Arztzahl in Bayern auf Rekordstand und trotzdem Ärztemangel?

Im Freistaat gibt es so viele Ärzte wie nie zuvor. Zugleich warnt die Landesärztekammer vor einem Ärztemangel. Ein Widerspruch? Nicht unbedingt.

Im Freistaat gibt es so viele Ärzte wie nie zuvor. Zugleich warnt die Landesärztekammer vor einem Ärztemangel. Ein Widerspruch? Nicht unbedingt.

Die Zahl der Ärzte in Bayern ist vergangenes Jahr auf einen Rekordwert gestiegen. Mit mehr als 62 000 berufstätigen Ärztinnen und Ärzten im Freistaat stieg der Wert im Vergleich zum Vorjahr um knapp zwei Prozent. Innerhalb eines Jahrzehnts summiert sich der Zuwachs auf rund 20 Prozent. Der Präsident der Landesärztekammer, Max Kaplan, warnt dennoch weiter vor einem Ärztemangel, vor allem bei den Hausärzten. 

Die Zahl der geleisteten Arbeitsstunden wachse bei weitem nicht so schnell wie die Zahl der Köpfe, erklärte Kaplan. Denn unter den Nachwuchsmedizinern werde Teilzeitarbeit immer beliebter. Außerdem brauche eine immer älter werdende Bevölkerung auch mehr Ärzte. "Es bleibt dabei, dass wir drei Nachwuchskräfte benötigen, um zwei Kollegen zu ersetzen, die aus dem Beruf ausscheiden", sagte Kaplan.

Er wies auch darauf hin, dass der Zuwachs vor allem auf Fachärzte und Klinikärzte entfalle. So sei die Zahl der Ärzte in Krankenhäusern innerhalb von zehn Jahren um mehr als 36 Prozent gestiegen. Die Zahl der Hausärzte hingegen schrumpfte im vergangenen Jahrzehnt immer weiter - der Rückgang sei aber nach der aktuellen Jahresstatistik nun offenbar zum Stillstand gekommen, erläuterte Bayerns Ärztepräsident.

Die aktuellen Daten der Kammer zeigten auch, dass Bayern für Ärzte "ein richtiges Zuwanderungsland" sei, betonte Kaplan. Der Anteil ausländischer Mediziner ist mittlerweile auf knapp zwölf Prozent gestiegen. Darunter seien viele Österreicher - der größte Teil der ausländischen Kollegen komme aber aus osteuropäischen Ländern, vor allem aus Rumänien, Ungarn und Bulgarien. Die Zahl deutscher Ärzte, die aus Bayern ins Ausland gehen, sei im Jahr 2016 mit 207 hingegen vergleichsweise gering gewesen. Die Einschätzung einiger ärztlicher Berufsverbände, dass die deutsche Gesundheitspolitik viele Mediziner ins Ausland treibe, lasse sich daher nicht mit Zahlen untermauern, sagte Kaplan.