Zwischenblutungen bei der Minipille – meist harmlos

Die östrogenfreie Verhütung gilt als gut verträglich und sicher, kann aber zu ungewohnten Blutungsmustern führen. Was Sie in so einem Fall wissen sollten, erfahren Sie hier.

Minipille ist nicht gleich Minipille

Anders als die sogenannte Mikropille, die eine Kombination aus Östrogen und Gestagen enthält, enthält die Minipille nur ein synthetisiertes Gestagen. Im Englischen wird dieses Verhütungsmittel auch „progestin-only pill“ oder „progestogen-only pill“ genannt, kurz POP. Das klingt modern und unkompliziert – was beides zutreffend ist. Denn die „Nur-Gestagen-Pillen“ gehören jüngeren Generationen der oral einzunehmenden hormonellen Verhütungsmittel an: Dank niedriger Dosierung und fehlendem Östrogen sind sie mit weniger Nebenwirkungen als herkömmliche/kombinierte Kontrazeptiva assoziiert. Unkompliziert sind sie auch, weil sie überwiegend kontinuierlich ohne pausierende Intervalle eingenommen werden. Die Einnahme muss allerdings täglich zur selben Zeit erfolgen.

Die für den deutschen Markt zur Verfügung stehenden Gestagen-Pillen enthalten jeweils einen der folgenden Wirkstoffe:

Reine Gestagen-Pillen enthalten kein Östrogen, welches einen Einfluss auf die Menge und Zusammensetzung der Muttermilch haben kann. Sie können deshalb auch während der Stillzeit angewandt werden.3

Lästige Begleiterscheinung: Zwischenblutungen

Blutungsstörungen sind bei der Einnahme der östrogenfreien Pille relativ häufig. Sie bedeuten für die meisten Patientinnen eine starke Belastung und sind adhärenzmindernd. Zwischenblutungen sind einer der Hauptgründe, wenn Frauen die Minipille absetzen.

Die Ursache für die veränderten Blutungsmuster ist das Fehlen der Östrogenkomponente und damit dessen zyklusstabilisierende Wirkungen. Bei einer kontinuierlichen oralen Einnahme der Minipille sind ungefähr zu erwarten:

Für die östrogenfreien Pillen mit kontinuierlicher Einnahme, gibt es keine Zyklusrhythmik mehr und es lässt sich nicht vorhersehen, wann ggf. unerwünschte Blutungen auftreten.4 Gemeinsam ist ihnen aber, dass sich das Auftreten von Zwischenblutungen häufig mit der Dauer der Anwendung verringert.

Einer unter irregulären Blutungen leidenden Patientin kann im ärztlichen Gespräch darauf hingewiesen werden, dass sich die Situation mit Einnahmedauer der Minipille sehr wahrscheinlich bessern wird. Um die Verhütung aufrecht zu erhalten, darf die tägliche und pünktliche Einnahme der östrogenfreien Pille aber keinesfalls unterbrochen werden, auch nicht während der Zwischenblutungen. Eine Verschiebung des täglichen Einnahmetermins um nur wenige Stunden erhöht bereits signifikant das Risiko für eine irreguläre Blutung.

Zwei häufige Eingangsfragen in der Praxis sind: Hat die Patientin erst vor kurzem mit der hormonellen Verhütung begonnen? Oder hat sie zuvor ein anderes hormonelles Verhütungsmittel eingenommen und nimmt jetzt die Minipille? Gerade in einer solchen Anpassungsphase sind Zwischenblutungen normal. Bei den geringen Gestagen-Mengen der Minipille können mehrere „Zyklen“ vergehen, bis sich der Körper an den veränderten Hormonspiegel gewöhnt hat. Wenn eine Anpassungsphase von vier oder mehr Zyklen durchlaufen ist und die Zwischenblutungen weiterhin auftreten, kann therapeutisches Handeln erforderlich sein.

Die Ursachen für Zwischenblutungen erkennen

Leichte vaginale Blutungen, die außerhalb des Menstruationszyklus auftreten, werden Schmierblutungen oder Spottings genannt; es handelt sich also um Zwischenblutungen. Sie zeigen äußerlich meist eine braun-rötliche Farbe, die von abgestoßenen Gewebeteilchen der Gebärmutterschleimhaut stammt. Häufig ist die Einnahme der Minipille die Ursache für Spottings. Aber nicht immer:

Wenn alle blutungsverändernden Faktoren ausgeschlossen sind, die nicht unmittelbar mit den Gestagenen der Minipille zusammenhängen, ist die östrogenfreie Pille selbst als Ursache für irreguläre Blutungen wahrscheinlich. Was kann die Ärztin oder der Arzt in diesem Fall tun?

Therapeutisches Vorgehen bei Zwischenblutungen

Zunächst sollte die Patientin folgende Frage beantworten: Tritt die atypische Blutung dauerhaft oder in regelmäßigen Abständen? Wenn ja, spricht das für eine mangelnde körperliche Verträglichkeit des hormonellen Wirkstoffs. In diesem Fall wäre ein Wechsel des Präparats oder sogar der Verhütungsmethode naheliegend.

Wenn die irregulären Blutungen in einer Häufigkeit oder Stärke auftreten, die eine therapeutische Intervention erfordern, können verschiedene Medikamente helfen:

Fazit: individuelle Strategien

Treten bei der Einnahme der Minipille Zwischenblutungen auf, gibt es mehrere Optionen. Wenn die Patientin die östrogenfreie Pille erst seit kurzem (unter drei Monate) einnimmt, so ist zu erwarten, dass die irregulären Blutungen mit der Zeit sistieren. Nimmt die Patientin die Minipille seit längerem ein und das Blutungsmuster erfordert ärztliches Handeln oder die Patientin empfindet einen hohen Leidensdruck, stehen verschiedene therapeutische Maßnahmen zur Verfügung. In jedem Fall sollte bei Zwischenblutungen ausgeschlossen werden, dass eine maligne Erkrankung vorliegt.

Quellen

  1. Fachinformation Desogestrel Aristo 75 _g Filmtabletten, Seite 4
  2. https://link.springer.com/article/10.1007/s15013-021-4101-6
  3. https://www.swissmom.ch/de/frau/empfaengnisverhuetung/hormonelle-empfaengnisverhuetung/die-minipille-in-der-stillzeit-18478
  4. https://silo.tips/download/strogenfreie-pille-blutungsverhalten-und-therapie-von-zusatzblutungen
  5. https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/daz-az/2021/daz-11-2021/die-regel-regeln