EULAR 2025: Die Komplexität von Entzündungen bei rheumatischen Erkrankungen im Fokus
Beim EULAR 2025 diskutierten Expert:innen die Rolle des C-reaktiven Protein(CRP)-Wertes bei der Behandlung der rheumatoiden Arthritis (RA)<sup>a</sup>, Psoriasis-Arthritis (PsA)<sup>b</sup> und axialen Spondyloarthritis (axSpA)<sup>c</sup> sowie den Einfluss von Risikofaktoren auf die Progression von einer Psoriasis (PsO)<sup>d</sup> zur PsA.
Der Immunmodulator und Entzündungsmarker CRP spielt eine wichtige Rolle bei rheumatischen Erkrankungen.1 Bei akuten Entzündungen steigt der IL-6-Spiegel rasch und treibt die Produktion des CRPs an. Bei chronischen Entzündungen wie z. B. bei rheumatischen Erkrankungen hält die anhaltende IL-6-Stimulation erhöhte CRP-Spiegel aufrecht und trägt zu einer anhaltenden Immunaktivierung und Gewebeschädigung bei.
Die Rolle des CRPs bei RA, PsA und axSpA für Diagnose und Monitoring
Doch auf den CRP-Wert allein sollte man sich bei der Diagnose nicht verlassen: Viele Patient:innen mit entzündlich rheumatischen Erkrankungen wie einer RA, PsA oder axSpA weisen normale CRP-Werte auf.2-5 Wie die Expert:innen im Symposium betonten, sei es entscheidend, den CRP-Wert immer im Kontext klinischer Befunde und anderer Biomarker zu interpretieren.
Während das CRP bei RA ein etablierter Marker für Entzündungen ist und zur Diagnose beitragen kann, ist seine diagnostische Sensitivität bei PsA und axSpA geringer.6 So schließt ein normaler CRP-Wert das Vorhandensein von PsA oder axSpA nicht aus, da eine Entzündung auch dann vorliegen kann, wenn der CRP-Wert im Normalbereich liegt.6 Auch ist die Korrelation zwischen CRP und Krankheitsaktivität bei PsA und axSpA oft weniger ausgeprägt.5,6
Prognostische Rolle des CRPs bei RA, PsA und axSpA
Das CRP spielt eine komplexe, aber bedeutende Rolle bei der Vorhersage des Krankheitsverlaufs und des Therapieansprechens bei RA, PsA und axSpA.1,3
CRP bei RA
Erhöhte CRP-Ausgangswerte korrelieren bei RA-Patient:innen mit einer erhöhten radiologischen Progression und Gelenkschäden innerhalb des ersten Jahres, Veränderungen der CRP-Werte im Laufe der Zeit spiegeln die Krankheitsprogression wider.1,7 Da die CRP-Werte allerdings nicht immer mit den klinischen Beurteilungen der Krankheitsaktivität übereinstimmen, ist ein ganzheitlicher Ansatz für das Patientenmanagement wichtig.
