Aktualisierte S-3-Leitinie zum Mammakarzinom
Interdisziplinäre Früherkennung, Diagnostik, Therapie und Nachsorge
Die Diskussion um den Sinn des Mammografie-Screenings für alle Frauen zwischen 50 und 69 Jahren ist in der Gesellschaft längst nicht verstummt. Auf dem Krebskongress fragte man sich dennoch eher, ob nicht auch jüngere und ältere Frauen in das Screening eingeschlossen werden sollten, so wie es in Österreich und Italien der Fall ist. Auch die Frage, wie weit die dichte Brust profitiert, wurde erörtert.
Die neue S-3-Leitlinie kommt hier zu eindeutigen Empfehlungen:
- Mammografie alle 2 Jahre, auch nach dem 70. Lebensjahr, wenn die Lebenserwartung größer als zehn Jahre ist.
- Neue mammografische Dichtebeurteilung nach A, B, C, D.
- Zusätzlicher Ultraschall ist die beste Wahl bei mammografisch dichter Brust (C, D).
- Staging auf Fernmetastasen: CT-Thorax/Abdomen plus Skelettszintigrafie.
- Ebenfalls gut zu wissen: In die neuen S-3-Leitlinien Mammakarzinom hat nun auch die Gendergerechtigkeit Einzug gehalten: Es gibt ein neues, spezielles Kapitel zum Mammakarzinom beim Mann
Insgesamt soll mit den neuen Empfehlungen die Radikalität gesenkt werden, z. B. durch die Verringerung des Sicherheitsabstandes bei der Resektion des invasiven Karzinoms sowie den Verzicht der Axilladissektion unter definierten Bedingungen. Die interdisziplinäre S-3-Leitlinie zum Mammakarzinos zeigt in deutlicher Weise die Einführung neuer Therapiestandards auf der Basis von randomisierten klinischen Studien.
So wird auch bei der Radiotherapie auf Deeskalation gesetzt:
- Die Radiotherapie der Brust sollte in Hyperfraktionierung (Gesamtdosis 40 GY in ca. 15-16 Fraktionen in ca. 3-5 Wochen oder kann in konventioneller Fraktionierung (Gesamtdosis ca. 50 Gy in ca. 15-28 Fraktionen in ca. 5-6 Wochen) erfolgen.
- Bei Patientinnen mit eindeutig begrenzter Lebenserwartung (kleiner als 10 Jahre) und einem kleinen (pT1), nodal negativen (PNO) hormonrezeptorpositiven HER2 negativen Tumor mit endokriner adjuvanter Therapie, freie Schnittränder vorausgesetzt, kann unter Inkaufnahme eines erhöhten Lokalrezidivrisikos nach individueller Beratung auf eine Strahlentherapie verzichtet werden.
Zur endokrinen Therapie heißt es u. a.:
- Nach 5 Jahren Tamoxifen soll für jede Patientin mit einem ER+ Mammakarzinom die Indikation zu einer erweiterten endokrinen Therapie geprüft werde.
Die Indikation zu einer Chemotherapie ergibt sich dann, wenn der individuell zu erwartende Nutzen höher ist als mögliche Nebenwirkungen und Spätschäden.
Insgesamt hat bei den operativen Eingriffen das brusterhaltende Vorgehen in sehr vielen Fällen eindeutig Vorrang vor der Mastektomie. Auch zur operativen Therapie des Lokalrezidivs wird empfohlen: Re-BET nach Risikoaufklärung möglich, Standard ist ablatives Verfahren. Die Re-Radiotherapie ist zu diskutieren, gegebenenfalls als Teilbrustbestrahlung.
Beim metastasierten Mammakarzinom ist eine systemische endokrine Therapie die evidenzbasierte Empfehlung. Endokrine + zielgerichtete Therapie sind die erste Wahl bei positivem Hormonrezeptorstatus und negativem HER2-Status. Nicht induziert sind diese Therapien bei Patientinnen, bei denen die Notwendigkeit einer schnellen Remission besteht, um ausgeprägte Symptome des betroffenen Organs abzuwenden.
Quelle:
DKK 21.2.2018, Aktualisierte S-3-Leitinie Interdisziplinäre Früherkennung, Diagnostik, Therapie und Nachsorge des Mammakarzinoms, Budach, Düsseldorf, Wöckel, Würzburg.