Leitlinie zur Arzneimitteltherapie bei Multimorbidität

Zunehmende Multimorbidität und das höhere durchschnittliche Lebensalter der Patientinnen und Patienten machen therapeutische Entscheidungen und Therapieregime immer komplexer.

Die DGIM-Kommission Arzneimitteltherapie-Management (AMTM) & Arzneimitteltherapiesicherheit (AMTS) hat sich zum Ziel gesetzt, die Entwicklung und Evaluierung von Strategien zur Optimierung der Arzneimitteltherapie, insbesondere bei multimorbiden und älteren Patientinnen und Patienten, voranzutreiben. Dies geschieht in Zusammenarbeit mit Hausärzten und anderen Facharztgruppen. „Anstoß für die Entstehung der Kommission war die Förderung des Projekts Anwendung digital-gestütztes Arzneimitteltherapie- und Versorgungs-Management, kurz AdAM, durch den Innovationsfond – mit dem Ziel, die Hausärzte dabei zu unterstützen, multimorbide Patienten mit Polypharmazie sicherer zu behandeln“, erklärt Professor Dr. med. Daniel Grandt, der die Kommission leitet. Täglich stelle sich die Frage, wie mit Therapiekonflikten umzugehen sei, die aus der parallelen Anwendung von Leitlinien bei Patienten mit Multimorbidität resultieren. „Als Fachgesellschaften war es unsere Aufgabe, Empfehlungen zum Vorgehen bei multimorbiden Patienten mit Polypharmazie zu entwickeln“, so der Chefarzt der Inneren Medizin I am Klinikum in Saarbrücken.
Die neue Leitlinie ist unter Mitarbeit aller internistischen Fachgesellschaften, aber auch mit Vertretern zahlreicher weiterer Fächer entstanden. Sie richtet sich an alle Ärzte, die Medikamente verordnen. „Da Hausärzte besonders viele Patientinnen und Patienten mit Polypharmazie behandeln, werden sie vermutlich auch am meisten profitieren“, so Grandt. Oft würden 3 bis 5 verschiedene Ärzte multimorbiden Patienten Medikamente verordnen, die in der Regel in unterschiedlichen Apotheken abgeholt werden. „Um einen Überblick zu behalten, wäre digitale Unterstützung hilfreich, auch um Transparenz zur Gesamtmedikation zu gewährleisten“, sagt Grandt.
So, wie dies in AdAM bereits umgesetzt wurde: Die Software in der Studie informierte die Hausärzte über die Gesamtmedikation ihrer Patienten, Basis dafür waren die Krankenkassendaten. Zudem gab es eine elektronische Unterstützung beim Erkennen von Risiken und Wechselwirkungen. Im Projekt konnte erstmalig in einer randomisierten Studie die Mortalität unselektierter Patienten mit Polypharmazie gesenkt werden. Was nun genau wie stark zur Reduktion der Mortalität beitrug, ist nicht festzustellen.
Die Kommission wird die Leitlinie kontinuierlich weiterentwickeln und ergänzen. Diese ist als „Living Guideline“ konzipiert, das heißt alle Empfehlung werden mindestens einmal jährlich geprüft, um Aktualität zu gewährleisten.
Hier geht es zur Leitlinie: https://register.awmf.org/de/leitlinien/detail/100-001