Deutschland startet weltweite Initiative gegen Sepsis

Die Zahl der Sepsiserkrankungen in Deutschland wächst – einer neuen Studie zufolge zuletzt um 5,7 Prozent jährlich. Forscher starten nun eine Initiative, um das Problem weltweit anzugehen. Deutschland

Die Zahl der Sepsiserkrankungen in Deutschland wächst – einer neuen Studie zufolge zuletzt um 5,7 Prozent jährlich. Forscher starten nun eine Initiative, um das Problem weltweit anzugehen.

Deutschland will in der Weltgesundheitsorganisation dafür eintreten, den Kampf gegen Sepsis weltweit zu forcieren. Ziel sei es, in allen Ländern Daten zu dieser oft tödlichen Erkrankung zu erheben, stärker über Symptome aufzuklären und die Vorbeugung von Infektionen zu verbessern, sagte der Vorsitzende der Global Sepsis Alliance, Konrad Reinhart, am Donnerstag in Jena. Eine entsprechende Vorlage solle 2017 von Deutschland und anderen europäischen Staaten in die Vollversammlung eingebracht werden.

An einer Sepsis – umgangssprachlich Blutvergiftung genannt – sterben laut Reinhart in den Industrieländern jedes Jahr mehr Menschen als an Brustkrebs, Prostatakrebs und Aids zusammen. In Deutschland hat die Zahl der Erkrankungen in den vergangenen Jahren einer Studie zufolge im Schnitt um 5,7 Prozent zugenommen: zwischen 2007 und 2013 von rund 200 500 auf etwa 279 500, wie Wissenschaftler um Reinhart in der aktuellen Ausgabe des Deutschen Ärzteblattes berichten. Für fast jeden vierten Patient (24,3 Prozent) endete die Erkrankung tödlich. In Entwicklungsländern gehen laut Reinhart 60 bis 80 Prozent aller Todesfälle nach einer Infektion auf eine Sepsis zurück.

Sepsis soll global angegangen werden

Die Initiative sei wichtig, weil das Problem damit global angegangen werde, betonte der Leiter des UN-Umweltprogramms Achim Steiner. So könne es gelingen, Ressourcen zu bündeln und Behandlungsmöglichkeiten auch in ärmeren Ländern zu verbessern. Der Präsident des Robert-Koch-Institutes, Lothar-Heinz Wieler, betonte, die Vorbeugung von Infektionen sei ein wichtiger Schritt im Kampf gegen Sepsis. “Wenn sich eine Infektion gar nicht erst ausbilden kann, wird es auch keine Sepsis geben.” Dabei spielten eine bessere Schulung von medizinischem Personal genauso eine Rolle wie Verbesserungen beim Einsatz von Antibiotika und Impfungen besonders bei Risikogruppen.

Auf einem zweittägigen Symposium der Nationalen Akademie der Wissenschaften beraten Experten seit Donnerstag in Jena über Strategien gegen Sepsis. Laut Reinhart gibt es bisher kein spezielles Medikament für die Behandlung, so dass die Ärzte nur die Folgen bekämpfen könnten. Auf dem Symposium sollte über aktuelle Ergebnisse eines Medikamententests berichtet werden. Dabei gehe es um ein Mittel, das die Entzündungsantwort des Körpers reduziere, sagte der Fachmann. Das sei erfolgsversprechend an 80 Patienten getestet worden. “Es wird aber weiterer Studien dazu bedürfen.”

Jena gilt in Deutschland als Zentrum der Sepsisforschung. Hier ist seit 2008 ein vom Bund gefördertes Integriertes Forschungs- und Behandlungszentrum für Sepsis und Sepsisfolgen angesiedelt.

Text: dpa /fw

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