Thymidinkinase-2-Defizienz
Die Thymidinkinase-2-Defizienz (TK2-Defizienz, TK2D) ist eine seltene, genetisch bedingte mitochondriale Myopathie (MDDS – mitochondrial DNA depletion syndrome), die durch Mutationen im TK2-Gen verursacht wird. Sie führt zu einer gestörten mitochondrialen DNA-Replikation, was einen Funktionsverlust der betroffenen Gewebe – vor allem der Skelettmuskulatur – zur Folge hat.
Ursachen und Genetik
Verantwortlich ist eine autosomal-rezessiv vererbte Mutation im TK2-Gen, welches für das mitochondriale Enzym Thymidinkinase 2 kodiert. Dieses Enzym ist essenziell für die mitochondriale DNA-Synthese. Ein Mangel an TK2 führt zu einer Abnahme der mitochondrialen DNA mit konsekutivem Funktionsverlust der Körperzellen – insbesondere in energieintensiven Geweben wie der Skelettmuskulatur.
Subtypen
Die Erkrankung lässt sich klinisch in drei Hauptformen unterteilen:
-
Frühkindliche Form (infantile onset): Schwerste Form der TK2D mit Manifestation vor dem 1. Lebensjahr; meist mit rascher Krankheitsprogression, Atemversagen und hoher Mortalität innerhalb der ersten Lebensjahre. Manche Säuglinge entwickeln zudem eine Enzephalopathie.
-
Kindliche Form (childhood onset): Auftreten im Vorschul- oder Schulalter; oft mit progredienter Schwäche, Verlust motorischer Fähigkeiten und respiratorischen Komplikationen. Der Krankheitsverlauf ist zwar langsamer als bei der frühkindlichen Form, allerdings sind die meisten Kinder bereits vor dem 10. Lebensjahr auf einen Rollstuhl angewiesen. Die Lebenserwartung variiert, aber viele Betroffene erreichen aufgrund eines Atemversagens nur das Jugendalter.
-
Adulte Form (late onset): Beginn im frühen Jugend- oder Erwachsenenalter (nach dem 12. Lebensjahr) mit langsam progredienter Muskelschwäche. Die Symptome nehmen mit der Zeit zu, doch die meisten Betroffenen verlieren ihre Gehfähigkeit nicht vollständig. Viele sind allerdings auf Gehhilfen angewiesen. Die Lebenserwartung liegt meist bei etwa 20 bis 30 Jahren nach Symptombeginn, wobei Atemversagen die häufigste Todesursache ist.
Prognose
Die Prognose hängt maßgeblich vom Alter bei Krankheitsbeginn ab. Frühkindliche Verläufe sind meist schwer und mit einer deutlich reduzierten Lebenserwartung verbunden. Spätmanifestationen zeigen eine langsamere Progression, häufig mit jahrzehntelangem Erhalt der Mobilität.