Biosimilars in der Dermatologie – langfristig wirksam und verträglich

Bereits seit über 15 Jahren werden Tumornekrosefaktor (TNF)-Inhibitoren in der Therapie chronisch-entzündlicher Hauterkrankungen eingesetzt.<sup>1</sup> Trotz der heute breiten Datenlage gibt es dennoch vereinzelt Vorbehalte gegen eine Umstellung oder Neueinstellung auf biosimilare Produkte. Aktuelle Meta-Analysen und Langzeitstudien zeigen jedoch, dass diese Sorgen unbegründet sind.

Bereits seit über 15 Jahren werden Biologika in der Therapie chronisch-entzündlicher Hauterkrankungen eingesetzt.1 Sie kommen heute in mehreren Indikationen zum Einsatz, darunter die Acne inversa und insbesondere auch die mittelschwere bis schwere Psoriasis.1 Mit einer Prävalenz von rund 2-3 % der Gesamtbevölkerung ist die Psoriasis eine der häufigsten chronisch-entzündlichen Hauterkrankungen.2 Etwa jede*r fünfte Psoriasis-Patient*in leidet an einer mittelschweren bis schweren Verlaufsform und benötigt in der Regel eine systemische Therapie, z. B. mit Biologika, da die Erkrankung mit einer topischen Therapie allein nicht mehr ausreichend behandelbar ist.2,3

Zum Einsatz kommen dabei unter anderem Interleukin(IL)-17- und IL-23-Inhibitoren sowie die Tumornekrosefaktor(TNF)-Inhibitoren Adalimumab4, Infliximab5, Etanercept6 und Certolizumab Pegol.7 Die TNF-Inhibitoren sind dabei am längsten in der Therapie der Psoriasis etabliert.2 Diese Biologika haben neben systemischen Therapien die Behandlung der mittelschweren bis schweren Psoriasis in den vergangenen Jahren verbessert.2 Trotz ihrer guten Wirksamkeit und Verträglichkeit stellen ihre hohen Kosten jedoch teilweise eine Belastung für die Gesundheitssysteme dar.2 Biosimilars können als Alternative zu den Referenzpräparaten dazu beitragen, diese Therapiekosten zu verringern.8 Für die TNF-Inhibitoren Adalimumab, Infliximab und Etanercept stehen bereits mehrere Biosimilars zur Verfügung.8 Obwohl eine breite Datenlage für die Umstellung oder Neueinstellung auf Biosimilars spricht, gibt es doch noch vereinzelt Vorbehalte.

Vergleichbare Wirksamkeit und Verträglichkeit von Biosimilars

Per Definition besitzt ein Biosimilar die biologische Ähnlichkeit zu dem Referenzpräparat ohne signifikante klinische Unterschiede.8 Dass dies auch in der klinischen Praxis zutrifft, hat mittlerweile eine Vielzahl an Real-World-Daten gezeigt, welche die Beobachtungen aus klinischen Studien stützen.9,10 In einem systematischen Review der Medline und Embase Datenbanken mit Stichtag 30. Juni 2017 wurden insgesamt 90 Switch-Studien mit 14.225 Teilnehmer*innen erfasst, die mit Biosimilars sieben verschiedener Biologika in insgesamt 14 Therapiegebieten untersucht wurden.10 Fünf dieser Studien mit 983 Patient*innen befassten sich mit Psoriasis. Insgesamt ergab sich in dieser Analyse kein Hinweis darauf, dass die Wirksamkeit und das Sicherheitsprofil durch einen Wechsel von einem Originalpräparat zu einem Biosimilar beeinflusst wurden.10 Auch neu erhobene Daten zum Wechsel von einem Biosimilar zu einem anderen Biosimilar ließen keine Bedenken hinsichtlich der Umstellung erkennen.9 Insgesamt könnte so das Vertrauen in die Verschreibung von Biosimilars durch die große Menge an Daten gesteigert werden.9

Studie zeigte auch langfristigen Nutzen von Biosimilars

Nachholbedarf existiert zum Teil jedoch noch bei Langzeitstudien mit den verschiedenen biosimilaren TNF-Inhibitoren in der praktischen Anwendung.11 In einer italienischen monozentrischen, retrospektiven Beobachtungsstudie wurden die langfristige Wirksamkeit und Verträglichkeit der Biosimilars von Adalimumab, Etanercept und Infliximab bei Psoriasis-Patient*innen untersucht.11 Insgesamt wurden 73 Patient*innen (19 Adalimumab, 37 Etanercept und 17 Infliximab) in die Studie aufgenommen und bis zu 48 Monate nachbeobachtet (Median: 28 Monate).11 Der Großteil der eingeschlossenen Patient*innen (64 von 73) erhielt vor dem Biosimilar das jeweilige Referenzprodukt.11