CRP bei PsA
Bei PsA dient das CRP als entscheidender Prädiktor für das Therapieansprechen, insbesondere auf b/tsDMARDs.8 Höhere CRP-Ausgangswerte sind mit einem besseren Ansprechen auf diese Therapien verbunden, was CRP zu einem wertvollen Biomarker für die Therapieauswahl macht.8 Erste Daten deuten darauf hin, dass das Ansprechen auf IL-17i nicht von den CRP-Ausgangswerten abhängt.9,10
CRP bei r-axSpA
Bei r-axSpA ist das CRP ein wertvolles Instrument zur Vorhersage des Ansprechens auf TNFi, wobei erhöhte Ausgangswerte mit signifikanten Verbesserungen der Krankheitsaktivität korrelieren.11 Darüber hinaus ist die frühe Kontrolle der CRP-Werte mit nicht-biologischen DMARDs mit einer langsameren radiologischen Progression bei r-axSpA verbunden, was die Bedeutung einer frühen Entzündungskontrolle unterstreicht.12 Studien haben gezeigt, dass höhere CRP-Werte mit einer größeren Wahrscheinlichkeit für das Erreichen von BASDAI50 verbunden sind, was darauf hindeutet, dass der CRP-Wert helfen kann, Patient:innen zu identifizieren, die eher von einer TNFi-Therapie profitieren.13 Der CRP-Wert ist demnach ein wichtiger Prädiktor für das Ansprechen auf TNFi bei axSpA, wobei ein erhöhtes CRP mit einem besseren therapeutischen Ansprechen einhergeht.11,14 Dies wurde in verschiedenen Studien sowohl bei Patient:innen mit radiographischer (r-) als auch bei nicht-radiographischer(nr-) axSpA beobachtet.11,14-17 Im Gegensatz dazu kann ein Ansprechen auf den IL-17i Ixekizumab (Taltz®)18 unabhängig von den anfänglichen CRP-Werten sein, wobei eine Wirksamkeit bei allen CRP-Ausgangswerten beobachtet wurde.19,20 Dabei zeigten Patient:innen mit einem erhöhten CRP-Ausgangswert ein verbessertes ASAS40-Ansprechen.20 Lesen Sie hier mehr dazu. Bei JAKi scheinen die CRP-Werte das Ansprechen nicht vorherzusagen.21 Der anhand des CRP gemessene Entzündungsgrad und die MRT-Befunde können bei der Wahl der biologischen Erstlinientherapie bei NSAR-resistenter axSpA hilfreich sein.14
CRP: Über die immunologische Entzündung hinaus
Erhöhte CRP-Werte korrelieren bei RA, PsA und axSpA mit einem erhöhten Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse.22,23 Dabei ist das CRP ein unabhängiger Risikofaktor, besonders bei RA, sollte aber auch im Kontext anderer Risikofaktoren betrachtet werden, wie im Symposium betont wurde. Auch das Vorliegen einer Adipositas beeinflusst die CRP-Werte. So können übergewichtige Patient:innen erhöhte CRP-Werte aufweisen, die nicht ausschließlich auf die rheumatische Erkrankung zurückzuführen sind.24 Aktuell laufende Studien (TOGETHER-PsAe, TOGETHER-PsOf) untersuchen beispielsweise die Wirksamkeit von Ixekizumab in Kombination mit Tirzepatid (Mounjaro®)25 bei Patient:innen mit PsA oder PsO und Adipositas; die Behandlung dieser Patientengruppe erfolgt in label.26,27 Beide Studien zielen darauf ab, die Auswirkungen von Ixekizumab und Tirzepatid auf die Krankheitsaktivität und das Gewicht in dieser Patientengruppe zu bewerten, indem der Anteil der Patient:innen, die gleichzeitig ein Ansprechen auf die Therapie und eine Gewichsreduktion zeigen, ermittelt wird.g,h
Fazit
- CRP ist ein wichtiger Marker für Entzündungen bei rheumatischen Erkrankungen, dessen Rolle bei der Diagnose, Monitoring und Prognose aber je nach Erkrankung verschieden sein kann.
- Generell ist der CRP-Wert ein Prädiktor für das Ansprechen auf TNFi bei PsA und axSpA, nicht aber für IL-17i, da diese unabhängig vom CRP-Wert wirksam sein können.
- Personalisierte Behandlungsstrategien, die die individuellen Aspekte berücksichtigen, können zu besseren Ergebnissen und Perspektiven für Patient:innen mit entzündlich rheumatischen Erkrankungen führen.
„Meet the expert“: Welchen Einfluss haben Risikofaktoren auf das Fortschreiten einer PsA bei Patient:innen mit Psoriasis?
