„Versorgungsatlas Rheumatologie“ – Update 2021: Mehr innovative Ansätze für eine effiziente Behandlung entzündlich-rheumatischer Erkrankungen

Rund 1,5 Millionen Erwachsene und circa 20.000 Kinder und Jugendliche in Deutschland sind von entzündlich-rheumatischen Erkrankungen betroffen. Der Erfolg ihrer Therapie ist maßgeblich von einer frühzeitigen Diagnose und einer guten medizinischen Versorgung abhängig.

In Deutschland scheinen die Bedarfe in der medizinischen Versorgung von Patient*innen mit entzündlich-rheumatischen Erkrankungen nicht ausreichend gedeckt zu sein, so der „Versorgungsatlas Rheumatologie“.1 Zwar sei die Anzahl der vertragsärztlich tätigen internistischen Rheumatolog*innen in den letzten Jahren leicht gestiegen: von 609 in 2016 auf 682 in 2020. Doch durch schwer kalkulierbare Größen – wie z.B. den Anteil rheumatologisch fortgebildeten Hausärzt*innen, die wegen ihrer hausärztlichen Tätigkeit nicht als Vollzeitkräfte für die Rheumatologie gezählt werden können – bleibt für Expert*innen des Berufsverbands Deutscher Rheumatologen e.V. die flächendeckende medizinische Versorgung eine Herausforderung.2 Hinzu kommt, dass die Verfügbarkeit niedergelassener Rheumatolog*innen in den einzelnen Bundesländern stark variiert. Für eine Verbesserung sollen eine höhere Anzahl rheumatologisch weitergebildeter Expert*innen sowie innovative Versorgungsinitiativen zur Verfügung stehen.

Zeitaufwendige Diagnostik zahlt sich aus

Ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung sind sogenannte Selektivverträge. Dank dieser Verträge kann dem erhöhten Aufwand bei der Anamnese von Neupatient*innen, die eine klinische Untersuchung, fachübergreifende Beratung sowie die Therapieeinleitung und -begleitung benötigen, mit einer entsprechenden Leistungsvergütung Rechnung getragen werden.2

Fachübergreifende Zusammenarbeit sichert Qualität

Ein weiterer wichtiger Baustein ist die ambulante spezialfachärztliche Versorgung (ASV). Die seit 2018 operierende Initiative baut auf eine verstärkt interdisziplinäre Kooperation. Hausärzt*innen, Internist*innen sowie Orthopäd*innen haben die Möglichkeit, in die ASV eingebunden zu werden. Die Diagnose und leitende Therapieentscheidung verbleiben in der Hand der Rheumatolog*innen. Die steigende Zahl von ASV Rheuma-Teams mit medizinischem Fachpersonal erweitert das Versorgungsangebot erheblich und führt zu einer qualitativ hochwertigen medizinischen Versorgung mit kürzeren Wartezeiten für die Betroffenen.1

Frühe Diagnose ermöglicht schnelle Intervention

Neue Screeningkonzepte per Telefon und Fragebogen durch rheumatologische Fachassistenzen sowie ein externes Screening durch geschulte Ärzt*innen können rheumatologische Fachärzt*innen entlasten. Rheumatolog*innen haben so mehr Zeit für die Diagnosestellung und individuelle Therapieentscheidung. Denn für ihre Patient*innen stehen ihnen viele Therapieoptionen zur Verfügung: Dazu gehören bDMARDs, die für ein breites Therapiespektrum sorgen.3 Als Alternative zum Referenz-Biologikum sind auch einige Biosimilars auf dem Markt. Biosimilars weisen ein Wirksamkeits- und Sicherheitsprofil wie ihr Originalpräparat auf.4

Interdisziplinäre Zusammenarbeit und Compliance

Disease-Management-Programms (DMPs) sorgen durch die aktive Einbindung von Patient*innen in den Therapieprozess sowie durch den Aufbau fachübergreifender Hausärzt*innen/Fachärzt*innen-Strukturen für eine bessere Vernetzung und damit auch für eine effizientere und schnellere Versorgung.1 Durch strukturierte Schulungen für Patient*innen will das DMP auch die Selbstmanagementfähigkeiten der Betroffenen stärken. Ihre aktive Mithilfe hat großen Einfluss auf Therapieverlauf und Therapieerfolg.

Das DMP wurde am 18.03.2021 um die rheumatoide Arthritis (RA) erweitert, somit können Ihre Patient*innen mit RA bereits vom DMP profitieren.1

Mit Weiterbildung die ambulante Versorgung stärken

Mit der neuen Musterweiterbildungsordnung (MWBO) wurde 2020 die ärztliche Weiterbildung (auch) in der Rheumatologie neu strukturiert. Dennoch erfolgt ein Großteil der Weiterbildung im stationären Bereich. Laut „Versorgungsatlas Rheumatologie“ müsse es ein langfristiges Ziel sein, den ambulanten Sektor zu stärken und auszubauen sowie bereits bei Medizinstudent*innen das Interesse für die Rheumatologie zu wecken.1


Quellen

  1. Froschauer S et al. Versorgungsatlas Rheumatologie. Z Rheumatol 80, 819–826 (2021). https://doi.org/10.1007/s00393-021-01072-6 . Letzter Zugriff: 01.06.2022.
  2. Zink A et al (2017) Memorandum der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie zur Versorgungsqualität in der Rheumatologie – Update 2016. Z Rheumatol 76:195–207. https://doi.org/10.1007/s00393-017-0297-1. Letzter Zugriff: 07.06.2022.
  3. Fiehn C. et al. S2e-Leitlinie: Therapie der rheumatoiden Arthritis mit krankheitsmodifizierenden Medikamenten. April 2018. AWMF-Register Nr: 060-004
  4. AG Pro Biosimilars. Handbuch Biosimilars. 2019. Link: https://probiosimilars.de/app/uploads/2021/04/Handbuch-Biosimilars_Oktober-2019.pdf. Letzter Zugriff: 07.06.2022

Biogen-177396_08/2022