Nach 12 Monaten lag der mittlere „Psoriasis Area and Severity Index“ (PASI)-Score bei ≤ 2 (1,2) und blieb auch während der gesamten 48-monatigen Nachbeobachtungszeit stabil niedrig (≤ 2), 34 (28 %) der Patient*innen berichteten Nebenwirkungen, 3 (4,3 %) brachen die Therapie ab.11 Die Behandlung mit Biosimilars zeigte somit in dieser Kohorte einen anhaltenden klinischen Nutzen. Es wurden keine schwerwiegenden unerwünschten Ereignisse beobachtet.11 Trotz der vergleichsweise kleinen Patient*innenzahl zeigte die Studie, dass biosimilare TNF-Inhibitoren wirksame und gut verträgliche Arzneimittel für die Langzeitbehandlung der Psoriasis sind.11

TNF-Inhibitoren als First-Line-Therapie?

Die derzeitigen Leitlinien-Empfehlungen sehen einen Einsatz von TNF-Inhibitoren bei mittelschwerer bis schwerer Psoriasis jedoch nur als Second-Line-Therapie bei nicht ausreichendem Therapieerfolg, Unverträglichkeit oder Kontraindikationen vor.3 Aufgrund der positiven Erfahrungen mit TNF-Inhibitoren, insbesondere in der Langzeitanwendung, wird jedoch auch ein Einsatz als First-Line-Therapie diskutiert. In einem Review-Artikel plädieren die Autor*innen einer italienischen Forschergruppe dafür, die Empfehlungen entsprechend anzupassen, da diese vorwiegend auf wirtschaftlichen Argumenten beruhe. Zudem seien konventionelle systemische Behandlungen meist schlechter verträglich und bürgen ein hohes Risiko gefährlicher Wechselwirkungen mit Medikamenten, die von Betroffenen häufig eingenommen werden. Insbesondere seien sie in der Langzeitanwendung auch mit mehr Sicherheitsbedenken verbunden. So besteht beispielsweise bei dem häufig eingesetzten Methotrexat bei längerer Einnahmedauer ein erhöhtes Risiko einer Lebertoxizität. Aufgrund der seit der Markteinführung der Biosimilars stark gesunkenen Therapiekosten könnten TNF-Inhibitoren eine systemische Erstlinienbehandlung für Patient*innen darstellen und eine langfristig wirksame und verträgliche Therapieoption bieten.2

Quellen

  1. Jahn, S et al. Einsatz von Biologika in der dermatologischen Praxis. ästhet dermatol kosmetol. 2021;13, 26–29. https://doi.org/10.1007/s12634-021-1482-4
  2. Gisondi P et al. TNF-α inhibitors biosimilars as first line systemic treatment for moderate-to-severe chronic plaque psoriasis. Expert Rev Clin Immunol. 2020;16(6):591-598. doi:10.1080/1744666X.2020.1771182
  3. Nast A et al. S3-Leitlinie: Therapie der Psoriasis vulgaris. 2021. AWMF-Register-Nr.: 013-001
  4. Fachinformation ImraldiTM. Stand April 2022.
  5. Fachinformation FlixabiTM. Stand Dezember 2021.
  6. Fachinformation BenepaliTM. Sand Mai 2021.
  7. Fachinformation Cimzia®. Stand September 2021.
  8. Arbeitsgemeinschaft pro Biosimilars. Handbuch Biosimilars. 2019. Zuletzt abgerufen am 18.05.2022
  9. Prignano F et al. Anti-tumor necrosis factor agents in psoriasis: addressing key challenges using biosimilars. Expert Opin Biol Ther. 2021;21(1):75-80. doi:10.1080/14712598.2020.1812576
  10. Cohen HP et al. Switching Reference Medicines to Biosimilars: A Systematic Literature Review of Clinical Outcomes. Drugs. 2018;78(4):463-478. doi:10.1007/s40265-018-0881-y
  11. Ricceri F et al. Long-term safety and efficacy of anti-tumor necrosis factor-alpha biosimilar agents in the treatment of psoriasis: a single center study [published online ahead of print, 2022 Mar 23]. J Dermatolog

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