Real-World-Langzeitdaten nach Umstellung auf ein Etanercept-Biosimilar

Eine italienische Real-World-Studie hat &uuml;ber drei Jahre Erfahrungen mit dem Etanercept-Biosimilar Benepali&trade; (SB4)<sup>1</sup> bei 236&nbspPatient*innen mit entz&uuml;ndlich-rheumatischen Erkrankungen gesammelt, die zuvor mit dem Etanercept-Referenzprodukt behandelt worden waren.<sup>2</sup> Untersucht wurden dabei die Wirksamkeit des Biosimilars &uuml;ber die Dauer der Studie und die Therapietreue der Patient*innen. Die Studie best&auml;tigt das &auml;hnliche Langzeit-Wirksamkeitsprofil von SB4 und ein gutes Sicherheitsprofil bei Patient*innen mit entz&uuml;ndlich-rheumatischen Erkrankungen.

Unter den biologischen krankheitsmodifizierenden Antirheumatika (bDMARDs) erreichten die Tumornekrosefaktor (TNF)-Inhibitoren als erste eine langfristige Remission und deutliche Verbesserung der Lebensqualität der Patient*innen.3 Noch immer gehören die drei TNF-Inhibitoren Adalimumab4, Infliximab5 und Etanercept6 zu den meistverwendeten Biologika in der Therapie von rheumatoider Arthritis (RA) und Psoriasis-Arthritis (PsA).7 Dabei war in den vergangenen Jahren der Patentschutz für zahlreiche Biologika ausgelaufen, darunter auch für Anti-TNF-Biologika wie Etanercept, was zur raschen Entwicklung und Zulassung von kostengünstigen Biosimilars geführt hatte. Als Biosimilar wird ein biologisches Arzneimittel bezeichnet, das in seinem klinischen Verhalten (einschließlich Pharmakokinetik, Wirksamkeit, Sicherheitsprofil und Immunogenität) einem bereits zugelassenen und verfügbaren biologischen Arzneimittel (dem Originalpräparat oder Referenzprodukt) sehr ähnelt.8

Die Gleichwertigkeit des Biosimilars muss unter anderem in mindestens einer klinischen Vergleichsstudie nachgewiesen werden.

Auch für das Biosimilar Benepali™ (SB4) des TNF-Inhibitors Etanercept wurde die gleichwertige klinische Wirksamkeit in einer randomisierten klinischen Phase-III-Studie an RA-Patient*innen nachgewiesen.9,10,11 Dabei wurde bei den Betroffenen, die von Etanercept auf SB4 umgestellt wurden, kein Unterschied zu den nicht umgestellten Patient*innen beobachtet, die mit SB4 oder Etanercept behandelt wurden.5 Unter den RA-Patient*innen traten bei SB4 weniger Reaktionen an der Injektionsstelle auf als bei Etanercept sowie eine geringere Immunogenität.12

Um die Wirksamkeit von SB4 und die Therapietreue von Patient*innen mit stabilen entzündlich-rheumatischen Erkrankungen in der täglichen Praxis über einen längeren Zeitraum zu untersuchen, begleiteten die Autor*innen 120 Patient*innen mit RA, 80 Betroffene mit PsA und 36 Patient*innen mit ankylosierender Spondylitis (AS) aus acht rheumatologischen Zentren über drei Jahre, nachdem sie vom Referenzprodukt auf SB4 umgestellt worden waren. Die Patient*innen hatten ein Durchschnittsalter von 60,7 ±     13,8 Jahren und hatten zuvor Etanercept über 4,1 ± 3,4 Jahre eingenommen. Zum Zeitpunkt der Umstellung wurden alle Patient*innen über die Eigenschaften des kostengünstigeren Biosimilars, die verfügbaren wissenschaftlichen Daten und die Möglichkeit, notfalls zum Originalpräparat Etanercept zurückkehren zu können, aufgeklärt. Nahezu alle Betroffenen hatten sich danach für die Umstellung auf SB4 entschieden.

Bei jeder ambulanten Visite wurden demografische Daten wie Alter, Geschlecht und Dauer der Erkrankung aufgenommen, die Krankheitsaktivität anhand der Scores DAS28 (RA), DAPSA (PsA) beziehungsweise BASDAI (AS) aufgezeichnet sowie die körperliche Funktionsfähigkeit anhand des HAQ-Fragebogens erfasst. Zur Beurteilung der peripheren Gelenke wurden 68 Gelenke auf Schmerz- und Berührungsempfindlichkeit und 66 Gelenke auf Schwellung untersucht. Rheumafaktor (RF), Anti-citrullinierte Protein-Antikörper (ACPA), CRP und HLA B27 wurden während des Beobachtungszeitraums nach 0, 12, 24 und 36 Monaten gemessen. Die Daten wurden nach Alter, Geschlecht, Krankheitsdauer und Begleittherapie stratifiziert. Die Krankheitsaktivität wurde im Jahr vor der Umstellung auf SB4 und dann in den folgenden 36 Monaten ausgewertet. Weiter untersuchten die Autor*innen, ob einige Ausgangsmerkmale wie die Dauer der Etanercept-Behandlung, die Begleittherapie (konventionelle synthetische DMARDs und Glukokortikoide), komorbide Erkrankungen oder die Krankheitsaktivität das Absetzen der SB4-Behandlung beeinflussten.

