Psoriasis-Arthritis: Die „Schwestererkrankung“ der Psoriasis

Die Psoriasis-Arthritis (PsA) betrifft bis zu einem Drittel der Menschen mit Psoriasis. Betrachtete man die PsA früher noch als Begleiterkrankung, so wird sie heute als Teil des Krankheitsbildes der Psoriasis gesehen. Auch, weil frühe subklinische Anzeichen bereits lange vor dem Auftreten erster Symptome der PsA feststellbar sind.

Psoriasis geht häufig mit einer oder mehreren Begleiterkrankungen einher.1 Das Spektrum der Komorbiditäten umfasst metabolische Erkrankungen wie Diabetes mellitus Typ II, Herz-Kreislauf- und Gefäßerkrankungen. Aber auch Depressionen und chronisch-entzündliche Erkrankungen treten bei Menschen mit Psoriasis vermehrt auf.1 In der Vergangenheit wurde auch die Psoriasis-Arthritis (PsA) als Komorbidität der Psoriasis eingeordnet. Heute ordnet man die PsA, von der bis zu 30 % der Menschen mit Psoriasis betroffen sind, jedoch eher als parallel verlaufende „Schwestererkrankung“ der Psoriasis ein.2

Enthesitis als erstes Anzeichen der PsA

In nur 10-15 % der Fälle tritt eine Arthritis vor den ersten erkennbaren Symptomen der Psoriasis auf.3 In den meisten Fällen erfolgt die Diagnose der Psoriasis zuerst – im Schnitt etwa 10 Jahre vor dem ersten Auftreten der Arthritis-Symptomatik.4 Allerdings zeigen sich bereits oft deutlich früher subklinische Anzeichen für eine PsA: Eine Enthesitis (Entzündung der Ansatzstelle von Sehnen, Bändern oder Gelenkkapseln am Knochen) ist eine typische frühe Manifestation und wichtiges diagnostisches Kriterium der PsA.2,5 Durch systematische Ultraschalluntersuchungen von Psoriasis-Patient*innen ohne symptomatische PsA konnte gezeigt werden, dass bereits bei etwa einem Drittel der Enthesen der untersuchten Patient*innen subklinische entzündliche Veränderungen feststellbar waren – deutlich mehr als in der gesunden Vergleichsgruppe.6

Aufgrund dieser sehr frühen Manifestation einer Enthesitis und der großen Parallelen in der Pathogenese, wird die PsA heute als Teil des Krankheitsbildes der Psoriasis angesehen und nicht mehr als Komorbidität.

Diagnose nicht immer einfach

Die PsA ist eine heterogene Erkrankung unter Beteiligung peripherer und axialer Gelenke, einer Enthesitis und Daktylitis sowie Haut- und Nagelerkrankungen. Die unterschiedlichen Ausprägungen der PsA können so verschiedene entzündliche Arthritiden imitieren und insbesondere eine Abgrenzung zur rheumatoiden Arthritis erschweren.3 Angesichts dieser Heterogenität war die Diagnose der PsA bisher schwierig.7 Klassifizierungskriterien wie CASPAR (ClASsification of Psoriatic ARthritis) oder das deutsche GEPARD (GErman Psoriasis ARthritis Diagnostic questionnaire) und verschiedene Screening-Instrumente haben jedoch die Erkennung dieser Krankheit bei Hausärzt*innen, Dermatolog*innen und Rheumatolog*innen erleichtert.8,9 Auch die verbesserten bildgebenden Verfahren vereinfachen heute die Diagnose.

