Cholesterin hat nun einen besseren Ruf

Lange Zeit war das Cholesterin mit negativen Schlagzeilen behaftet, das Dietary Guidelines Advisory Committee hat nun jedoch Entwarnung gegeben. Viel mehr rücken nun die Fettsäuren in den Fokus.  

Lange Zeit war das Cholesterin mit negativen Schlagzeilen behaftet, das Dietary Guidelines Advisory Committee hat nun jedoch Entwarnung gegeben. Viel mehr rücken nun die Fettsäuren in den Fokus.  

Cholesterin nun als ehemaliger “Bösewicht”

Es war eine einfache Gleichung: Lebensmittel wie Eier oder Shrimps enthalten viel Cholesterin, welches direkt in das Blut übergeht und die Gefäße schädigt. Cholesterinreiche Lebensmittel sollten wenn möglich wohl dosiert in den Nahrungsplan integriert werden. Bislang hieß es gemäß amerikanischer Ernährungsleitlinien, dass maximal 300 Milligramm Cholesterin pro Tag aufgenommen werden sollen. Ein Hühnerei enthält  fast 400 Milligramm Cholesterin. Insbesondere Patienten mit besonderem Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen erhielten die Empfehlung auf cholesterinreiche Lebensmittel gänzlich zu verzichten.

Eier erhöhen den Cholesterinspiegel?

Auf der Internetseite der deutschen Herzstiftung wird die Frage nach dem Verzehr von Eiern bei erhöhten Cholesterinspiegel gestellt. Die Überschrift zu der Frage lautet: “Erhöhen Eier den Cholesterinspiegel?”. In der Antwort heißt es, dass maximal zwei Eier pro Woche verzehrt werden sollen und dass das Nahrungscholesterin einen direkten Einfluss auf das Serum-Cholesterin hat.

Cholesterin in der Nahrung muss nicht beschränkt werden

Diese Sicht gilt jedoch heute als überholt. Das amerikanische Dietary Guidelines Advisory Committee hat 2015 neue Leitlinien veröffentlicht, in denen festgehalten wird, dass gemäß aktueller Kenntnisse kein relevanter Zusammenhang zwischen dem Serum-Cholesterin und der Cholesterin-Aufnahme über die Nahrung besteht. In dem Bericht heißt es, dass Cholesterin kein Nahrungsbestandteil ist, dessen Aufnahme kontrolliert werden muss.

 Auf die Art der Fettsäuren kommt es an

Es scheint vielmehr auf den Anteil von gesättigten und ungesättigten Fettsäuren in der Nahrung anzukommen, wenn das Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen über die Ernährung beeinflusst werden soll. Fettes Fleisch, Butter und fettreiche Milch stehen demnach weiterhin unter Verdacht die Gefäße zu schädigen. Ein hoher Anteil ungesättigter Fettsäuren, deren Kohlenstoff-Atome durch eine oder mehrere Doppelbindungen verknüpft sind, gepaart mit einem niedrigen Anteil gesättigter Fettsäuren, scheint kardioprotektiv zu wirken.

Deutsche nehmen zu viel gesättigtes Fett auf

Deutsche Männer decken durchschnittlich 16 Prozent ihres Energiebedarfs durch die Aufnahme gesättigter Fettsäuren und auch deutsche Frauen bringen es auf einen beachtlichen Anteil von 15 Prozent gesättigter Fettsäuren des Gesamtenergiebedars. Empfohlen werden von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) sieben bis zehn Prozent. Während also das Ei wegen seines hohen Cholesterinanteils nicht mehr unter Generalverdacht steht, dürfen Lebensmittel mit einem hohen Anteil gesättigter Fettsäuren nur mit Vorsicht genossen werden.

 Vorsicht bei trans-Fetten

Ungesättigte Fettsäuren in trans-Formation stehen ebenfalls seit längerem in Verruf. Durch eine Erhöhung des LDL-Cholesterins im Blut führen sie zu einer Veränderung der Gefäßwände und können so zu kardiovaskulären Erkrankungen führen. Trans-Fettsäuren werden auch als gehärtete Fette bezeichnet und finden sich unter anderem in frittierten Produkten und Backwaren.

Freispruch für Cholesterin – Fette bleiben verdächtig

In der Patientenaufklärung und der Beratung von Risikopatienten ist die genaue Differenzierung der Ernährungsempfehlungen wichtig: Die neuen amerikanischen Leitlinien bedeuten keinen grundsätzlichen Freispruch für fettige Nahrungsmittel. Beim genauen Betrachten der Ernährungstabellen kann dem Cholesterin aber fortan weniger Aufmerksamkeit geschenkt werden.

Text: esanum/ kme

Foto: eelnosiva / Shutterstock.com