ACR veröffentlicht neue Impfrichtlinien für rheumatische und muskuloskelettale Erkrankungen

Das Thema Impfung bei chronisch-entz&uuml;ndlichen Erkrankungen ist mit vielen Unsicherheiten behaftet. Das American College of Rheumatology (ACR) hat nun eine Zusammenfassung der aktualisierten Leitlinien f&uuml;r Impfungen bei Patient*innen mit rheumatischen und muskuloskelettalen Erkrankungen ver&ouml;ffentlicht.<sup>1</sup> Die Empfehlungen befassen sich unter anderem mit dem Medikamentenmanagement vor und nach der Impfung und der sicheren Anwendung von Lebendimpfstoffen.<sup>1</sup>

Infektionskrankheiten stellen für Menschen mit geschwächtem Immunsystem oder unter immunsuppressiver Therapie eine besondere Gefahr dar.2 Moderne Impfstoffe bieten einen wirksamen Schutz vor vielen Erregern.3 Doch gerade bei Menschen mit chronisch-entzündlichen Erkrankungen – aber auch deren Behandelnden – existieren rund um das Thema Impfung noch viele Unsicherheiten: Könnte eine Impfung einen Krankheitsschub auslösen? Beeinflussen Medikamente, die zur Behandlung rheumatischer Erkrankungen eingesetzt werden, die Wirksamkeit von Impfstoffen? Sollen bestimmte Impfstoffe zum Schutz von Menschen mit chronisch-entzündlichen Erkrankungen auch außerhalb der empfohlenen Altersspanne eingesetzt werden?

Das American College of Rheumatology (ACR) hat zu diesem Thema nun eine Zusammenfassung der aktualisierten Leitlinien für Impfungen bei erwachsenen und pädiatrischen Patient*innen mit rheumatischen und muskuloskelettalen Erkrankungen veröffentlicht.1 Die Guidelines sollen dabei unterstützen, Risiko-Nutzen-Abwägungen patientenindividuell zu treffen. Ein vollständiges Manuskript soll zukünftig in Arthritis & Rheumatology und Arthritis Care and Research publiziert werden.

Erweiterte Indikationen für Menschen mit rheumatischen Erkrankungen

Die Empfehlungen für Menschen mit rheumatischen oder muskuloskelettalen Erkrankungen wurden in den Guidelines um weitere Indikationen erweitert:1

Medikamentenmanagement rund um die Impfung

Insbesondere immunsupprimierende Medikamente können sich auf die Wirksamkeit von Impfungen auswirken. Die Guidelines empfehlen daher, nach einer Influenza-Impfung eine Methotrexat-Behandlung für zwei Wochen zu pausieren. Eine Behandlung mit Rituximab und anderen immunmodulierenden Therapien, wie z. B. auch modernen Tumornekrosefaktor (TNF)-Inhibitoren kann jedoch in vielen Fällen, fortgesetzt werden. Auch eine Behandlung mit Glukokortikoiden kann im Falle von Totimpfstoffen abhängig von der Dosierung fortgesetzt werden: Bei Dosierungen bis zu 10 mg Prednison-Äquivalent besteht eine starke Empfehlung für eine Impfung, bei höheren Dosen eine bedingte und für über 20 mg sollte von Impfungen mit Ausnahme einer Influenza-Impfung abgesehen werden.1

Sichere Anwendung abgeschwächter Lebendimpfstoffe

Der Einsatz abgeschwächter Lebendimpfstoffe erfordert hingegen eine weitreichendere Planung des Medikamentenmanagements. Während TNF-Inhibitoren lediglich ein Dosisintervall vor der Impfung pausiert werden müssen, sollte die Gabe von Rituximab vor der Impfung mindestens 6 Monate ausgesetzt werden. Nach der Impfung mit Lebendimpfstoffen sollte dann unabhängig vom eingesetzten Medikament die immunmodulierende Behandlung für 4 Wochen unterbrochen werden. Entsprechende Vorsichtsmaßnahmen seien auch bei der Impfung von Säuglingen zu beachten, die in utero Immunsuppressiva ausgesetzt waren. Im Falle von Rituximab dürfe die Rotavirus-Impfung dann frühestens 6 Monate nach Geburt erfolgen. Bei TNF-Inhibitoren kann hingegen auf die Wartezeit verzichtet und bereits innerhalb der ersten 6 Lebensmonate geimpft werden.*,1 Bei einer Exposition mit Infliximab in utero wird jedoch empfohlen, nach der Geburt 12 Monaten keine Impfung mit Lebendimpfstoff zu geben.4

Impfentscheidungen sind individuell zu treffen

Die Herausgeber der Guidelines weisen jedoch darauf hin, dass die Empfehlungen zum Teil auf schwacher Evidenz beruhen. Bei der Anwendung sollten immer auch das individuelle Risiko der Patient*innen für durch die Impfung vermeidbare Krankheiten und für Krankheitsschübe berücksichtigt werden. Dies gelte insbesondere dann, wenn immunsuppressive Medikamente für die Impfung eingenommen würden. Im Rahmen eines „Shared decision-making“ sollten auch immer die Patient*innen selbst in die Entscheidungen mit einbezogen werden.1

In Deutschland sind darüber hinaus immer auch die Impfempfehlungen der Ständigen Impfkommission (STIKO) des Robert-Koch-Instituts (RKI) und die jeweils gültigen Fachinformationen zu beachten.

* Die Empfehlung ist nicht durch die Zulassungen abgedeckt (off-label) und spiegelt ausschließlich die Meinung der Autor*innen wider.


Quellen

  1.  American College of Rheumatology. 2022 American College of Rheumatology (ACR) Guideline for Vaccinations in Patients with Rheumatic and Musculoskeletal Diseases. Link: https://www.rheumatology.org/Portals/0/Files/Vaccinations-Guidance-Summary.pdf. Letzter Zugriff: 06.10.2022.
  2. Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie. Impfungen bei erwachsenen Patienten mit chronisch entzündlichen rheumatischen Erkrankungen. Link: https://dgrh.de/Start/Publikationen/Empfehlungen/Impfungen.html. Letzter Zugriff: 06.10.2022.
  3. Robert-Koch-Institut. Impfen. Link: https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/Impfen/impfen_node.html. Letzter Zugriff: 06.10.2022.
  4.  Fachinformation Flixabi®. Stand 06/2022.

Biogen-185249 10/2022