Kolorektales Karzinom

Patienten mit positivem fäkalen immunchemischen Test (FIT) sollte eine erneute Darmspiegelung angeboten werden, selbst wenn die letzte Koloskopie noch keine 10 Jahre zurückliegt.

Koloskopie-Wiederholung nach weniger als  10 Jahren bei positivem FIT gerechtfertigt  

Eine aktuelle koreanische Studie1untermauert die Empfehlung der US-amerikanischen Multi-Society Task Force zum kolorektalen Karzinom (CRC).Demnach sollte Patienten mit positivem fäkalen immunchemischen Test (FIT) eine erneute Darmspiegelung angeboten werden, selbst wenn die letzte Koloskopie noch keine 10 Jahre zurückliegt. Die koreanische Untersuchung zeigte, dass CRC und fortgeschrittene kolorektale Neoplasien (ACRN) unter der Patientenschaft des Hospitals grundsätzlich nicht selten waren. Unabhängig von der seit der vorangegangen Koloskopie verstrichenen Zeit erwies  sich die Nachweisrate sowohl von CRC als auch von ACRN unter den FIT-positiven Teilnehmern als signifikant höher als bei den FIT-negativen Probanden. Die Forscher um Nam Hee Kim vom Kangbuk Samsung Hospital in Seoul, Korea, sahen die bisher im Wesentlichen auf Expertenmeinung, nicht aber auf Studiendaten beruhende Empfehlung der Multi-Socity Task Force zum Darmkrebsscreening somit als bestätigt an. 

Rückgriff auf Teilnehmer am koreanischen FIT-CRC-Screening-Programm

Für ihre Untersuchung griffen die Wissenschaftler auf Teilnehmer des allgemeinen koreanischen Darmkrebsfrüherkennungsprogramms zurück, das allen Koreanern ab dem 50. Lebensjahr einen jährlichen FIT ermöglicht. Unter den 52.376 Patienten des Kangbuk Samsung Hospitals, die sich zwischen Januar 2013 und Juli 2017 einem FIT unterzogen, identifizierten die Autoren 3.229 (6,2%) mit positivem Testergebnis. Von diesen nahmen letztendlich 2.362 (73,1%) an einer Koloskopie teil. Dabei wurden die Studienteilnehmer nach dem zeitlichen Abstand ihrer vorangegangenen Koloskopie in drei Gruppen eingeteilt: 0 – 3 Jahre (n = 514; 23,1%), 3–10 Jahre (n = 427; 19,2%) sowie > 10 Jahre (n = 1.287; 57,8%). Alle Studienteilnehmer mussten beim Einschluss frei von intestinalen Beschwerden sein und durften nicht an einer chronisch entzündlichen Darmerkrankung leiden, um Verfälschungen des FIT durch nicht-Neoplasie-bedingte Blutungen weitgehend auszuschließen. 

Parallel wurden Koloskopien bei 6.525 Patienten der 49.147 Patienten mit negativem FIT durchgeführt, von denen schließlich 6.135 Teilnehmer als Vergleichsgruppe dienten. Die Studienpopulation wies ein Durchschnittsalter von 63,4 ± 8,1 Jahren auf und war zu 52,6% männlich.

Erhebliches ACRN- und CRC-Risiko schon in den ersten Jahren nach einer Koloskopie

Die Prävalenz von ACRN unter den Koloskopie-Teilnehmern betrug mit zunehmendem zeitlichen Abstand von der vorangegangenen Koloskopie in den drei Gruppen 10,9%; 12,6% sowie 26,0%. Für ein CRC betrug die Prävalenz 2,1%; 1,6% und 7,2%.

Signifikante Unterschiede bestanden zwischen FIT-positiven und FIT-negativen Teilnehmern. So betrug die Häufigkeit jeder Form von kolorektaler Neoplasie unter den FIT-positiven Teilnehmern 61,3% gegenüber 51,8% unter den FIT-negativen (p < 0,001). Deutlich unterschied sich die Häufigkeit auch für ACRN (20,0% versus 10,3%, p < 0,001) und CRC (5,0% versus 1,9%, p < 0,001). Patienten, deren Koloskopie mehr als 10 Jahre zurücklag oder die niemals zuvor eine Koloskopie hatten, wiesen zudem ein signifikant erhöhtes Risiko auf, an einer ACRN (Odds ratio [OR] 3,63, 95% CI; 2,48 – 5,31) oder an CRC (OR 3,66; 95% CI, 1,74 – 7,73) erkrankt zu sein. Allerdings bestand weder für ACRN noch für CRC ein signifikanter Unterschied zwischen Patienten, deren Koloskopie weniger als 3 Jahre zurücklag, und solchen, deren Koloskopie vor 3 bis 10 Jahren stattgefunden hatte. 

Empfehlung der Multi-Society Task Force bestätigt

Bei Studienteilnehmern der Gruppe, deren letzte Koloskopie weniger als 3 Jahre zurücklag, bestand in 2,1% ein CRC und in 10,9% ein ACRN. Statistisch unterschied sich dieser Anteil positiver Diagnosen nicht von dem der Patienten, deren vorangegangene Koloskopie 3 bis 10 Jahre zurücklag. Es bestanden jedoch signifikante Unterschiede zu dem Anteil positiver Diagnosen bei Patienten, seit deren letzter Koloskopie mehr als 10 Jahre vergangen waren. Somit bestätigte die Studie eine herausgehobene Bedeutung der Empfehlung für die grundsätzliche Wiederholung einer Koloskopie alle zehn Jahre. Diese Empfehlung müsse aber gegebenenfalls bei einem positiven FIT modifiziert und der Abstand der Koloskopien verkürzt werden. Grundsätzlich sollte jedem Patienten mit positivem FIT eine erneute Koloskopie angeboten werden.

Abschließend gehen die Autoren der Untersuchung auf den sichereren Nachweis von Blut im Stuhl mittels FIT gegenüber dem weniger aussagekräftigen Guaiac-based fecal occult blood testing (gFOBT) ein. So vermuten sie, dass die – ihren eigenen Ergebnissen widersprechenden – Befunde einer Untersuchung von Liu et al.3auf den Einsatz des weniger spezifischen gFOBT anstelle des FIT zurückgehen könnten.

Quellen:

1Kim NH, et al. Yield of repeat colonoscopy in asymptomatic individuals with a positive fecal immunochemical test and recent colonoscopy. Gastrointestinal Endoscopy 2019; pii: S0016-5107(19)30025-2. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/30684602.

2Robertson DJ, et al. Recommendations on Fecal Immunochemical Testing to Screen for Colorectal Neoplasia: A Consensus Statement by the US Multi-Society Task Force on Colorectal Cancer. Gastroenterology 2017; 152: 1217-37.e3. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/27769517

3Liu J, et al. Annual Fecal Occult Blood Testingcan be Safely Suspended for up to 5 Years After a Negative Colonoscopy in Asymptomatic Average-Risk Patients. Am J

Gastroenterol 2015; 110: 1355-8. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/26238157