POPs – östrogenfrei sicher verhüten

„Möglichst keine Östrogene“ – der Wunsch nach Kontrazeptionsmethoden ohne Hormone oder zumindest ohne Östrogene nimmt immer mehr zu. Hintergrund ist häufig die Angst vor einem erhöhten Thromboserisiko bei den klassischen kombinierten oralen Kontrazeptiva (KOK).

„Möglichst keine Östrogene“ – der Wunsch nach Kontrazeptionsmethoden ohne Hormone oder zumindest ohne Östrogene nimmt immer mehr zu. Hintergrund ist häufig die Angst vor einem erhöhten Thromboserisiko bei den klassischen kombinierten oralen Kontrazeptiva (KOK). Progesteron only pills (POP) haben jedoch noch weitere Vorteile – KOKs (kombinierte orale Kontrazeptiva) aber auch nicht nur Nachteile. Fest steht: Das Thema Verhütung kann heutzutage sehr individuell angepasst werden.

Kein erhöhtes Thromboserisiko, langfristig weniger Blutungen

Die kontrazeptiven Wirkungen von POPs mit dem Wirkstoff Desogestrel beruhen auf zwei Mechanismen: Hemmung der Ovulation und Erhöhung der Viskosität des Zervixschleims. Anders als bei klassischen KOKs wird durch das fehlende Östrogen das Risiko für thromboembolische Ereignisse durch die Einnahme nicht erhöht. Außerdem wird der Stoffwechsel weniger beeinflusst als bei östrogenhaltigen Präparaten. Das macht POPs vor allem für Frauen mit Kontrazeptionswunsch und einer Kontraindikation für Östrogenpräparate, wie dem Vorliegen von kardiovaskulären Risikofaktoren oder Migräne, zu einer sicheren Alternative. Da POPs wie z.B. Desogestrel Aristo® die Muttermilchzusammensetzung und -menge nicht beeinflussen, können sie auch während der Stillzeit eingesetzt werden.1

Ein Grund für die Entscheidung gegen POPs ist für viele Frauen das Auftreten von Blutungsunregelmäßigkeiten. Durch das Wegfallen der zyklusstabilisierenden Wirkung der Östrogenkomponente kann es gerade zu Beginn der Einnahme von reinen Gestagenpräparaten zu unregelmäßigen Durchbruch- und Zwischenblutungen kommen – einer der Hauptgründe für Frauen eine orale Kontrazeption abzubrechen oder das Präparat zu wechseln. Eine aktuelle Studie zeigt jedoch, dass die unerwünschten Blutungsereignisse von Zyklus zu Zyklus nachlassen.2 Bei mehr als der Hälfte der untersuchten Anwenderinnen traten nach neunmonatiger Einnahme von Desogestrel sogar gar keine Blutungen mehr auf. Auch die Flexibilität bei der Einnahme von POPs wie Desogestrel ist im Vergleich zu klassischen Minipillen höher. Das Zeitfenster für eine versäumte Einnahme beträgt nicht wie bei Präparaten mit dem Wirkstoff Levonorgestrel drei, sondern zwölf Stunden und unterscheidet sich damit nicht mehr von den KOKs.2

POP versus KOK – oft keine eindeutige, sondern eine individuelle Entscheidung

Wenn POPs so viele Vorteile haben, warum werden sie dann nicht immer verschrieben? Beide hormonellen Kontrazeptionsvarianten gelten bei korrekter Anwendung als ähnlich sicher und allgemein gut verträglich. Die mittlerweile große Bandbreite an Verhütungsmethoden bietet daher den Vorteil, die Auswahl für jede Frau sehr individuell treffen zu können. Neben dem erhöhten Risiko für thromboembolische Ereignisse bei klassischen östrogenhaltigen Kontrazeptiva, werden in diesem Zusammenhang häufig ebenfalls der kontrovers diskutierte Verdacht für ein gesteigertes Brustkrebsrisiko und andere Nebenwirkungen diskutiert. Doch nicht alle davon sind bei den Anwenderinnen unerwünscht. So reduzieren KOK beispielsweise bei einem Großteil der Frauen einschränkende Menstruations-assoziierte Beschwerden wie Schmerzen im Unterleib oder das prämenstruelle Syndrom und auch die Blutungsintensität nimmt häufig ab. Bei Frauen mit Hautproblemen sind KOK ebenfalls eine Option, da Präparate mit antiandrogener Komponente eine Verbesserung des Hautbilds bewirken. Bezüglich der karzinogenen Effekte steht zwar weiterhin der Verdacht für ein erhöhtes Mammakarzinom-Risiko im Raum, gleichzeitig reduziert sich durch die Einnahme von KOKs jedoch nachweislich das Risiko für das Auftreten von Ovarial- und Endometriumkarzinomen – auch noch Jahre über das Anwendungsende hinaus.1

Beide hormonellen Kontrazeptionsvarianten haben neben vielen weiteren Methoden demnach ihre speziellen Indikationen. Abgesehen davon bietet die große Auswahl bei gesunden Frauen die Möglichkeit, die Verhütung optimal an das jeweilige Risikoprofil und die individuelle Situation anzupassen.

Referenzen:

  1. Gaß P. AWMF Leitlinienprogramm - Hormonelle Empfängnisverhütung - DGGG, OEGGG und SGGG, Letlinienklasse S3, Version 1.2. September 2020;190.
  2. Palacios S, Colli E, Regidor PA. A multicenter, double blind, randomized trial on the bleeding profile of a drospirenone only pill 4 mg over nine cycles in comparison with desogestrel 0.075 mg. Archives of Gynecology and Obstetrics 2019; 300: 1805-12