Autismus-Studie: Profitieren Kinder von Bilingualismus?

In einer Studie zeigen Wissenschaftler erstmals, dass bilinguale Kinder mit Autismus-Spektrum-Störung (ASS) besser mental umschalten können, als solche, die nur eine Sprache sprechen können.

Neue Untersuchung zum "kognitiven Wechsel" bei Kindern mit Autismus

In einer Studie zeigen Wissenschaftler erstmals, dass bilinguale Kinder mit Autismus-Spektrum-Störung (ASS) besser mental umschalten können, als solche, die nur eine Sprache sprechen können.

Trotz jahrelanger Erforschung der ASS gibt es noch immer unbeantwortete Fragen: Zum einen, wie die Krankheit entsteht und zum anderen, wie sie am besten behandelt wird. Eine neue Studie bietet interessante Einblicke, indem sie die Frage aus einem neuen Winkel betrachtet. Die Forscher wollten untersuchen, ob Bilingualismus die kognitive Flexibilität von autistischen Kindern verbessern könnte. Es gibt zunehmend Beweise dafür, dass zweisprachig zu sein die ausführenden Funktionen verbessert, welches eine Gruppe kognitiver Prozesse wie Konzentrationskontrolle, Hemmverhalten und das Arbeitsgedächtnis ist. Die Exekutivfunktion beinhaltet außerdem die kognitive Flexibilität. Diese stand im Fokus der aktuellen Studie.

Die Verbesserung der Exekutivfunktion wird darauf zurückgeführt, dass das Benutzen zweier Sprachen bedeutet, dass eine Person zwischen zwei geistigen Modi reibungslos und schnell wechseln kann. Mit der Zeit und mit Übung könnte dieses Wechseln des linguistischen Systems zur Auflockerung der gesamten kognitiven Performance führen. Es gab bereits einige Studien, die untersuchten, ob Bilingualismus die Exekutivfunktion verbessert, doch nicht alle fanden signifikante Auswirkungen.

Kindern mit ASS fällt es schwerer, die "Gänge zu wechseln", da ihre kognitive Flexibilität beeinträchtigt ist. Einige der bekannten ASS-Merkmale spiegeln dies wider. Sie neigen beispielsweise dazu, einen engeren Fokus zu haben, zudem besteht das Bedürfnis, dass Dinge unverändert bleiben und unflexible Tagesroutinen sind keine Seltenheit. Die Autoren der aktuellen Studie wollten erforschen, ob zweisprachig zu sein, Kindern mit ASS hilft, wenn kognitive Flexibilität gebraucht wird und ob es die satzwechselnde Beeinträchtigung bei Kindern mit ASS mildern kann.

Das Team wurde von Seniorautor Prof. Aparna Nadig von der School of Communication Sciences and Disorders an der McGill University in Montreal geleitet. Die Ergebnisse wurden in dem Journal Child Development veröffentlicht. Die Studie umfasste 40 Kinder, von denen 20 normalentwickelt waren (zehn einsprachig, zehn zweisprachig) und 20 autistische Kinder (zehn einsprachig, zehn zweisprachig). Keines der Kinder hatte intellektuelle Einschränkungen. Jeder Teilnehmer erledigte eine computerbasierte Aufgabe, die das Sortieren von Objekten beinhaltete. Während dieser Aufgabe wurden ihnen einige Objekte gezeigt und dann wurden sie gebeten, diese nach Farben zu sortieren. Nach einiger Zeit sollten die Kinder diese Objekte dann nach Form sortieren. Der Wechsel kann für Kinder mit ASS schwierig sein. Es wurde festgestellt, dass bilingualen Kindern mit ASS der kognitive Wechsel leichter fiel als einsprachigen Kindern mit ASS. Das Arbeitsgedächtnis war bei allen Gruppen ähnlich.

Auch wenn diese Ergebnisse faszinierend sind, hat die Studie dennoch einige Einschränkungen. Sie umfasste nur 40 Kinder, von denen nur zehn zweisprachige Kinder mit Autismus waren. Die Autoren planen die Teilnehmer der aktuellen Studie für die nächsten drei bis fünf Jahre zu begleiten, um zu sehen, wie sie sich entwickeln.