In einem „Meet the Expert“ wurde die Bedeutung der Risikofaktoren für die Entwicklung einer PsA bei Patient:innen mit PsO diskutiert. Risikofaktoren wie Kopfhautbefall, familiäre Vorbelastung, Adipositas, Nagelbefall und starker Hautbefall spielen dabei eine wichtige Rolle.28 Studien zeigen, dass eine frühzeitige Behandlung der PsO sowie Gewichtsreduktion das Risiko einer PsA-Entwicklung verringern kann.29,30 Die von Prof. Coates vorgestellten Studienergebnisse deuten darauf hin, dass Biologika, insbesondere IL-17-Inhibitoren, eine vielversprechende Option darstellen könnten, um die Progression zur PsA zu verlangsamen oder zu verhindern.31
a Olumiant® (Baricitinib) wird angewendet zur Behandlung von mittelschwerer bis schwerer aktiver rheumatoider Arthritis bei erwachsenen Patient:innen, die auf eine vorangegangene Behandlung mit einem oder mehreren krankheitsmodifizierenden Antirheumatika (DMARD) unzureichend angesprochen oder diese nicht vertragen haben. Baricitinib kann als Monotherapie oder in Kombination mit Methotrexat angewendet werden.
b Taltz® (Ixekizumab), allein oder in Kombination mit Methotrexat, ist angezeigt für die Behandlung erwachsener Patient:innen mit aktiver PsA, die unzureichend auf eine oder mehrere krankheitsmodifizierende Antirheumatika (DMARD) angesprochen oder diese nicht vertragen haben.
c Axiale Spondyloarthritis (axSpA): Ankylosierende Spondylitis (röntgenologische axiale Spondyloarthritis): Taltz® (Ixekizumab) ist angezeigt für die Behandlung erwachsener Patient:innen mit aktiver röntgenologischer axialer Spondyloarthritis (r-axSpA), die auf eine konventionelle Therapie unzureichend angesprochen haben. Nicht-röntgenologische axiale Spondyloarthritis (nr-axSpA): Taltz® (Ixekizumab) ist angezeigt für die Behandlung erwachsener Patient:innen mit aktiver nicht-röntgenologischer axialer Spondyloarthritis mit objektiven Anzeichen einer Entzündung, nachgewiesen durch erhöhtes C-reaktives Protein und/oder Magnetresonanztomographie, die unzureichend auf nichtsteroidale Antirheumatika angesprochen haben.
d Taltz® (Ixekizumab) ist zugelassen für Erwachsene und Kinder (ab 6 Jahren, Körpergewicht ≥ 25 kg) mit mittelschwerer bis schwerer Plaque-Psoriasis, die für eine systemische Therapie in Frage kommen.
e NCT06588296: randomisierte, mulizentrische Phase-IIIb-Studie; Open-Label-Studie.
f NCT06588283: randomisierte, mulizentrische, Phase-IIIb-Studie; Open-Label-Studie.
