Psoriasis-Arthritis bei chronischer Plaque-Psoriasis durch frühzeitigen Biologika-Einsatz vermeidbar?

Laut Real-World-Daten entwickeln etwa 25–30 % der Erwachsenen mit Psoriasis im weiteren Verlauf eine Psoriasis-Arthritis (PsA), die zu strukturellen Gelenkschäden, Funktionsverlusten und einer Beeinträchtigung der Lebensqualität führen kann. Dabei vergehen zwischen Auftreten erster Hautmanifestationen bis zur Entwicklung der PsA nicht selten 10 Jahre und mehr – ein therapeutisches Fenster für die Verhinderung der PsA?

Während bei der Psoriasis die Linderung der Hautmanifestationen und die Verbesserung der Lebensqualität als unmittelbare Behandlungsziele in den Leitlinien1,2,3,4,5,6 etabliert sind, gilt das bisher nicht für das Konzept einer frühzeitigen Behandlung innerhalb des „Window of Opportunity“.7 Dabei gilt eine rasche und wirksame Intervention als wichtig, um kumulative Beeinträchtigungen zu vermeiden und systemische Komplikationen zu lindern, obwohl keine Daten zur Unterstützung dieses Ansatzes vorliegen. Drei aktuelle Studien haben nun untersucht, ob sich die Inzidenz der Psoriasis-Arthritis durch eine frühzeitige Psoriasis-Therapie beeinflussen lässt.

bDMARDs effektiver als Nb-UVB-Phototherapie8

So zeigt eine nicht-randomisierte Interventionsstudie, dass biologische krankheitsmodifizierende Antirheumatika (bDMARDs) das Risiko einer Psoriasis-Arthritis bei Patient*innen mit chronischer Plaque-Psoriasis vermindern können. In den Jahren 2012 bis 2020 wurden 464 Patient*innen mit moderater bis schwerer Plaque-Psoriasis untersucht, die entweder kontinuierlich bDMARDs oder eine Schmalband-UVB-Phototherapie erhalten hatten. Dabei waren fortgeschrittenes Alter, Nagelpsoriasis und eine Krankheitsdauer von mehr als zehn Jahren mit einem signifikant höheren Risiko für die Entwicklung einer PsA verbunden. Im Vergleich zur Phototherapie zeigten sich unter der Behandlung mit bDMARDs signifikant geringere kumulative PsA-Inzidenzraten. Unter Berücksichtigung von Alter, Geschlecht, Lokalisation, Krankheitsdauer >10 Jahre, PASI ≥10 und PsA in der Familiengeschichte ergab die multivariate Analyse eine Hazard-Ratio von 0,27 (95 % KI 0,11–0,66; p=0,004) für die bDMARDs.

Signifikanter Schutz vor PsA nur mit Biologika?9

Eine retrospektive Kohortenstudie verglich die Häufigkeit von PsA bei Patient*innen mit Psoriasis in Abhängigkeit von verschiedenen Behandlungen. Auch diese Arbeit zeigt, dass die Behandlung mit Biologika das Auftreten von Psoriasis-Arthritis verringert. In den Jahren 2000–2018 wurden insgesamt 1.719 Patient*innen mit Psoriasis jeglichen Schweregrades untersucht, von denen 1.387 entweder eine topische Therapie, eine Phototherapie oder keine Behandlung erhielten. 229 Betroffene wurden mit cDMARDs behandelt, 103 erhielten bDMARDs. Die kumulierte Behandlungsdauer betrug 14.721 Patientenjahre. Während der Beobachtungszeit entwickelten 239 Patient*innen (14 %) eine PsA (231 unter topischer Therapie, sechs unter cDMARDs und zwei unter bDMARDs). Die Gesamtinzidenz betrug 1,6 pro 100 Patientenjahren. Das Risiko, eine PsA zu entwickeln, war bei Behandlung mit bDMARDs signifikant niedriger (Inzidenzratenverhältnis (IRR)=0,26; 95 % KI 0,03-0,94; p=0,0111) als bei Topika, während gegenüber cDMARDs kein signifikanter Unterschied zu erkennen war (IRR=0,35; 95 % KI 0,035–1,96; p=0,1007). Die adjustierte Cox-Proportional-Hazards-Regressionsanalyse zeigte allerdings nur für die Biologika eine schützende Wirkung vor PsA (HR: 0,19; 95 % KI 0,05–0,81).

