H.-pylori-Infektion könnte auch gute Seiten haben

Etwa die Hälfte der Weltbevölkerung ist nach Schätzungen mit Helicobacter pylori (H pylori) infiziert. Wenn die H.-Seropositivität in irgendeiner Weise mit dem Risiko für die Entwicklung eines Typ-2-Diabetes zusammenhängt, hätte das somit weitreichende Folgen. Jetzt wurde die mögliche Assoziation zwischen Magenkeim und Diabetes im Rahmen einer großen prospektiven Kohortenstudie aus China untersucht.

Möglicherweise schützt der Magenkeim vor Typ-2-Diabetes

Etwa die Hälfte der Weltbevölkerung ist nach Schätzungen mit Helicobacter pylori (H pylori) infiziert. Wenn die H.-Seropositivität in irgendeiner Weise mit dem Risiko für die Entwicklung eines Typ-2-Diabetes zusammenhängt, hätte das somit weitreichende Folgen. Jetzt wurde die mögliche Assoziation zwischen Magenkeim und Diabetes im Rahmen einer großen prospektiven Kohortenstudie aus China untersucht.

Die H.-pylori-Infektion wird mit zahlreichen gastrointestinalen Erkrankungen in Zusammenhang gebracht. Zunehmend werden aber auch extragastrointestinale Effekte des Magenkeims einschließlich eines Zusammenhangs mit dem Diabetesrisiko diskutiert. Für zahlreiche direkt oder indirekt am Glukosestoffwechsel beteiligte Hormone wurde bereits eine Beeinflussung durch die H.-pylori-Infektion gezeigt, was die pathophysiologische Grundlage sein könnte. Jetzt konnten die chinesischen Forscher Mengge Zhou et al. aus Beijing, China, beobachten, dass die Infektion mit dem Magenkeim eher vor einem Typ-2-Diabetes zu schützen scheint.

Prospektive Kohortenstudie aus China

Die Forscher untersuchten den Zusammenhang zwischen H.-pylori-Infektion und Diabetes-Risiko in einer großen prospektiven Bevölkerungs-basierten Studie in mehreren chinesischen Provinzen (Chinese Multi-provincial Cohort Study). Ausgewertet wurden die Daten von 2.085 Teilnehmern, die 2002 zwischen 45 und 74 Jahre (im Mittel 57 Jahre) alt waren und damals noch keinen Diabetes aufwiesen. Bei allen Teilnehmern lag der H.-pylori-Status aus dem Jahr 2002 und bei 1.275 auch aus dem Jahr 2007 vor. Die Teilnehmer wurden über zehn Jahre nachverfolgt.

Deutlich geringeres Diabetesrisiko bei H.-pylori-Seropositivität

2002 waren von den Teilnehmern 1.208 (57,9 %) H.-pylori-seropositiv (definiert als Antikörperkonzentration ≥ 10 U/ml). In der Nachbeobachtungszeit von 2002 bis 2012 wurden 259 (12,4 %) neue Diabetesfälle diagnostiziert – 11,6 % bei den seropositiven und 13,6 % bei den seronegativen Teilnehmern.

Nach Berücksichtigung anderer möglicher Diabetes-Risikofaktoren in der Multivarianzanalyse ergab sich für Teilnehmer mit positivem Nachweis von H.-pylori-Antikörpern ein signifikant geringes Risiko für einen Typ-2-Diabetes (RR 0,78, p=0,022). Der Zusammenhang blieb auch bestehen, wenn man zusätzlich noch den hsCRP-Wert oder den Bildungsstand berücksichtigte oder die Patienten mit lediglich erhöhten Nüchtern-Blutzuckerwerten herausrechnete.

Von den 1.275 Teilnehmern mit zweimaliger H.-pylori-Antikörperbestimmung blieben 667 (53,1 %) persistierend seropositiv und 514 (40,3 %) persistierend seronegativ. Nur sehr wenige Personen änderten in diesem Zeitraum ihren Serostatus. Auch die persistierende Seropositivität war in der Multivarianzanalyse mit einem deutlich geringeren Diabetesrisiko (RR 0,61, p=0,020) im Vergleich zu Teilnehmern mit persistierender Seronegativität verbunden.

Möglicher Ansatz für neue Präventionsstrategien

Nach Aussage der Autoren, ist das die erste Studie, die eine direkte Assoziation zwischen positiven H.-pylori-Status und erniedrigtem Typ-2-Diabetes-Risiko gezeigt hat. Wenn sich dies in weiteren Untersuchungen bestätigt, könnte dies weitereichende Folgen für den zukünftigen Umgang mit dem Magenkeim haben, schreiben die Autoren. Da nur etwa 10 % der H.-pylori-Infizierten gastrointestinale Erkrankungen entwickeln, müssen Eradikationsstrategien bei asymptomatischen Patienten möglicherweise überdacht und der Keim mehr als normaler Bestandteil des Mikrobioms betrachtet werden. Die Aufklärung der zugrundeliegenden Mechanismen des Schutzeffektes könnte von großem Interesse für die Entwicklung möglicher neuer Präventionsstrategien sein.