Immer mehr Kinder mit Lippen-Kiefer-Gaumenspalten

Rund 1400 Kinder werden pro Jahr operiert, weil sie mit gespaltener Lippe oder Gaumen geboren werden. Der Eingriff wird immer schonender, aber auch die Fallzahlen steigen. Jedes 500. Kind in Deutsc

Rund 1400 Kinder werden pro Jahr operiert, weil sie mit gespaltener Lippe oder Gaumen geboren werden. Der Eingriff wird immer schonender, aber auch die Fallzahlen steigen.

Jedes 500. Kind in Deutschland kommt mit einer Lippen-Kiefer-Gaumenspalte zur Welt. Immer mehr Neugeborene sind betroffen: In den letzten 100 Jahren hat sich die Zahl der Fälle fast verdreifacht, wie der Direktor der Klinik für Mund-, Kiefer- und Plastische Gesichtschirurgie am Frankfurter Universitätsklinikum, Prof. Robert Sader, am Dienstag in Frankfurt berichtete.

Dass man im Gegensatz zu früher kaum noch Kinder mit dieser Fehlbildung sieht, liegt an immer besseren Operationsmethoden. Rund 1400 Kleinkinder werden Sader zufolge jährlich in Deutschland operiert, die meisten mit zwei, manchmal drei verschiedenen Eingriffen bis zum zweiten Lebensjahr.

Das Frankfurter Zentrum sei das einzige in Deutschland, das die Fehlbildung in einer einzigen Operation im Alter von sechs Monaten beseitige, sagte der Ärztliche Direktor der Uniklinik, Prof. Jürgen Schölmerich. Rund 300 Patienten operiert Sader pro Jahr in Frankfurt – ein Verfahren, das sich seiner Überzeugung nach bald an anderen Zentren durchsetzen wird.

Sader kritisierte, dass zu viele Kliniken mit zu wenig Erfahrung Spalten operierten und forderte eine Qualitätsvereinbarung und Mindestfallzahlen. Zum Teil würden noch immer brachiale Methoden angewandt, zum Beispiel einen verkürzten Unterkiefer monatelang mit einem Haken nach vorn zu ziehen. Schonender sei es, gleich nach der Geburt eine Platte einzusetzen, um die Zunge und damit das Wachstum des Kieferknochens zu stimulieren.

Lippen-Kiefer-Gaumenspalten entstehen im zweiten Schwangerschaftsmonat, wenn das Gesicht aus Einzelteilen zusammenwächst. Wieso das passiere, sei kaum erforscht, sagte Sader. Daher wisse man auch nicht, weshalb die Zahl wachse. Unter Umständen spielten die OP-Erfolge eine Rolle: Früher fanden Betroffene oft keinen Partner und bekamen keine Kinder, die diese Veranlagung weitervererben konnten.

Text: dpa /fw