g TOGETHER-PsA: Das primäre Studienziel ist es, nachzuweisen, dass Teilnehmer:innen mit Psoriasis-Arthritis und Adipositas oder Übergewicht in Verbindung mit mindestens einer gewichtsbedingten Begleiterkrankung, die gleichzeitig Ixekizumab und Tirzepatid erhalten, eine Verbesserung ihrer Psoriasis-Arthritis und eine Gewichtsreduktion erzielen, verglichen mit der Einnahme von Ixekizumab allein. Primärer Endpunkt: Prozentualer Anteil der Teilnehmer:innen, die gleichzeitig den ACR50-Wert des American College of Rheumatolgy (ACR) und eine Gewichtsreduktion von mindestens 10 % erreichen [Baseline bis Woche 36].26
h TOGETHER-PsO: Das primäre Studienziel ist es, nachzuweisen, dass Teilnehmer mit mittelschwerer bis schwerer Plaque-Psoriasis und Adipositas oder Übergewicht in Verbindung mit mindestens einer gewichtsbedingten Begleiterkrankung, die gleichzeitig Ixekizumab und Tirzepatid erhalten, eine Verbesserung ihrer Psoriasis und eine Gewichtsreduktion erzielen, verglichen mit der Einnahme von Ixekizumab allein. Pimärer Endpunkt: Prozentualer Anteil der Teilnehmer:innen, die gleichzeitig einen Psoriasis Area and Severity Index (PASI) 100 und eine Gewichtsreduktion von mindestens 10 % erreichen [Baseline bis Woche 36].27prechen gemäß Assessment of SpondyloArthritis International Society Klassifikationskriterium
ACR: American College of Rheumatology
ASAS40: Assessment of SpondyloArthritis International Society, 40 % Verbesserung verglichen mit dem Ausgangswert
b/tsDMARDs: biologische/zielgerichtete synthetische krankheitsmodifizierende Antirheumatika
BASDAI50: Bath Ankylosing Spondylitis Disease Activity Index, 50 % Verbesserung verglichen mit dem Ausgangswert
IL-6: Interleukin-6
IL-17i: Interleukin-17-Inhibitor
NSAR: Nichtsteroidales Antirheumatikum
PASI: Psoriasis Area and Severity Index
TNFi: Tumornekrosefaktor-Inhibitor
- Pope JE et al. Seminars Arthritis Rheum 2021;51:219–29
- Aletaha D et al. Ann Dis Rheum 2010;69:1580–8
- Kay J et al. Rheumatology (Oxford) 2012;51(suppl_6):vi5–vi9
- Haroon M et al. Clin Rheumatol 2020;39:2951–61
- Rudwaleit M et al. Ann Rheum Dis 2009;68:777–83
- Lorenzin M et al. Ther Adv Musculoskelet Dis 2020;12:1759720X20934277
- van Leeuwen MA et al. Br J Rheumatol 1993;32:9–13
- Künzler T et al. Clin Rheumatol 2024;43:3723–46
- Linde L et al. Clin Rheumatol 2024;43:43:3723–46
- van der Heijde D et al. J Rheumatol 2019;46:1089–96
- Wang R et al. JAMA Netw Open 2022;5:e222312
- Koo BS et al. Int J Rheum Dis 2022;25(3):311–6
- Vastesaeger N et al. Ann Rheum Dis 2011;70:973–81
- Goupille P et al. Joint Bone Spine 2024;91:105662
- Glintborg B et al. Ann Rheum Dis 2010;69:2002–2008
- Rudwaleit M et. al. RMD Open 2024;10(2):e003884
- Sieper J et al. Ann Rheum Dis 2013;72:815–822
- Taltz<sup>®</sup> Aktuelle Fachinformation; (letzter Zugriff: 18.06.2025)
- Reveille JD et al. Arthritis Rheumatol 2020;72:Abstract 0904
- Maksymowych WP et al. Rheumatology (Oxford) 2022;61:4324–34
- Ahmed S et al. Rheumatol Adv Pract 2024;8:rkae141
- Lam SH et al. Ther Adv Musculoskel Dis 2021;13:1–12
- Ferraz-Amaro I et al. RMD Open 2024;10:e004187
- Nguyen XM et al. Gastrointest Surg 2009;13:1205–12
- Mounjaro<sup>®</sup> Aktuelle Fachinformation; (letzter Zugriff: 18.06.2025)
- ClinicalTrials.gov. NCT06588296. Verfügbar unter: https://clinicaltrials.gov/study/NCT06588296 (letzter Zugriff: 11.07.2025)
- ClinicalTrials.gov. NCT06588283. Verfügbar unter: https://clinicaltrials.gov/study/NCT06588283 (letzter Zugriff: 11.07.2025)
- Errichetti E et al. Dermatol Ther (Heidelb) 2024;14:1–3
- Rosenthal YS et al. Arthritis Rheum 2022;74:237–43
- Gisondi P et al. Ann Rheum Dis 2022;82:68–73
- Floris A et al. Rheumatology 2025;64:1131–7
PP-IX-DE-5196