Physicians Codex: Der Ärzte Codex wird auf Europa ausgedehnt

Der Grundgedanke des Ärzte Codex ist einfach: Ein Arzt oder eine Ärztin müssen die Indikation für Diagnostik und Therapie ihrer Patient*innen unabhängig von ökonomischen Zwängen treffen können – nötige Behandlungen dürfen nicht weggelassen, unnötige nicht hinzugefügt werden. 2017 hat die DGIM den Ärzte Codex entwickelt. Nun hat auch die Europäische Federation Innere Medizin (EFIM) mit 97 % zugestimmt, den Physicians Codex – so die englische Übersetzung – in den europäischen Ländern zu verbreiten.

Seit Jahren schon gerät die Ärzteschaft in der Patientenversorgung zunehmend unter Druck, ihr Handeln einer betriebswirtschaftlichen Nutzenoptimierung des Krankenhauses unterzuordnen. Diese Entwicklung machte es notwendig, dem Ökonomisierungsprozess eine auf ärztlicher Ethik und Werten beruhende Haltung im Arbeitsalltag entgegenzustellen. Die DGIM hat bereits vor über drei Jahren mit der Formulierung des Ärzte Codex ihre fachgesellschaftliche, ethische und soziale Verpflichtung wahrgenommen, einen Lösungsbeitrag für eine am erkrankten Menschen orientierte Gesundheitsversorgung zu leisten. Im Dezember 2017 wurde der Codex „Medizin vor Ökonomie“ im Deutschen Ärzteblatt veröffentlicht.

Initiatorin des Ärzte Codex ist und war Professor Dr. Petra-Maria Schumm-Draeger. Die frühere DGIM-Vorsitzende möchte nun den Ärzte Codex auch auf europäischer Ebene bekannt machen. Mit einem Vortrag auf der Hauptversammlung der Europäischen Federation Innere Medizin (EFIM) ist sie damit auf offene Ohren gestoßen. „Wir haben eine sehr breite Zustimmung erfahren“, sagt die Ärztliche Direktorin am Zentrum für Innere Medizin Fünf Höfe in München. Die EFIM-Delegierten sagten ihre Unterstützung einstimmig zu. Sie wollen den Physicians Codex in den einzelnen Ländern publik machen, dazu stellt die DGIM die englische Fassung des Plakats für die jeweiligen Fachgesellschaften in den Ländern zur Verfügung. „Es ist die erste politische Aktion der EFIM, die sich sonst eher rein medizinischen Themen widmet“, betont die Internistin. Auch wenn die Rahmenbedingungen in den verschiedenen Ländern sehr unterschiedlich sind, sei es ein ganz wertvolles Zeichen, dass das Thema in ganz Europa aufgegriffen werde. „Unser Ziel ist es, Ärzte und Ärztinnen dabei zu unterstützen, dass sie immer zum Wohl des Patienten handeln können, ohne dabei Schwierigkeiten zu bekommen oder gar entlassen zu werden.“ Dass die Fachgesellschaften der Ärzteschaft hierbei Rückendeckung geben, und dies auch von den Ärztekammern unterstützt werde, sei sehr wertvoll. Auf dem kommenden Internistenkongress wird es ein Symposium zum Ärzte Codex geben, bei dem auch der Präsident der EFIM dabei sein wird. „Wir werden intensiv diskutieren, wie wir in Deutschland und in Europa das Berufsethos des Arztes weiter stärken können.“

Terminhinweis

127. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin e. V. (DGIM) Symposium am 18.04.2021 virtuell (12.15–13.45 Uhr) Von der deutschen Öffentlichkeit nach Europa – Der Ärzte-Codex als Modellprojekt für ein europäisches Berufsethos? Moderation: Prof. Petra-M. Schumm-Draeger (München), Prof. Dirk Müller-Wieland (Aachen)


ECIM 2021 digital: Auch der 19. Europäische Kongress der Inneren Medizin vom 18. bis 20. März 2021 wird rein virtuell stattfinden. Alle weiteren Informationen gibt es hier: https://efim.org/

Kernbotschaften: Ärzte Codex (Auszug)