Clearingstelle für HIV-Infizierte geplant

Berlin hat sich als bislang einzige deutsche Stadt einer internationalen Initiative angeschlossen, die die Aids-Epidemie in Städten bis 2030 beenden wollen. Woran hapert es noch?

Mehr Menschen sollen HIV-Therapie bekommen

Berlin hat sich als bislang einzige deutsche Stadt einer internationalen Initiative angeschlossen, die die Aids-Epidemie in Städten bis 2030 beenden wollen. Woran hapert es noch?

Als Stadt mit den meisten HIV-Infektionen in Deutschland will Berlin mehr Infizierte auch in Behandlung bringen. Es sei noch ein Rätsel, warum es in der Stadt eine relativ hohe Quote von Menschen gebe, die zwar ihren Status kennen, aber nicht in Therapie seien, sagte Berlins Gesundheitssenatorin Dilek Kolat (SPD) am Donnerstag vor dem Kongress "HIV im Dialog".

Ein Fokus liege dabei auf Zuwanderern, die keinen Aufenthaltsstatus hätten. Um ihnen, aber auch allgemein Menschen ohne Krankenversicherung - unabhängig vom Gesundheitsproblem - den Weg in Behandlung zu ebnen, ist ab 2018 eine Clearingstelle geplant, wie Kolat sagte. Die Mittel dazu sollen aus einem Fonds kommen, für den zum Start demnach 300.000 Euro vorgesehen sind und für den darüber hinaus auf private Spender gehofft wird.

Berlin nimmt als einzige Stadt in Deutschland an Initiative teil

Berlin hat sich 2016 - als bislang einzige Stadt in Deutschland - einer Initiative angeschlossen, die bis 2030 die Aids-Epidemie in Städten beenden will. Bereits bis 2020 soll eines der Etappenziele erreicht sein: 90 Prozent der Menschen mit HIV wissen von ihrer Infektion, 90 Prozent erhalten eine Therapie, bei 90 Prozent davon ist HIV nicht mehr nachweisbar.

"Wir müssen bei der Prävention ansetzen", betonte Kolat. Kondome seien - trotz der heutzutage möglichen medikamentösen Prophylaxe - nicht aus der Mode geraten. Sie seien wichtig, auch weil eine Zunahme anderer sexuell übertragbarer Erkrankungen beobachtet werde.

Die Prophylaxe mit Tabletten, kurz PrEP, die bis vor kurzem wegen ihres hohen Preises außerhalb des Schwarzmarktes als kaum zugänglich galt, wird zwar in einem Pilotprojekt von Apotheken erschwinglicher. Die Kosten für die ärztliche Beratung vor der Einnahme und die engmaschige Betreuung währenddessen werden aber weiter nicht von den Kassen übernommen. "Das Einkommen darf nicht darüber entscheiden, ob jemand die PrEP nehmen kann oder nicht", sagte Ute Hiller von der Berliner Aids-Hilfe.

Bei dem Kongress beraten Fachleute am Freitag und Samstag, wie Berlin die Zahl der HIV-Infektionen reduzieren und das Auftreten von Aids verhindern kann. Geschätzt stecken sich in der Hauptstadt pro Jahr 430 Menschen mit HIV an.