Dem molekularen Mechanismus hinter Chemo-Resistenzen auf der Spur

Onkologie: Forscher entdecken molekularen Mechanismus hinter Resistenzen gegenüber Chemotherapeutika. Forschern des Bellvitge Biomedical Research Institutes (IDIBELL) in Barcelona ist es gelungen, einen Mechanismus für die multiple Resistenz gegenüber Chemotherapeutika zu identifizieren.

Onkologie: Forscher entdecken molekularen Mechanismus hinter Resistenzen gegenüber Chemotherapeutika.

Forschern des Bellvitge Biomedical Research Institutes (IDIBELL) in Barcelona ist es gelungen, einen Mechanismus für die multiple Resistenz gegenüber Chemotherapeutika zu identifizieren. Die Arbeit wurde im Proceedings of the National Academy of Sciences (PNAS) veröffentlicht und stammt von  Dr. Manel Esteller und Kollegen.

Die Einführung der Chemotherapie zur Behandlung von Krebserkrankungen stellte gewissermaßen eine Revolution auf dem Gebiet der Onkologie dar. Fälle, bei denen die Heilung nicht mehr mit der bloßen Entfernung des Tumors möglich war, konnten von dort an mit kurativer Absicht behandelt werden. Obwohl die Chemotherapie sich als ein äußerst wirksames und breit einsetzbares Therapeutikum bewiesen hat, bleibt bis heute eine große Limitation bei ihrer Anwendung bestehen: Tumoren entwickeln mit der Zeit Resistenzen gegen die Anti-Tumor-Medikamente. Es ist sogar schon seit geraumer Zeit bekannt, dass es Tumoren gibt, die eine Kreuzresistenz gegenüber verschiedenen Arzneimitteln vorweisen, obwohl sie noch gar nicht mit Chemotherapeutika behandelt wurden.

Zehn Prozent der malignen Dickdarm- und Magentumoren gehen auf Verlust eines Moleküls namens TP53TG1 zurück

Die Autoren stellten im Rahmen ihrer Studie fest, dass zehn Prozent der malignen Dickdarm- und Magentumoren durch den Verlust eines Moleküls namens TP53TG1 gekennzeichnet sind. Die Funktion dieses Moleküls in gesunden Zellen umfasst, die Aktivierung des Proteins YBX1 zu verhindern. Ohne die Kontrolle durch TP53TG1 in Magen-Darm-Tumoren gelangt YBX1 in den Zellkern, wo es die Aktivierung von Hunderten Onkogenen auslöst. In der Folge dieser Aktivierungen wird der durch Chemotherapeutika induzierte Zelltod dieser Tumorzellen verhindert. Sie verfügen somit über eine Resistenz gegenüber vielen Medikamenten, was die Prognose der betroffenen Patienten massiv verschlechtert.

Das Spektrum der durch diesen Mechanismus induzierten Resistenzen ist weitreichend und umfasst viele Arzneimittel, die üblicherweise bei der Behandlung dieser Krebsarten eingesetzt werden. Dazu zählen 5-Fluorouracil, Oxyplatin, Irinotecan und auch Arzneimittel, die neuere molekulare Ziele anvisieren, wie zum Beispiel die Kinase-Inhibitoren.

Nach der Veröffentlichung ihrer Ergebnisse in PNAS erklärte Dr. Esteller, dass sie nun untersuchen wollen, ob es Medikamente gibt, die diesen Mechanismus der multiplen Chemo-Resistenz umgehen können. Darüber hinaus möchte er testen, ob das Wiedererlangen der TP53TG1-Aktivität die Sensibilität der Tumorzellen gegenüber den analysierten Chemotherapeutika wiederherstellen kann. Sollte sich diese Theorie bestätigen, wäre das ein wahrer Gewinn für die Prognosen vieler betroffener Patienten.