Behandlung mit Biologika

In jedem Fall sollte Gelenkbeschwerden bei Psoriasis-Patient*innen ein großes Augenmerk gewidmet und diese auch in regelmäßigen Abständen bei Patient*innen abgefragt werden. Denn eine frühe Diagnose und ein damit einhergehender rechtzeitiger Therapiestart könnten sich positiv auf die Prognose und Morbidität der Patient*innen auswirken3: Bereits eine sechsmonatige Verzögerung zwischen dem ersten Auftreten der Symptome und dem ersten Besuch beim Rheumatologen oder bei der Rheumatologin führte zu mehr peripheren Gelenkerosionen, Sakroiliitis und niedrigeren Werten im „Health Assessment Score“.10

Die Behandlung der Psoriasis-Arthritis erfolgt heute mit herkömmlichen oder konventionellen krankheitsmodifizierenden Antirheumatika (DMARDs). Aber auch moderne Biologika wie Tumornekrosefaktor(TNF)-Inhibitoren, Interleukin(IL)-17-Inhibitoren (IL-17i), IL-12/23-Inhibitoren (IL-12/23i) und weitere zielgerichtete Wirkstoffe kommen zum Einsatz – darunter auch ein Phosphodiesterase-4-Inhibitor und ein Janus-Kinase (JAK)/“Signal Transducer and Activator of Transcription“ (STAT)-Inhibitor.2,11 Insbesondere die modernen Therapien mit Biologika haben in den letzten Jahren zu einer erheblichen Verbesserung der Therapiesituation beigetragen.7 Weitere Biologika befinden sich in der Entwicklung. So ist zu erwarten, dass sich die Behandlungsmöglichkeiten für Menschen mit PsA auch in Zukunft noch weiter verbessern werden.


Quellen

  1. Körber A. Komorbiditäten der Psoriasis. Haut. 2013;01/2013. Link: https://www.der-niedergelassene-arzt.de/fileadmin/user_upload/zeitschriften/haut/Artikel-pdfs/2013/2013_1/HAUT_1-13_CME_Koerber.pdf. (letzter Zugriff: 20.04.2022)
  2. Ogdie A et al. Treatment guidelines in psoriatic arthritis. Rheumatology (Oxford). 2020;59(Suppl 1):i37-i46. doi:10.1093/rheumatology/kez383
  3. Coates LC et al. Psoriatic arthritis: state of the art review. Clin Med (Lond). 2017;17(1):65-70. doi:10.7861/clinmedicine.17-1-65
  4. Gelbe Liste. Psoriasis-Arthritis. Link: https://www.gelbe-liste.de/krankheiten/psoriasis-arthritis. (letzter Zugriff: 26.04.2022).
  5. Kaeley GS et a. Enthesitis: A hallmark of psoriatic arthritis. Semin Arthritis Rheum. 2018;48(1):35-43. doi:10.1016/j.semarthrit.2017.12.008
  6. Gutierrez M et al. Subclinical entheseal involvement in patients with psoriasis: an ultrasound study. Semin Arthritis Rheum. 2011;40(5):407-412. doi:10.1016/j.semarthrit.2010.05.009
  7. Ocampo D V et al. Psoriatic arthritis. F1000Res. 2019;8:F1000 Faculty Rev-1665. Published 2019 Sep 20. doi:10.12688/f1000research.19144.1
  8. Taylor W et al. Classification criteria for psoriatic arthritis: development of new criteria from a large international study. Arthritis Rheum. 2006;54(8):2665-2673. doi:10.1002/art.21972
  9. Härle P et al. GEPARD-Patientenfragebogen: Erfassung von Patienten mit Psoriasisarthritis aus einem ambulanten dermatologischen Patientenpool. Z Rheumatol. 2010;69(2):157-163. doi:10.1007/s00393-009-0462-2
  10. Haroon M et al. Diagnostic delay of more than 6 months contributes to poor radiographic and functional outcome in psoriatic arthritis. Ann Rheum Dis. 2015 Jun;74(6):1045-50. doi: 10.1136/annrheumdis-2013-204858. Epub 2014 Feb 13. PMID: 24525911.
  11. Gossec L et al. EULAR recommendations for the management of psoriatic arthritis with pharmacological therapies: 2019 update. Ann Rheum Dis. 2020;79(6):700-712. doi:10.1136/annrheumdis-2020-217159

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