Progestagen-only Pills (POP): langfristig weniger unerwünschte Blutungen

Unregelmäßige Blutungsereignisse zählen zu den Hauptgründen für Frauen eine orale Kontrazeption abzubrechen oder das Präparat zu wechseln. Gerade diese treten jedoch häufig bei der Alternative zu klassischen Kombinations-Pillen auf – den Progestagen-only Pills (POP).

POPs als Alternative zu klassischen Kombinations-Präparaten

Orale Kontrazeptiva sind nach wie vor die am häufigste verwendete Verhütungsmethode bei Frauen. Dabei werden kombinierte Präparate (KOK) und reine Gestagen-Präparate (Progestogen-only pill) unterschieden. Reine Gestagen-Präparate wie Desogestrel haben den Vorteil, dass sie ein geringeres Thromboserisiko aufweisen und weniger Einfluss auf den Stoffwechsel der Anwenderinnen nehmen. Gerade für Frauen mit Verhütungswunsch und einer Kontraindikation für Östrogenpräparate – beispielsweise aufgrund kardiovaskulärer Risikofaktoren oder Migräne – sind POPs daher eine wirksame Alternative.

Mittlerweile unterscheiden sich beide Präparat-Varianten auch hinsichtlich der Sicherheit nicht mehr voneinander – der Pearl-Index von Desogestrel liegt bei 0,4. Einzig das erhöhte Risiko für das Auftreten unregelmäßiger Zwischenblutungen bei reinen Gestagen-Pillen ist für einigeFrauen ein störender Nebeneffekt.

Unerwünschte Blutungen lassen nach längerer Einnahme nach

In einer aktuellen Studie wurde daher das Auftreten von unerwünschten Zwischenblutungen und Zyklusunregelmäßigkeiten bei der Einnahme verschiedener POPs genauer untersucht. Verglichen wurden die beiden Präparate Desogestrel und Drospirenon über einen Zeitraum von insgesamt neun Zyklen. Das Ergebnis war eindeutig: Die Häufigkeit von Entzugs- und Zwischenblutungen nahm bei beiden Präparaten von Zyklus zu Zyklus ab, bei Desogestrel etwas stärker als bei Drospirenon. Im direkten Vergleich traten bei Desogestrel in der Anfangsphase der Einnahme zunächst mehr ungeplante Zwischenblutungen – sogenanntes Spotting – auf als bei Drospirenon. Im Verlauf des Beobachtungszeitraumes reduzierten sich diese jedoch stärker bei Desogestrel.

Bei 54,7 % der Desogestrel-Anwenderinnen traten nach längerer Einnahme (9 Zyklen) sogar gar keine Blutungen mehr auf, bei Drospirenon waren es 43,7 %.

Ovulationshemmung ab dem ersten Zyklus

Desogestrel hemmt die Ovulation ab dem ersten Zyklus. Die östrogenfreie Pille hat keine einnahmefreie Pause, sondern wird durchgehend jeden Tag im Monat zur gleichen Uhrzeit angewendet (28 Tage). Das Fenster für versäumte Einnahmen beträgt 12 Stunden.

Anders als Kombinationspräparate mit Östrogenen greift Desogestrel weniger in den Stoffwechsel ein, somit verringert sich der Einfluss auf den Kohlenhydrat- und Lipidstoffwechsel und die Hämostase der anwendenden Frauen. Dadurch reduzieren sich unerwünschte Nebenwirkungen wie ein erhöhtes Thromboserisiko.

Insgesamt unterliegt die Auswahl des jeweiligen Präparates zur Verhütung stets auch einer subjektiven Bewertung der Frauen selbst. In einer umfangreichen gynäkologischen Beratung zu den verschiedenen Verhütungsmethoden sollte bei POPs daher unbedingt auf die langfristige Entwicklung der Zyklusunregelmäßigkeiten und den Rückgang der häufig thematisierten unerwünschten Blutungsereignissen eingegangen werden.

Autor: Chiara Grabmann

Referenzen:

  1. Palacios S, Colli E, Regidor PA. A multicenter, double blind, randomized trial on the bleeding profile of a drospirenone only pill 4 mg over nine cycles in comparison with desogestrel 0.075 mg. Archives of Gynecology and Obstetrics 2019; 300: 1805-12
  2. Aristo Pharma. Fachinfomation Desogestrel Aristo 75 μg Filmtabletten. 2020