Im Fokus der Arbeit standen dabei die Langzeitwirksamkeit des Biosimilars und die Therapietreue der Patient*innen nach der Umstellung. Letztere wurde unter Verwendung der Kaplan-Meier-Kurve analysiert. Um die potenziellen Prädiktoren für das Absetzen von SB4 zu untersuchen, wurden Cox-Proportional-Hazard-Modelle entwickelt.

Positive Ergebnisse nach 36 Monaten

Nach drei Jahren nahmen noch 94,4 % der AS-, 88 % der RA- und 86 % der PsA-Patient*innen SB4 ein. Dabei führten Patient*innen ohne Begleiterkrankungen die Therapie zu einem größeren Anteil fort als Betroffene mit Begleiterkrankungen (90 % vs. 60 %, p < 0,0001). Die Krankheitsaktivität, gemessen anhand von DAS28 und BASDAI, blieb über die gesamte Dauer der Erhebung konstant. Der DAPSA stieg zwar statistisch signifikant an (3,05; Interquartilsabstand (IQR): 2,7–4,0 vs. 4,55; IQR: 3,2–7,5, p < 0.001), was aber als klinisch nicht signifikant gewertet wurde. Etwaige Begleiterkrankungen (Hazard Ratio; HR: 4,06, p < 0,0007) und der HAQ bei Studienbeginn (HR: 2,42, p = 0,0024) korrelierten positiv mit dem Risiko eines Abbruchs der SB4-Behandlung, während die Dauer der vorherigen Etanercept-Einnahme dazu eine negative Korrelation aufwies (HR: 0,97, p = 0,0064). Insgesamt brachen 41 Patient*innen (17,4 %) die SB4-Therapie ab und schieden aus der Studie aus. 31 (75,6 %) von ihnen begründeten ihre Entscheidung mit einer fehlenden Wirksamkeit, 10 (24,4 %) mit dem Auftreten unerwünschter Ereignisse.

Die Studie liefert unter realen Bedingungen erhobene Belege für die 3-Jahres-Persistenz und Wirksamkeit des Biosimilars SB4 nach Umstellung vom Referenzpräparat Etanercept. Nur ein kleiner Teil der Patient*innen, der unter Begleiterkrankungen litt, wies eine höhere Abbruchrate auf. Durch verstärkte Aufmerksamkeit und eine individuelle Behandlung könnte die Rate der Komplikationen, die zum Abbruch führten, jedoch weiter reduziert werden. Insgesamt war die Persistenz in allen drei Patientenkohorten – AS- RA- und PsA-Patient*innen – mit über 90 % hoch, was die gute Wirksamkeit und Verträglichkeit des Biosimilars unterstreicht.

Die Arbeit zeigt, dass Biosimilars wie SB4 für Patient*innen mit entzündlich-rheumatischen Erkrankungen auch langfristig eine kostengünstige Alternative zu den Originalpräparaten bieten können, mit gleicher Wirksamkeit und Verträglichkeit sowie vergleichbarem Sicherheitsprofil.

Referenz

  1. Fachinformation Benepali™, aktueller Stand.
  2. Parisi S, et al. J Clin Med. 2022;11:621.
  3. Ma X, Xu S. Biomed Rep. 2013;1:177–184.
  4. Fachinformation Humira®, aktueller Stand.
  5. Fachinformation Remicade®, aktueller Stand.
  6. Fachinformation Enbrel®, aktueller Stand.
  7. Urquhart L. Nat Rev Drug Discov. 2019;18:91.
  8. European Medicines Agency (2019). Biosimilars in der EU – Leitfaden für medizinische Fachkräfte. Online verfügbar:https://www.ema.europa.eu/en/documents/leaflet/biosimilars-eu-information-guide-healthcare-professionals_de.pdf Letzter Zugriff: 26.06.2023.
  9. Emery P, et al. Ann Rheum Dis. 2017;76:51–57.
  10. Emery P et al. Rheumatol Oxf Engl. 2017;56:2093–2101.
  11. Emery P, et al. Ann Rheum Dis. 2017;76:1986–1991.
  12. Girolomoni G, et al. Br J Dermatol. 2018;178:e215–e216.

Biogen-219113 08/2023