Ein einziger Blutstropfen diagnostiziert Herzinfarkt

Innovation in der Medizin: Handheldgerät detektiert Herzinfarkte mit Hilfe eines einzigen Blutstropfens. Ein neues, handgroßes Gerät ist in der Lage, innerhalb kürzester Zeit einen Herzinfarkt zu diagnostizieren.

Innovation in der Medizin: Handheldgerät detektiert Herzinfarkte mit Hilfe eines einzigen Blutstropfens.

Ein neues, handgroßes Gerät ist in der Lage, innerhalb kürzester Zeit einen Herzinfarkt zu diagnostizieren. Das von Philips entwickelte Minicare I-20 Handgerät, wurde für den Einsatz in Rettungsstellen konzipiert, um dort die Zeit bis zur Diagnose eines Herzinfarktes drastisch zu reduzieren.

Aus nur einem einzigen Tropfen Blut, spürt das Gerät Proteine auf, die nach einem Herzinfarkt in den Blutstrom gelangen. Auf diesem Weg ist es möglich, innerhalb von zehn Minuten ein sicheres Ergebnis zu erhalten. Bisher brauchte es etwa eine Stunde, bis die entsprechenden Laborergebnisse einem Arzt vorlagen.

Das Gerät kommt bei Patienten zum Einsatz, die sich mit Schmerzen in der Brust in der Notaufnahme vorstellen. Es ermöglicht, einen sofortigen Test durchzuführen, wobei die Ergebnisse noch geliefert werden, während der Patient untersucht und eine Anamnese erhoben wird. Dies verringert die Zeit für den Arzt bis zur Behandlungsentscheidung erheblich.

Gerät erleichtert Arzt-Patienten-Interaktion

Der Einsatz des Geräts erleichtert letztendlich die Arzt-Patienten-Interaktion und verbessert die Art und Weise, wie der Arzt den Patienten versorgen kann.

Das System funktioniert, indem der Pegel des kardialen Troponin I (cTnI) gemessen wird. Dabei handelt es sich um ein Protein, das nach einem Herzinfarkt durch den Herzmuskel in das Blut abgegeben wird.

Das Unternehmen hat bereits demonstriert, dass ihr Test punktgenaue Ergebnisse liefert, die vergleichbar mit denen aus einem Standardlabor sind. Dadurch kann der Arzt sicher und unverzüglich über die Behandlung entscheiden.

Aktuelle Richtlinien fordern für die Diagnose eines Myokardinfarkts positive Bluttestergebnisse des Biomarkers Troponin. Besonders wichtig ist dies für die 90 Prozent der Patienten, die mit Brustschmerzen in der Notaufnahme vorstellig werden, aber keine typischen Veränderungen im Elektrokardiogramm (EKG) vorweisen. Man nennt diese Form des Herzinfarktes nicht-ST-Strecken-Hebungsinfarkt oder kurz NSTEMI. Er unterscheidet sich vom sogenannten ST-Strecken-Hebungsinfarkt (STEMI), der sowohl Veränderungen im EKG als auch im Labor zeigt.

Verkürzung des Diagnoseprotokolls um bis zu drei Stunden

Bei Herzpatienten mit hohem Sterberisiko – wie etwa solche mit akutem Koronarsyndrom – ist eine schnelle Ersteinschätzung und Einleitung der Behandlung entscheidend, um die Behandlungsergebnisse zu verbessern und Leben zu retten. Nur zehn Prozent der Brustschmerzpatienten können mit einem EKG diagnostiziert werden. Der Rest benötigt zusätzliche Herzmarkertests, um einen Myokardinfarkt verlässlich zu diagnostizieren oder auszuschließen.

Hausärzte müssen oftmals bis zu sechs Stunden warten, bevor es ihnen möglich ist, zu entschieden, ob sie den Patienten sicher entlassen können oder für weitere Tests in das nächste Krankenhaus überweisen müssen. Die Verwendung von Minicare cTnI verkürzt dieses Diagnoseprotokoll um bis zu drei Stunden.

Marcel van Kasteel, CEO von Handheld-Diagnostics bei Philips, beschreibt das Gerät in einer Stellungnahme folgendermaßen:
“Minicare I-20 ist so konzipiert, dass es Ärzten dabei hilft, die Zeit bis zur Einleitung der Behandlung zu reduzieren. Gleichermaßen reduziert es die Zeit, bis der Patient im Falle eines negativen Ergebnisses entlassen werden kann. Dadurch kann er die Ansammlung von Patienten in der Notaufnahme verringern und zu einer besseren Nutzung der Krankenhausressourcen beitragen.”

Die klinische und analytische Leistung des Geräts wurde im Rahmen von multizentrischen klinischen Studien sowie im wirklichen Klinikalltag in Akutsituationen getestet. Die Tests fanden unter der Hand des europäischen Projekts Lab2Go, ein Konsortium aus europäischen Krankenhäusern, statt. Die Studie offenbarte das große Potenzial des Philips Minicare cTnl, cTnI-Werte in der Nähe des Patienten genau zu bestimmen. Die Zeit bis zum Testergebnis betrug im Mittel weniger als zehn Minuten.

Mehrere Bluttests mit einem Gerät möglich

Philips hat den Minicare I-20 als ein Mehrzweck-point-of-care-Gerät entwickelt, was es möglich macht, verschiedene Bluttests mit demselben Gerät durchzuführen. Im März 2015 kündigte das Unternehmen eine mehrjährige Entwicklungsvereinbarung mit Janssen Pharmaceutica N.V. an. Ziel der Kooperation ist die Bereitstellung eines Handheld-Bluttests für Patienten mit neuropsychiatrischen Erkrankungen.

Jeder Bluttest erfordert eine spezielle Software sowie den einmaligen Gebrauch einer Einweg-Kartusche, die den anwendungsspezifischen Test enthält. Die Technologie wurde entwickelt, um mehrere Zielmoleküle in niedrigen Konzentrationen innerhalb der gleichen Blutprobe zu erkennen und die Ergebnisse auf dem Display des Geräts innerhalb von Minuten anzuzeigen.

Philips erhielt vor kurzem eine CE-Kennzeichnung für den Minicare I-20. Das Unternehmen hat mittlerweile damit begonnen, das Gerät in den Niederlanden, Belgien, Großbritannien und Deutschland zu verkaufen. Das Unternehmen plant, den Verkauf bald auf weitere europäische Staaten auszuweiten. Das Gerät ist derzeit noch nicht in den Vereinigten Staaten erhältlich.