Infektionsprävention bei Rheumatikern

Rheumatiker haben ein generell höheres, aber in Teilen vermeidbares Infektionsrisiko Das Infektionsrisiko liegt bei Rheumatikern, wie z. B. Patienten mit rheumatoider Arthritis, etwa um die Hälfte höher als bei Nicht-Rheumatikern.

Rheumatiker haben ein generell höheres, aber in Teilen vermeidbares Infektionsrisiko

Das Infektionsrisiko liegt bei Rheumatikern, wie z. B. Patienten mit rheumatoider Arthritis, etwa um die Hälfte höher als bei Nicht-Rheumatikern. Bei Lupus-Erkrankten steigert sich das Risiko sogar um  das 10-Fache. Häufig sind Bakterien Ursache solcher Infektionen. Doch steht die Medizin diesen Risiken nicht hilflos gegenüber. Mit der richtigen Prävention kann ein Großteil der Infektionen sogar verhindert werden.

Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises haben ihre Ursache oft in immunologischen Prozessen. Phagozytierende Zellen können dadurch beeinträchtigt sein, ebenso wie Lymphozyten-Populationen oder das Komplementsystem. Direkte Folge solcher Störungen ist in erster Linie die unzureichende Abwehr von Mikroorganismen, was wiederum die Infektion durch Bakterien, Viren oder Pilze begünstigt. Doch neben der eigentlichen rheumatischen Erkrankung bedingen noch weitere Risikofaktoren die höheren Infektionsraten bei Rheumapatienten. Ganz besonders wichtig ist dabei das Alter der Patientinnen und Patienten. Es ist davon auszugehen, dass das Infektrisiko im Alter mit jeder weiteren Lebensdekade um circa 50 % ansteigt. Dies hängt unmittelbar damit zusammen, dass auch das Immunsystem altern kann (= Immunseneszenz). Genauso wie der Körper an Kraft verliert, nimmt auch die Abwehrkraft des Immunsystems ab: die Phagozytose ist gestört und es kommt zu Fehlern im System, sodass beispielsweise mehr Autoantikörper gebildet werden können.

Sowohl rheumatische Erkrankungen als auch die altersbedingte Immunseneszenz basieren auf immunologischen Prozessen, welche in einer Immunsuppression gipfeln. Diese Immunsuppression ist letztlich die Grundlage für die erhöhte Infektionsanfälligkeit der Patienten. Die klassische Behandlung von Rheumatikern schließt zudem standardmäßig Medikamente wie Prednisolon ein. Als Kortikosteroid führt auch das Prednisolon zu einer Immunsuppression, sodass die eigentliche Behandlung der zugrundeliegenden rheumatischen Erkrankung das Infektionsrisiko noch weiter erhöht. Cave! Bereits die kontinuierliche Einnahme von 5 mg Prednisolon bei älteren RA-Patienten erhöht das Infektionsrisiko für Infektionen nach drei Monaten um 30 %, nach sechs Monaten um 46 % und nach drei Jahren sogar um 100 %.

Bei all diesen sich gegenseitig bedingenden Faktoren in einem Patienten stellt sich die Frage: Ist dem Infektionsrisiko überhaupt präventiv zu begegnen? Tatsächlich gibt es zahlreiche Möglichkeiten, Infektionen bei Rheumatikern zu verhindern oder zumindest unwahrscheinlicher zu machen. Oberstes Ziel dabei sollte immer sein, den Steroideinsatz zu verringern, um die Immunsuppression zu minimieren. In jedem Fall gilt jedoch, dass Steroide in der möglichst niedrigsten Konzentration und lediglich für den kürzesten Zeitraum Einsatz finden. Rheuma-Patienten sollen darüber hinaus gemäß den Empfehlungen der STIKO geimpft werden, insbesondere der Schutz gegen Pneumokokken und Influenza hat hierbei Bedeutung. Wird immunsuppressiv therapiert , sollte zuvor sowohl ein Tuberkulose-Screening als auch ein Hepatitis-B-Screening auf dem Plan stehen. Cave! Bei einer aktiven Tuberkulose dürfen keine Biologicals eingesetzt werden.

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Quelle: Kneitz Ch., Aktuelles zur Prävention von Infektionen unter Immunsuppression. Vortrag anlässlich des 44. Kongresses der DGRh 2016 in Frankfurt/Main.