bDMARDs bei erhöhtem Risiko früher in Betracht ziehen10

In der dritten Studie, einer retrospektiven, eingebetteten Fall-Kontroll-Studie mit Daten einer Krankenkassendatenbank, untersuchten die Autor*innen die Inzidenz der Psoriasis-Arthritis bei 1.326 Patient*innen, die mit Biologika gegen Psoriasis behandelt wurden. Auch ihre Daten zeigten für Menschen mit Psoriasis, die bDMARDs erhielten, ein deutlich geringeres Risiko, an Psoriasis-Arthritis zu erkranken. So ergab die multivariable Cox-Regression, dass die Kontrollgruppe im Vergleich zur Gruppe der mit Biologika Behandelten innerhalb von 10 Jahren nach dem Follow-up ein signifikant höheres Risiko für PsA aufwies (bereinigte HR 1,39 [95 % KI 1,03–1,87]). Die Autor*innen zogen daraus den Schluss, dass bDMARDs bei Betroffenen mit signifikanten Risikofaktoren für PsA in einem früheren Stadium der Behandlung in Betracht gezogen werden können.

Biologika können Psoriasis-Arthritis verringern

Alle drei Arbeiten zeigen somit, dass die Behandlung mit Biologika das Risiko des Auftretens von Psoriasis-Arthritis bei Betroffenen mit mittelschwerer bis schwerer Psoriasis verringern kann. Als signifikante Risikofaktoren für die Entwicklung einer PsA identifizierten sie fortgeschrittenes Alter, eine Nagelbeteiligung der Psoriasis, einen höheren BMI und eine lange Erkrankungsdauer (>10 Jahre).

Bei Patient*innen mit mittelschwerer oder schwerer Psoriasis mit erhöhtem Risiko für eine PsA könnte eine Intervention mit bDMARDs in einem früheren Krankheitsstadium das Risiko der PsA-Entwicklung demzufolge verringern. Biosimilars bieten hier eine kostengünstige Alternative zu den Originalpräparaten mit gleicher Wirksamkeit und Verträglichkeit sowie vergleichbarem Sicherheitsprofil.11

Referenz

  1. Smith CH, et al. Br J Dermatol 2020;183(4):628–637.
  2. Nast A, et al. J Eur Acad Dermatol Venereol 2020;34(11):2461–2498.
  3. Kimball AB & Kupper TS. Clin Dermatol 2008;26(5):554–561.
  4. Kimball AB, et al. J Am Acad Dermatol 2008;58(6):1031–1042.
  5. Pathirana D, et al. J Eur Acad Dermatol Venereol 2009;23 (Suppl 2):1–70.
  6. Menter A, et al. J Am Acad Dermatol 2019;80(4):1029–1072.
  7. Mrowietz U, et al. Exp Dermatol 2014;23(10):705–709.
  8. Gisondi P, et al. Ann Rheum Dis 2022;81(1);68–73.
  9. Acosta Felquer ML, et al. Ann Rheum Dis 2022;81(1):74–79.
  10. Rosenthal YS, et al. Arthritis Rheumatol 2022;74(2):237–243.
  11. European Medicines Agency. Statement on the scientific rationale supporting interchangeability of biosimilar medicines in the EU. 21. April 2023. Online verfügbar: https://www.ema.europa.eu/en/news/biosimilar-medicines-can-be-interchanged. Letzter Zugriff: 16.06.2023.

Biogen-215934 v1.0 07/2023