Schilddrüsenparameter und Vitamin D3 möglichst präkonzeptionell korrigieren

Die Schilddrüsenfunktion spielt für den Verlauf der Schwangerschaft bekanntlich eine große Rolle, ist aber auch schon vor der Konzeption relevant. In der Diagnostik nimmt vor allem das Thyreoidea-stimulierende Hormon (TSH) eine Schlüsselrolle ein.

Als zentrale Schaltstelle des Stoffwechsels regelt die Schilddrüse zahlreiche Körperfunktionen und steht auch in engem Zusammenhang mit den Sexualhormonen. Ein ausgeglichener Schilddrüsenhormonstatus ist für den Verlauf einer Schwangerschaft und die neonatale Gesundheit sehr wichtig, da bereits kleine Abweichungen das Risiko für Schwanger-schaftskomplikationen wie Fehl- und Frühgeburten oder Schwangerschaftsdiabetes stark erhöhen können1-4. Dabei liegt die Prävalenz thyreoidaler Pathologien bei Frauen mit rund 15 % recht hoch5. Den günstigsten Schwangerschaftsverlauf haben nachweislich diejenigen Frauen, deren TSH im empfohlenen Zielbereich liegt4. Die thyreoideale Hormonlage ist aber nicht nur während der Schwangerschaft relevant, sondern auch davor. Experten empfehlen daher, in enger Zusammenarbeit mit Endokrinologen und Hausärzten, die Hormonlage von Frauen mit erhöhtem TSH durch die Gabe von Levothyroxin (L-Thyroxin, z. B. Eferox®) adäquat auszugleichen und regelmäßig zu kontrollieren und gegebenenfalls nachzujustieren – nicht nur während der Schwangerschaft, sondern schon vor der Konzeption4. Indem man bereits vor einer geplanten Schwangerschaft die Schilddrüsenparameter (TSH, bei Auffälligkeiten auch T3, T4 und Schilddrüsenautoantikörper) bestimmt, lassen sich mögliche Schilddrüsenfunktionsstörungen frühzeitig erkennen und therapieren.

Die Schilddrüse als Schlüssel zum Kinderwunsch

Der thyreoideale Status gehört auch deswegen zur Basisdiagnostik vor einer Kinderwunschbehandlung, weil Hypo- oder Hyperthyreosen zu Fertilitätsstörungen führen können6,7. Dr. Heidi Gößlinghoff, Gynäkologin in Heiligenhaus und Bloggerin zum Thema Kinderwunsch, erklärt: „Bei einer Unterfunktion wird nicht nur TSH von der Hypophyse ausgeschüttet, sondern auch Prolaktin. Ein erhöhter Prolaktinspiegel stört die Eizellreifung und die Blutung wird unregelmäßig oder sie bleibt ganz aus.“8. Die Therapie der Hypothyreose erfolgt durch Gabe geeigneter Hormonpräparate und Jod.

Eine gut eingestellte Schilddrüse, so Gößlinghoff, ist für den Eintritt einer Schwangerschaft und auch für den Erfolg einer künstlichen Befruchtung extrem wichtig8. Idealerweise sollte der TSH-Spiegel bei Frauen mit Kinderwunsch zwischen 1 und 2 mU/l liegen, wobei mittlerweile auch Werte bis 4,0 mU/l als akzeptabel gelten, wenn keine Schilddrüsenantikörper vorliegen8.

Vitamin D3 begünstigt die Hormonlage bei Kinderwunsch

Neben der Schilddrüse hängt die Fertilität auch von einer adäquaten Nährstoffversorgung ab, wobei u. a. das Vitamin D3 eine wichtige Rolle einnimmt. Bei Frauen beeinflusst das Calciferol die Hormonproduktion, den Zyklus, die Eizellreifung, die Ovulation sowie den Aufbau der Gebärmutterschleimhaut9. Einer Studie zufolge besteht eine negative Korrelation des Gesamt- sowie freien Vitamin-D3- Spiegels mit dem freien Androgenindex (FAI), der Testosteronkonzentration sowie den Spiegeln an Luteinisierendem Hormon und Anti- Müller-Hormon10. Ein Mangel an Vitamin D3, wie er bei Frauen im reproduktiven Alter auch recht häufig vorkommt, kann also die hormonelle Lage bei einem Kinderwunsch ungünstig beeinflussen10. Zudem fiel in einigen Studien die Schwangerschaftsrate von Frauen mit Vitamin-D-Mangel geringer aus als bei Frauen, die kein solches Defizit aufwiesen11,12. Als normal gilt ein Serum-25[OH]D3-Wert (25-Hydroxy-Vitamin-D3) ≥ 20 ng/ml. Werte unter 16 ng/ml weisen auf eine Unterversorgung hin, Werte unter 12 ng/ml auf einen Mangel.13 Wird ein Vitamin-D-Mangel festgestellt, stehen zur initialen Behandlung hochdosierte Präparate zur Verfügung (z. B. Colecalcifrol Aristo® 20.000 I.E. Weichkapseln).

Ideale Voraussetzungen für Frauen mit Kinderwunsch

Quellen

  1. The Consortium on Thyroid and Pregnancy, pregnancy – Study Group on preterm Birth; JAMA 2019; 322(7): 632-41;
  2. Gong LL et al.; Taiwan J Obstet Gynecol 2016; 55(2): 171-5;
  3. Toulis KA et al.; Endocr Pract 2014; 20(7): 703-14;
  4. Taylor PN et al.; J Clin Endocrinol Metab 2014; 99(10): 3895-902;
  5. Melchert HU et al.; Beiträge zur Gesundheitsberichtserstat¬tung des Bundes. Berlin 2002;
  6. Krassas GE et al.; Endocr Rev 2010; 31(5): 702-55;
  7. Leitlinie „Diagnostik und Therapie von einer assistierten repruktionsmedizinischen Behandlung (ART). AWMF 2019;
  8. spaetes-mutterglueck.de/die-schild-druese (letzter Aufruf 10.3.2022);
  9. endocrine-abstracts.org/ ea/0049/ea0049s27.2.htm (letzter Aufruf 10.3.22);
  10. Chu C et al.; Front Endocrinol (Lausanne) 2021; 12: 666687;
  11. Li L et al.; Conference abstracts. Fertility Weekly 2012;12: 17;
  12. Wehr E et al.; Eur J Endocrinol 2009;161(4): 575-82;
  13. Rudick BJ et al.; Fertil Steril 2014; 101(2): 447-52