Gemeinsam stark: Sozialleben steigert Effektivität von Chemotherapie

Obwohl Krebs noch immer eine der Haupttodesursachen ist, haben sich die Überlebensraten in den letzten Jahren deutlich verbessert. ​​​​​​​Jüngste Forschungsarbeiten untersuchen nun, inwiefern soziale Interaktion während einer Chemotherapie die Überlebensraten von Krebspatienten beeinflusst.

Zwei Prozent höhere Überlebensraten durch soziale Interaktion

Obwohl Krebs noch immer eine der Haupttodesursachen ist, haben sich die Überlebensraten in den letzten Jahren deutlich verbessert. Jüngste Forschungsarbeiten untersuchen nun, inwiefern soziale Interaktion während einer Chemotherapie die Überlebensraten von Krebspatienten beeinflusst. 

Über soziale Interaktion und ihre Auswirkung auf Krebstherapien wie die Chemotherapie ist wenig bekannt. Deshalb hat ein Forschungsteam des National Human Genome Research Institute (NHGRI) in Zusammenarbeit mit der University of Oxford in Großbritannien den Einfluss sozialer Interaktion während einer Chemotherapie auf die Überlebensraten untersucht. Die Studie wurde in dem Journal Network Science veröffentlicht. 

Erstautor Jeff Lienert untersuchte, ob die Fünf-Jahres-Überlebensrate der Patienten durch Kontakt zu anderen Patienten verändert wird. Lienert und seine Kollegen überprüften die medizinischen Aufzeichnungen von 4.691 Krebspatienten, die sich in den medizinischen Einrichtungen in Oxfordshire einer Chemotherapie unterzogen. Die Patienten waren im Durchschnitt 60 Jahre alt und 44 Prozent von ihnen waren männlich. 

Die Forscher wollten Co-Präsenz auf einer Chemotherapie-Station untersuchen, daher entwickelten sie ein Netzwerk von Patienten, die eine solche Station mitbewohnen konnten. Lienert und sein Team berücksichtigten die Gesamtzeit, die die Patienten in gegenseitiger Gesellschaft verbrachten. 

Extremer Aufbau von Stresshormonen könnte Überlebenschancen verringern

Um sozialen Einfluss festzulegen, gewichteten die Wissenschaftler die Co-Präsenz von direkten Nachbarn, während sie die Fünf-Jahres-Sterblichkeitsrate berücksichtigten. Lienert erklärt die Methode der Studie: "Wir hatten Informationen darüber, wann Patienten bei der Chemotherapie-Station ein- und auscheckten. Wir betrachteten die Zeit, in der die Chemotherapie in einem Raum mit anderen stattfand als Stellvertreter für soziale Verbindung." 

Wenn die Krebspatienten Zeit mit Gleichaltrigen verbrachten, die wahrscheinlich keine weiteren fünf Jahre überleben würden, lag ihre Wahrscheinlichkeit ebenfalls innerhalb der ersten fünf Jahre nach dem Erhalt der Chemotherapie zu sterben, bei 72 Prozent. Wenn sie allerdings mit Patienten interagierten, die bereits für mindestens fünf Jahre überlebt hatten, sank die Sterbequote auf 68 Prozent. Die Wissenschaftler verglichen diese Ergebnisse mit den Überlebenschancen von Krebspatienten in Isolation und kamen zu dem Ergebnis, dass soziale Interaktion zu einem zweiprozentigen Anstieg der Überlebensquote führte. 

Auch wenn es sich um eine Beobachtungsstudie handelt, spekulieren die Wissenschaftler, dass die menschliche Reaktion auf Stress eine Schlüsselrolle spielen könnte. Ein extremer Aufbau von Stresshormonen, wie Adrenalin, könnte die Überlebenschancen verringern, spekuliert Lienert. Und soziale Interaktion könnte dabei helfen, diesen Stress abzubauen. Der Autor betont außerdem, dass es wichtig ist, soziale Unterstützung für Menschen, die sich einer Chemotherapie unterziehen, zu bieten, da der Einfluss sozialer Interaktion mit Krankenhausbesuchern genauso wichtig ist wie der Kontakt zu Mitpatienten. "Positive soziale Unterstützung ist sehr wichtig in Stressmomenten. Wenn man einen Freund hat, der an Krebs erkrankt ist, kann man ihm durch Gesellschaft während der Chemotherapie helfen, den Stress zu verringern. Dieser Einfluss ist wahrscheinlich genauso effektiv oder sogar effektiver als die Interaktion zwischen Krebspatienten", hält er abschließend fest.