typical, atypical, and asymptomatic presentations of new-onset atrial fibrillation in the community: Characteristics and prognostic implications. Heart Rhythm 2016; 13(7):1418–24.
  7. Tsang TS et al. 173 Silent atrial fibrillation in olmsted county: A community-based study. Canadian Journal of Cardiology 2011; 27(5):S122.
  8. Boriani G et al. Asymptomatic atrial fibrillation: clinical correlates, management, and outcomes in the EORP-AF Pilot General Registry. Am J Med 2015; 128(5):509-18.e2.
  9. Kallmünzer B et al. Peripheral pulse measurement after ischemic stroke: A feasibility study. Neurology 2014; 83(7):598–603.
  10. BMS. Herzstolpern spüren – Vorhofflimmern erkennen [abgerufen am 17.01.2023]. Verfügbar unter: https://www.herzstolpern.de/.